rheinische ART
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rheinische ART 02/2021

Archiv 2021

JOSEPH BEUYS
Große Show


100 Jahre Joseph Beuys: Museen und Kulturinstitutionen widmen sich 2021 dem im Rheinland geborenen Künstler.

 

Ein Graffito nahe dem Eingang des Museum Abteiberg in Mönchengladbach. Es zeigt den damaligen Museumsdirektor Johannes Cladders mit Joseph Beuys. Foto © rheinische ART. 2021

 

So viel Beuys gab es noch nie. In rund 20 Kulturorten wird der Kunstfreund dem Mythos Beuys in diesem Jahr nachgehen können. So interdisziplinär wie der Künstler selbst, der Bildhauer, Zeichner, Performer und vieles mehr war, so vielseitig sind auch die Programme der einzelnen Häuser.

 

Und die haben Spannungspotential. Ministerpräsident Armin Laschet ist der Schirmherr dieser wahrlich zahlreichen Präsentationen: „Joseph Beuys hat von Nordrhein-Westfalen aus weltweit Kunstgeschichte geschrieben. Er zählt zu den bekanntesten Kunstschaffenden Deutschlands und hat als Bildhauer, Aktionskünstler und Zeichner den Kunstbegriff revolutioniert. Der 100. Geburtstag von Joseph Beuys ist ein hervorragender Anlass, um zurückzublicken auf einen einflussreichen Künstler, der begeistert und inspiriert, der hinterfragt und zum Nachdenken anregt, der Kunst unabdingbar mit dem Leben, mit der Philosophie und Wissenschaft verbunden hat. Mit ‚beuys 2021‘ wollen wir den ‚Mann mit dem Filzhut‘ und sein Werk würdigen, ihn neu entdecken und seine Denkanstöße in die heutige Zeit übersetzen“, erklärt Laschet.

 

Am Joseph-Beuys-Ufer in Düsseldorf. Foto © rheinische ART. 2021

 

So vieles soll mit diesem Mammutprogramm also erreicht werden: Eine Würdigung, eine Neuentdeckung und eine kritische Hinterfragung. Das ist hoch aufgehangen und man darf auf das Angebot, dass die Kuratoren ausarbeiten, gespannt sein. Denn es stellt sich die Frage: Wie will man einen Joseph Beuys fassen? Er war ein Provokateur und ein Meister sozialer Interaktionen. Jeder, der sich ein wenig in der rheinischen Kunstszene bewegt, hat irgendwann mit Geschichten und Ansichten mit und über Beuys zu tun. Persönliche Blickwinkel stehen dabei im Vordergrund.

 

Spontan kann sich die Verfasserin dieser Zeilen an einige Begegnungen erinnern:
     Ein Künstler erzählte, wie er zusammen mit Joseph Beuys an der berühmten Bronze-Tür von Ewald Mataré am Kölner Dom arbeitete. Es war nach dem Kriege, das Essen rar, das Geld knapp. Zur Mittagszeit besuchten die beiden eine kölsche Kneipe und der Student bestellte, weil das billigste, einen eingelegten Hering. Beuys hatte kein Geld und bestellte nichts. Der Student teilte daraufhin den Fisch mit »dem ziemlich verrückten« Beuys. Eine Zeit später traf man sich in der Kunstakademie und Beuys schenkte ihm – und das zu seiner großen Überraschung - das mumifizierte Skelett des besagten Fisches. Seitdem hängt dieses fein gerahmt bei ihm an der Wand.
     Wieder ein anderer Künstler hält das Kreuz in der Kirche in Meerbusch für sein wichtigstes Kunstwerk. Ein Kreuz – das denkbar christlichste Symbol! Wieder ein anderer, der sich nicht zu den Beuys-Jüngern zählt und zur Professorenzeit von Beuys an der Kunstakademie studierte, sagt: „Geh mir weg mit dem. Was hab ich unter dem gelitten!“ Ein anderer beschwert sich: „Der hat mich von Düsseldorf (Akademie) nach Münster (Akademie) vertrieben…“
     Und noch jemand erzählt, wie er auf Beuys-Spuren am Niederrhein wandelte und beseelt war vom „Erweiterten Kunstbegriff“. Was dazu führte, dass er irgendwann einen Korb mit frisch gepflücktem Obst auf dem Boden neben einem Tischbein stehen sah und sich irritiert fragte: Ist das Kunst?


Aachen wird sich des berühmten Happenings an der Universität RWTH 1964 erinnern (mehr), in Kleve werden die Beuys-Atelierräume geöffnet (mehr), im Düsseldorfer k20 widmet man sich der Aussage „Jeder Mensch ist ein Künstler“ und in Schloß Moyland in Bedburg-Hau wird man sich mit Beuys und die Schamanen beschäftigen. Das vollständige Programm, das Ringlesungen, Theater, bildende Kunst und Konzerte umfasst, ist im Internet nachzulesen.


Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft: „Joseph Beuys hat mit einem progressiven Kunstbegriff und seinen Ideen von Demokratie und Freiheit etwas riskiert und bewegt. Seine Impulse beeinflussen bis heute den künstlerischen und gesellschaftlichen Diskurs. Zu Beuys‘ 100. Geburtstag werden wir seinem komplexen Werk in zahlreichen ihm gewidmeten Ausstellungen, Veranstaltungen und Projekten nachspüren, um es aus heutiger Sicht neu zu befragen.“
Irmgard Ruhs-Woitschützke


► Mehr Informationen www.beuys2021.de

 

Joseph Beuys, 1975, Foto © Caroline Tisdall

 

Künstlerische Leitung Das Projekt „beuys 2021“ wird von Eugen Blume und Catherine Nichols geleitet und ist bei Timo Skrandies am Institut für Kunstgeschichte der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf angesiedelt. Projektmitarbeiterinnen sind Anne-Marie Franz und Inga Nake.


Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW informiert zur Person Joseph Beuys: „Joseph Beuys (geboren 1921 in Krefeld, aufgewachsen in Kleve, gestorben 1986 in Düsseldorf) war Zeichner, Bildhauer, Aktions- und Installationskünstler, Lehrer, Politiker, Aktivist. Neben Marcel Duchamp, John Cage und Andy Warhol zählt er zu den bedeutendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Das Wesen, die Materialität, die Sprache, die Wahrnehmung der Grenzen und Aufgaben der Kunst veränderte er grundlegend. Beuys setzte sich in seinem universell angelegten Werk mit Fragen des Humanismus, der Sozialphilosophie und der Anthropologie auseinander. Seine Kriegserfahrungen als Soldat hatten einen wesentlichen Einfluss auf seine Werkentwicklung, die sich eine radikale Demokratisierung der Gesellschaft zum Ziel setzte. So hob er 1964 die Trennung zwischen seiner Biografie und seiner künstlerischen Arbeit auf: Sein Leben betrachtete er fortan als ein zu formendes Material. Dieses Modell bildete den Ausgangspunkt seiner plastischen Theorie, die 1982 mit seinem sozial-ökologischen documenta-Beitrag ‚7000 Eichen‘ ihren Höhepunkt erreichte. Bis heute ist sein Einfluss in künstlerischen und politischen Diskursen zu spüren … Joseph Beuys hat wie kein anderer Künstler seiner Zeit die Kunst mit gesellschaftlichen Prozessen verbunden, sie in einem universellen Anspruch der Politik, der Wissenschaft, der Philosophie und der Wirtschaft als schöpferische, verändernd wirkende Kraft angeboten. Seine weitreichenden Ideen sind auch heute aktuell. Sein frühes, mit der Frage nach den ökonomischen Verhältnissen verbundenes Engagement für die Umwelt ist nur ein Beispiel für seine Weitsicht. Als prägende Lehrerpersönlichkeit an der Düsseldorfer Kunstakademie hat er die Frage nach der Bildung neu gestellt. Das durch die Kunst erweiterte Denken und Handeln war sein zentrales Anliegen. In dem Satz 'Jeder Mensch ist ein Künstler' hat er eine universelle Weltgesellschaft angesprochen.“

 

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