rheinische ART
Start | | Über uns | Anzeigen | Impressum | Kontakt | Datenschutz

rheinische ART 04/2021

Archiv 2021

FRIEDENSMUSEUM
Remagen – ein Geschichtsplatz


Es gibt zahlreiche Orte, die in der europäischen Weltkrieg-II-Historie eine besondere Rolle einnehmen. Das Rheinuferstädtchen Remagen gehört ganz ohne Zweifel zu den bedeutendsten unter ihnen.

 

Ein US-Soldat auf dem rechtsrheinischen Basaltfelsen Erpeler Ley betrachtet die Brücke von Remagen. Das Foto wurde zwischen dem 8. und 17. März 1945 aufgenommen. Foto © US Army photograph, National Archives Washington, Bildquelle Wikipedia gemeinfrei

 

Was hier an den Tagen zwischen dem 7. und 17. März 1945 geschah, zählt zu den verblüffendsten und dramatischsten Vorgängen gegen Kriegsende im Westen Deutschlands. Die Eroberung der Eisenbahnbrücke von Remagen ist in vielen Publikationen und Dokumentationen beschrieben und analysiert worden: sie war kriegsverkürzend und brachte es als Story bis in die Filmstudios von Hollywood.

 

Die Einnahme der letzten intakten, nicht von Deutschen gesprengten Rheinbrücke bei Remagen, die Erstürmung des Ostufers durch US-Truppen und die Bildung eines Brückenkopfes unterhalb der Erpeler Ley hat Militärgeschichte geschrieben.
 

Nach der Einnahme der Brücke: Soldaten der 9. US-Panzerdivision auf der zweigleisigen Eisenbahnbrücke. Fotoquelle: Bundesarchiv, Bild 173-0422 / CC-BY-SA 3.0 gemeinfrei

 
Damit wurde das Kriegsende am Mittel- und Niederrhein eingeläutet (mehr). In den Folgetagen nach diesem denkwürdigen 7. März wurden über 25.000 US-Soldaten über die Brücke gebracht. Kampfeinheiten also, die somit für einen weiteren und schnellen Vormarsch in Richtung Osten und Ruhrgebiet zur Verfügung standen.
     

Die Ludendorff-Brücke nach der Eroberung im März 1945 mit Schäden an einem Strompfeiler. Foto © unbekannter US-amerikanischer Armeeangehöriger. US-Army photograph / National Archives Washington

 

Die Ostportale der Ludendorff-Brücke vor dem markanten Basaltfelsen Erpeler Ley und dem Bahntunnel, der der Zivilbevölkerung als Schutzraum bei Bombenangriffen diente. Der Tunnel wird heute als Theaterraum genutzt. Foto © rheinische ART 2021

 

Die nach dem General Erich Ludendorff benannte Überführung stammte aus dem Jahre 1919 und diente ausschließlich als zweigleisiger Eisenbahnweg und Fußgängerquerung zwischen den Gemeinden Remagen und Erpel.
     Der deutsche Versuch, die Brücke zu zerstören, gelang trotz Beschuss durch Artillerie und V-2-Rakten, den Einsatz von Kampfschwimmern sowie Attacken der Luftwaffe, nicht.
     Die einst aus architektonischer Sicht als eine der schönsten Brücken entlang des Rheins bezeichnete Stahlkonstruktion war zu einem entscheidenden Schauplatz an der Westfront geworden.
     Zwar stürzte sie wegen Beschädigung und Überlastung am 17. März ein, doch US-Pioniere hatten bereits im Schutz des Brückenkopfs am Ostufer Pontonquerungen bei Bad Breisig und Königswinter geschlagen, die den amerikanischen Vormarsch sicherten. General Eisenhower wird der Satz zugeschrieben: „Die Brücke ist ihr Gewicht in Gold wert!“
      Die vier Ruinentürme der Brücke stehen bis heute beiderseits des Stroms. Sie sind linksrheinisch seit 1980 als „Friedensmuseum Brücke von Remagen“ und Gedenkstätte ein greifbares Stück Zeitgeschichte am originalen Ort des Geschehens.
 

Friedensmuseum Brücke von Remagen in den linksrheinischen Brückentürmen. Foto © Friedensmuseum Brücke von Remagen / Stadt Remagen

 

Logo des Friedensmuseum Brücke von Remagen Foto © Museum

 

Eingeweiht wurde das Museum am 7. März 1980 von Hans Peter Kürten, Remagener Bürgermeister von 1965 bis 1994 und Urheber des Gedankens, in den massiven Portalen eine Gedenkstätte für den Frieden einzurichten. Finanziert wurde das Museum anfänglich durch den Verkauf von Souvenirs in Form kleiner Steine des Fundaments, eine Initiative des Bürgermeisters Kürten.
     Seither haben, wie es heute heißt, über 800.000 Besucher die Präsenzausstellung in den Westtürmen der ehemaligen Brücke besucht.
 

Das Lager A5 Sinzig im Sommer 1945. Tausende Gefangene starben aufgrund der schlechten Bedingungen. Foto © US Army photograph, National Archives Washington. Bildquelle Wikipedia gemeinfrei

 

Neben der Geschichte der Brücke wird dem Besucher auch Stoff zum Nachdenken über das Thema Krieg und Frieden geboten.
     In einem Schauraum würdigt das Haus eine bemerkenswerte Tatsache jener Jahre: nämlich die Existenz zweier riesiger Kriegsgefangenenlager, sogenannte Rheinwiesenlager, die die US-Army von April bis Juli 1945 entlang des Flusses unter dem Sammelbegriff „Goldene Meile“ eingerichtet hatten. Dort mussten rund 170.000 Wehrmachtsangehörige in Remagen (Prisoner of War Temporary Enclosure A2) und bis zu 118.000 Soldaten und Kombattanten in Sinzig (A5) unter freiem Himmel ausharren, bei katastropalen Versorgungs- und Hygienebedingungen. Die US-Army untersagte dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) bis 1946 die Bereitstellung von Hilfe und den Besuch von US-Gefangenenlagern in Deutschland
     An das grausame Geschehen im Frühjahr und Sommer 1945 erinnern neben dem Friedensmuseum heute die Kapelle „Schwarze Madona“ in Remagen, ein Gedenkstein in Sinzig und die Kriegsgräberstätte für Verstorbene der Gefangenenlager in Bad Bodendorf.
cpw

Friedensmuseum Brücke von Remagen
An der Alten Rheinbrücke 11
Eingang Rheinpromenade
53424 Remagen
Tel 02642 21863
Öffnungszeiten
7. März bis zum 15. November von 10 - 
17 Uhr
und zusätzlich Mai bis Oktober 10 - 18 Uhr
 
Derzeit ist das Museum wegen Umbauten geschlossen. Corona-bedingte Einschränkungen sind zu erfragen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Lee Miller: Hinter der Frontlinie hier
 1945 Alltag in Kölner Trümmern. Ein Rundgang  hier
 
 

 

 

Die 
rheinische ART.
empfiehlt:

Mit GOOGLE ins Museum.


Das Google Arts & Culture Projekt zeigt Meisterwerke aus den Museen und Sammlungen dieser Welt.

► 
mehr

Und geht der Frage nach: Was ist Contemporary Art?

mehr