rheinische ART
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rheinische ART 12/2011

 

Archiv 2011: aus "Übrigens"

Kunstpreis der Künstler 2012 in Düsseldorf

 

Walter Vogel, Fotograf

 

 

 

Josef Beuys, 1965 »Wie man dem toten Hasen

die Bilder erklärt«,

alte Galerie Schmela, Düsseldorf

 

Er hat berückende, unvergessliche Aufnahmen von ihnen gemacht, von Pina Bausch und Joseph Beuys. Die Tänzerin hat er noch im Haus seiner Mutter unter einfachsten Umständen fotografiert und Beuys, wie er sagt, irgendwie auch zufällig. Er hat den Künstler abgelichtet, als noch keiner wissen konnte, dass der niederrheinische Rebell einmal so prominent sein würde.

 

DAS WAR Mitte der 1960er Jahre und die einmaligen Bilder haben den Fotografen Walter Vogel so bekannt gemacht, dass er schon mal der „Fotograf von Pina und Beuys“ genannt wird. Sicherlich ist es nicht falsch, Walter Vogel so zu bezeichnen, als Beschreibung seines fotografischen Œvres greift es aber erheblich zu kurz. Ein Geheimnis um seine authentische Bildsprache gibt es nicht: es ist sein Talent, mit Feingefühl den richtigen, den unwiederholbaren Moment zu erfassen, die Seele des Augenblicks zu greifen und sichtbar zu machen.

 

Biografisches


Der 1932 in Düsseldorf geborene Vogel begann seine Laufbahn in den 1950er Jahren mit Motiven aus seiner näheren Umgebung, die die Rückkehr des Alltags im Nachkriegs-Deutschland thematisieren. Anfänglich war das Fotografieren für ihn eine Nebensache, denn er lernte Maschinenschlosser, wurde Ingenieur und arbeitete in verantwortlicher Position. Vielleicht hat diese technische Neigung es mit bewirkt, seinen Bildern die dokumentarische Aussage und die handwerklich technische Reife mit einer geschmeidigen Präzision und Tiefe zu geben, die im damals noch analogen Zeitalter so unnachahmlich war. Erste Erfolge stellten sich ein und als bereits 30jähriger begann er das Studium der Fotografie an der Folkwangschule und wurde Schüler von Otto Steinert. In Essen lernte er auch die Tänzerin Pina Bausch kennen und konnte sie zu einer Portraitserie überreden, die noch heute zu ihrem legendären Ruf beiträgt. Einmal eingetaucht in die damalige Kunstszene der Landeshauptstadt folgten weitere Portraits von Künstlern um die Düsseldorfer Galerie Schmela.

   Hier lernte der Fotograf bereits eine von ihm bevorzugte Art des Fotografierens kennen: die absichtliche Arbeitsweise mit einem Modell, das um sein Wollen, auch die Darstellung von Schönheit und schöner Körper, weiß. Doch sein Augenmerk gilt ebenso den „Kleinen Leuten“ wie dem Handwerker, gleich ob im Ruhrgebiet, in Neapel oder Abidjan. Vogel nennt diese Menschen in seinen biografischen Notizen ein „Heer der Namenlosen“. Und weiter: „Sie erweisen sich als die wahren Ikonen meiner Fotografie, die Handwerker in Marais, die Hühnchenrupfer in den Katakomben des Crawford Marktes in Bombay, der Fischhändler in Neapel, deren Konterfeis ich mit der gleichen Sorgfalt ausarbeite wie das eines Joseph Beuys.“

Pina Bausch, 1967

   Nach seinem Studium wird Vogel ein begehrter Industrie- und Werbefotograf, erlangt Starkult. Die Medien und die Werbewirtschaft waren seine Auftraggeber für großartige Kampagnen und lange Zeit fotografierte er als Bildjournalist für das ZEIT-Magazin. Seine Aufträge dauerten immer so lange, wie er wollte – oder die anderen ihn wollten.
   Zwischen dem auflagenorientierten Denken und der Freiheit des Fotografen stehend entschied er sich konsequent für letztere. Seine Neugier ließ Vogel in Milieus unterschiedlicher Kulturen eintauchen: in Kinderbordelle in Hongkong, in Slums in Kalkutta, aber auch in die Altstadtgassen von Genua. Sein jahrelanges Unterwegssein zeigte ihm die „Spannbreite menschlichen Lebens“ auf, die er auf seinen Filmen festhielt. Heute verfügt er über ein schier unerschöpfliches Werk, das er zu ausgewählten Themen – wie etwa „Espresso“ mit der Barlandschaft italienischer Cafés - in Buchpublikationen veröffentlicht.

 

Kunstpreis

 

Die Düsseldorfer Künstlerschaft ehrt Walter Vogel jetzt mit dem Kunstpreis der Künstler. Damit gibt sie ihrer Anerkennung für ein eindrucksvolles Lebenswerk, denn Walter Vogel zählt zu den großen Meistern seines Fachs. Seine Aufnahmen und Publikationen setzen bis heute Maßstäbe für die klassische Bildreportage. Für Walter Vogel war die Ernennung eine Überraschung. Eine, die ihn sichtlich erfreut. Und er fühlt sich nicht zu spät, sondern „genau richtig“ geehrt.


Umfassend präsentiert werden seine Werke in der „Grosse Kunstausstellung NRW Düsseldorf“ im Museum Kunstpalast vom 26. Februar bis zum 16. März 2012.(mehr)


Irmgard Ruhs-Woitschützke
 

 

©Fotos Walter Vogel

 

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