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rheinische ART 06/2021

Archiv 2021

ARCHITEKTUR
Der Gerade, der Krumme und der Verdrehte


Mailand, Italiens Boom-Town und Wirtschaftszentrum Nummer Eins, hat ein Neubauviertel mit drei Türmen. Es soll ein weiteres Wahrzeichen der Stadt werden.

 

Die drei Türme im City Life Komplex: links Hadid Generali-Tower (Der Verdrehte), Mitte Libeskind PwC-Tower (Der Krumme), rechts Isozaki/Maffei Allianz-Tower (Der Gerade), Fotoquelle © Elle Decor Italia Foto © Courtesy Alberto Fanelli 2020

 

Vier Stararchitekten haben mit teils atemberaubenden Konstruktionen diese Wohn- und Geschäftstürme in den Himmel wachsen lassen, man könnte auch sagen, aus dem Boden in den Himmel gestampft.

 

     Seit 2004 hat das Unternehmen „City Life“ das ehemalige Messegelände im Westen der Stadt völlig umgestaltet und rund 2,2 Milliarden Euro in Erschließung und Bebauung gepumpt. Eine gewaltige private Investition, die seit der Ausschreibung wegen der namhaften Architekten, der bautechnischen Qualität und der umweltfreundlichen Projektidee viel Beachtung findet.

 

Verdrehte Optik La Storto (Torre Hadid oder Generali-Tower) 2018 Foto © Wikimedia 

 

Was da jetzt steht sind drei Hochhäuser (Tre Torri), gruppiert um einen zentralen Platz (Piazza Tre Torri) mit großer schöner Parkanlage und dem City Life Shopping District.

     Weit und breit kaum Autos und Fahrstraßen, dafür eine nagelneue Metrostation. Der Straßenverkehr ist weitgehend in den Untergrund verbannt. Überbaut und unterirdisch gibt es ferner ein Parkhaus mit 7.000 Stellplätzen.

     Dies braucht es auch, denn die Shopping Mall mit ihren Läden, Boutiquen, Restaurants und die für Italien typischen Caffè-Bars (mehr) zieht - trotz Corona - viel Publikum an. Über zehn Millionen Besucher sollen es 2019 gewesen sein, wie aus Fachkreisen zu hören ist.


Und drum herum? Attraktive Siedlungen mit insgesamt fast 650 Wohneinheiten, gedacht für „gehobene Schichten“ und nicht so sehr für Normalverdiener. Denn die Luxuswohnungen kosten schnell 1,6 Millionen Euro für 125 Quadratmeter.

     Geschwungene Wege führen zu ihnen, dazwischen viel Grün und Wasserbecken, da und dort Sitzgelegenheiten unter jungen Bäumen. Die Siedlungen heißen zum Beispiel Residenze Hadid und Residenze Libeskind. Und damit ist klar, wer diese Bau- und Landschaftskultur zu verantworten hat. Es sind vier Baumeister der Gegenwartsarchitektur: Daniel Libeskind, Zaha Hadid, Arata Isozaki und Andrea Maffei.

 

Zaha Hadid Residenzen in Mailands neuem Wohnquartier City Life. Foto © Zaha Hadid Architects 2020

 

Alles in allem: Eine urbane Super-Oase zum Wohnen und Arbeiten inmitten der quirligen Stadt, so die Eigenwerbung. Auf jeden Fall sicher, eingehegt, von Kameras und Securityleuten überwacht, eine abgeschottete elegante Welt.

 

Aufgang mit Rolltreppe im Allianz- Tower. Gestaltung Arata Isozaki und Andrea Maffei. Fotoquelle © Milanoevent.it 2020

 

Libeskind-Bau Dachkonstruktion. Fotoquelle Elle Decor Hearst Magazines Italia; Foto © Courtesy David Bombelli 2020 

 

Der höchste Turm mit knapp über 200 Metern stammt von dem Japaner Arata Isozaki und dem Italiener Andrea Maffei. Der schlanke Bau mit Büros für 3.800 Menschen heißt offiziell Allianz-Tower, für die Mailänder ist er „Il Dritto“, der Gerade.

     Zaha Hadid, die 2016 verstorbene irakisch-britische Architektin, gehörte zu den Innovativsten der Branche weltweit. Aus ihrem Planungsbüro stammt der ungewöhnliche Generali-Tower mit Kurven und gebogenen Balkonen, der längst den Namen „Lo Storto“, der Verdrehte, trägt.

     Daniel Libeskind schließlich, dem Düsseldorf den Luxus-Einkaufstempel Kö-Bogen verdankt, schuf auch in Mailand Bemerkenswertes: einen 175 Meter hohen, 28 Stockwerke umfassenden gebogenen Wolkenkratzer für die Unternehmensberatung PwC. Doch statt trockenem Kürzel mag´s der Volksmund lieber blumig. Sein nickname: „Il Curvo“, der Krumme.

 

Das neue Highlight in der Stadtentwicklung Mailands mag optisch überzeugen. Dennoch gab es von Anfang an viel Kritik. Wie immer waren die Hochbauten den einen zu hoch, den anderen zu krumm. So galten insbesondere die Türme als gigantisch, zu globalistisch und am urbanen Bedarf vorbei geplant.

     Wer braucht, so wurde schon nach dem 15. September 2008 und der folgenden Finanzkrise gefragt, so viel Bürofläche? Da war von Corona-Virus und Home-Office noch gar nicht die Rede. Die Covid-19-Pandemie, so ist anzunehmen, wird manche Prognose für das neue Mailänder Boom-Quartier ad acta legen.
rART/cpw

 

Als Beispiel für Mailands rasante wie innovative Bauentwicklung gelten die jüngsten Stadtquartiere Porta Nuova und das sensationelle Bosco Verticale (Senkrechter Wald). Sie veränderten die Stadtbilder einiger Viertel grundlegend und brillieren mit unverwechselbaren Gebäuden.

 


 

 

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