rheinische ART
Start | | Über uns | Anzeigen | Impressum | Kontakt | Datenschutz

rheinische ART 12/2021

Archiv 2021

KULTURERBE
Bouquinistes online?

 

Die Corona-Krise hinterlässt überall tiefe Spuren. Die berühmten Bücherkisten-Betreiber  entlang der Seine in Paris darben.

 

Stand eines „Bouquiniste“ in Paris am Quai de Montebello. Bildquelle © Benh LIEU SONG (Wikimedia) / European heritage tribune

 

Es gibt sie bereits seit annähernd drei Jahrhunderten und sie sind – noch – eine der Touristenattraktionen in der französischen Hauptstadt.

     Die kleinen Buchhändler mit ihren grünen „Schachteln“, beidseitig an den drei Kilometer langen Seine-Quais in der Stadtmitte, sind eine Institution. Aber der Rückgang der Besucher bedingt durch Corona, Streiks, Terror und Wirtschaftskrise hat die Umsätze dramatisch einbrechen lassen.

 

Alternativer Handel: Plakate und Bilder statt Bücher. Foto © rheinische ART 2021

 

Das Kulturgut „Bücherstand“ mit seinem traditionellen Angebot an Belletristik, Romanen, Krimis, alten Karten und Stichen, Katalogen, Vichy-Souvenirs, Noten- und Reklameheften oder antiquarischen Postkarten droht zu verschwinden.

     Schon seit Jahren kann beobachtet werden, dass das Sortiment der über 200 Lizenzhändler zwangläufig in andere Richtung geht: da und dort ein Pornoheftchen, chinesischer Kleinkram, Plastik-Eiffeltürme, Schlüsselanhänger, Kühlschrankmagneten und Nippes.

     Der ein oder andere Händler hat sich in seiner Not auf derartiges verlegt oder schwenkt von analog auf digital und offeriert im Internet online. Das ist nicht das, was die beliebten und einst millionenfach besuchten „Bouquinistes“ ausmacht.

Die selbst ernannte größte Buchhandlung unter freiem Himmel, für die es jedoch in der indischen Kulturmetropole Kalkutta ein durchaus gleichwertiges Pendent gibt (mehr), gehört im Zuge der Architekturwürdigung der Stadt seit 2019 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Nicht wenige bibliophile Händler sehen dieses Erbe allerdings langsam absterben. Man sei nichts anderes mehr als bestenfalls folkloristisches Dekor, meinen einige.

 

Jean Herny Marlet Bouquinistes au Quai Voltaire, 1821, nach Adrien Victor Auger. Bildquelle © La vie parisienne à travers le XIXe siècle, Paris, E.Plon, Nourrit et cie. 1900, p. 458. Wikipedia gemeinfrei


Das ist schade, denn die Tradition ist groß. Alles begann an der Pont Neuf. Dort durften ambulante Händler ab 1723 Bücher verkaufen. Ab etwa 1816 war es ihnen gestattet, ihre Waren in Kisten auf den Ufermauern stehen zu lassen. Jahrzehnte später wurden die Quaimauern an der Seine zu festen Handelsplätzen, gegen Konzession und Jahresgebühr. Das markante Grün der Boxen wurde ebenfalls amtlich verordnet.

     Ab 1930 wurde die Länge eines Bücherstandes auf acht Meter reduziert. Letzte Regelungen für die Holzkisten erfolgten 1993 unter dem Pariser Bürgermeister Jaques Chirac. Jede Holzbox darf seither die Maße von zwei Metern Länge und 0,75 Meter Breite nicht überschreiten. Somit kann jeder Bouquiniste maximal vier Kisten an seinem Stand betreiben. Bei geöffneter Bücherschachtel darf die obere Kante nicht mehr als 2,10 Meter über den Boden ragen. Ordnung muss sein, bis die Klappe fällt.
rART/K2M


 

 

Die 
rheinische ART.
empfiehlt:

Mit GOOGLE ins Museum.


Das Google Arts & Culture Projekt zeigt Meisterwerke aus den Museen und Sammlungen dieser Welt.

► 
mehr

Und geht der Frage nach: Was ist Contemporary Art?

mehr