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rheinische ART 10/2021

Archiv 2021

EUROPALIA
Kunst an und auf Schienen


Wenn in Museen, Bahnhöfen und Eisenbahnzügen rund 70 Events präsentiert werden, muss der Anlass schon ein bemerkenswerter sein. Ist er! Belgien und die Europäische Union feiern 175 Jahre öffentliche Eisenbahn.

 

Ausstellung in Train World, dem offiziellen Eisenbahnmuseum der SNCB (Nationale Gesellschaft der Belgischen Eisenbahnen) im Brüsseler Bahnhof Schaarbeek. Bildquelle © Visit Flanders 2021

 

Zwar gab es im Jahre 1846 die Eisenbahn schon über zwei Jahrzehnte. Denn es war schließlich der englische Schienenweg Stockton – Darlington Railway, auf dem als erste öffentliche Bahn Passagiere beförderte wurden.

     Auf dem „Kontinent“ setzte sich die neue Technik ebenso rasant durch. Als erste Hauptstädte in Europa wurden Paris und Brüssel durch eine Eisenbahn verbunden. Daran erinnert das Kunstfestival EUROPALIA und die Europäische Kommission erklärte das Jahr 2021 zum Jahr der Eisenbahn. Und da Erinnerungsfeiern so schön sind, werden gleich zwei andere Gründungstermine einbezogen: Der elegante TGV (train à grande vitesse) wird in diesem Jahr 40, der Thalys 25.

     Aber es ist ein eurozentristischer Blick der Initiatoren. Schon vor fast 60 Jahren, genau genommen 1964, ging in Japan mit dem "Shinkansen"  der erste hypermoderne Hochgeschwindigkeitszug der Welt in Betrieb.

 

Intervention Derailed Foto © Nikola Milatovic Bildquelle © Visit Flanders 2021


Dennoch ist das Europa-Jubiläum eine gute Gelegenheit für das renommierte Kunstfestival EUROPALIA, seine diesjährige Ausgabe unter das Motto TRAINS & TRACKS zu stellen. Die Veranstalter widmen sich der Rolle der Eisenbahn in unserer Gesellschaft – gestern, heute und in der Zukunft. Das Besondere an dem Festival: Neben zahlreichen neuen Positionen in Museen und Kulturinstitutionen gibt es auf belgischen Bahnhöfen und in Zügen spannende multidisziplinäre Interventionen zu entdecken.

 

Claude Monet Train in the Snow (Eisenbahn im Schnee), 1875, Öl auf Leinwand, 59 x 78 cm. Sammlung Musée Marmottan Monet, Fotograf unbekannt, Bildquelle © Wikipedia gemeinfrei

 

Wassily Kandinsky Eisenbahn bei Murnau, 1909, Öl auf Pappe, 36 cm x 49 cm, Foto © Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele Münter Stiftung 1957

 

Historisches belgisches Werbeplakat des TEE (Trans Europa Express) aus den 1950er Jahren. Bildquelle Wikipedia gemeinfrei     

 

Werbeplakat für den Simplon-Orient Express Zug von Jacques Touchet (1930) © Orient Express Stiftungsfonds

 

Das Festivalprogramm fokussiert drei Themen: gesellschaftliche Auswirkungen, Zeit und Bewegung sowie Begegnungen und Abschiede.

     Das Auftaktthema zur gesellschaftlichen Relevanz des Bahnverkehrs verdeutlicht: Die Erfindung der Dampfzüge hatte immense Bedeutung und galt als Symbol für Modernisierung und Beschleunigung. Heute scheint sich die Rolle der Eisenbahn mit Blick auf Nachhaltigkeit und Entschleunigung erneut zu verändern.

 

EUROPALIA startet mit der Ausstellung „TRACKS TO MODERNITY“ im Königlichen Museum der Schönen Künste in Brüssel. Die Schau beleuchtet den Einfluss, den die Schienentechnik bis in die 1950er Jahre auf Künstler wie Claude Monet, Gino Severini, Giorgio de Chirico und Piet Mondrian ausübte.

     Sie alle waren fasziniert und inspiriert von Geschwindigkeit, Kraft und Schönheit der Eisenbahn, ihre Werke zeugen gleichermaßen von Enthusiasmus und unbestimmter Furcht vor Modernität. Performances und Installationen berühren Themen wie Immigration und Technologie und vermitteln eine zeitgenössische Perspektive.

 

Mehr als drei Dutzend Events finden in Bahnhöfen und Zügen statt. Eines der Highlights: die Performance La Ronde des französischen Tänzers und Choreographen Boris Charmatz (*1973) in der großen Bahnhofshalle von Brüssel-Nord. Es ist ein sechsstündiger Reigen aus Gesang, Tanz und Zwiegesprächen, bei dem Paare sich immer wieder treffen und miteinander verbinden.

     Neben Brüssels Bahnhöfen sind weitere außergewöhnliche Schauplätze die Stationen Antwerpen Central, Lüttich-Guillemins, Brügge, Leuven und Oostende sowie Züge im ganzen Land und in Europa, in denen Konzerte, Poetry Slams, Lesungen, Performances und gar Opern geboten werden.

 

Die Erfindung und die Weiterentwicklung der Eisenbahnen hatten bekanntlich nicht nur positive Folgen. So beschleunigten sie die Ausbeutung in den früheren Kolonien. Daran erinnert die Konferenz Trains & Tracks in Africa, die das Thema Mobilität und infrastrukturelle Anbindung im heutigen Afrika diskutiert, ausgehend von der Entwicklung der Bahn in der Kolonialzeit.

     Das Festival widmet sich ferner dem legendären Orient Express, der maßgeblich von dem Lütticher Bahnunternehmer Georges Nagelmackers entwickelt wurde (mehr) und lädt zu Phantasiereisen in der Schau INTER TRAVELS ein.
K2M

 

Das Kunstfestival EUROPALIA mit der diesjährigen Ausgabe unter dem Motto TRAINS & TRACKS dauert bis zum 15. Mai 2022.


Auswahl von Events

 Konferenz vom 16. und 17. März 2022 zum Thema Trains & Tracks in Africa im Vandenhove Pavillion und Royal Museum for Central Africa (mehr)
► Phantasiereisen und Orient-Express 26. Oktober 2021 bis 17.04.2022 Train World

► Ausstellung 18. Februar 2022 bis 15. Mai 2022 Rinus Van de Velde: INTER TRAVELS mit Werken unter anderen von Pierre Bonnard, Edvard Munch und Joan Mitchell im Bozar Brüssel (mehr)

► Weitere Informationen und das gesamte Programm finden Sie auf www.europalia.eu

 

 

 

 

 

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