rheinische ART
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rheinische ART 11/2021

Archiv 2021

NS-DOK KÖLN
Karikaturen eines Erdarbeiters

 

Der junge französische Künstler Philibert Charrin wurde 1943, im Alter von 23 Jahren, vom Vichy-Regime zur Zwangsarbeit in das Deutsche Reich verpflichtet.

 

Philibert Charrin Ohne Recht (pas de lois) , ca. 1941/42 Bildquelle © NS-Dok Köln

 

Dort schuf er sich, abseits der harten Bedingungen, die Zwangsarbeiter zu erdulden hatten, eine eigene Welt. Eine Welt der Karikaturen und Zeichnungen.

 

Philibert Charrin "Mit 3 Jahren – mit 23 Jahren. Und so wird man älter …" Bildquelle © NS-Dok Köln

 

Philibert Charrin "Liebe Schwester Aimée, alles Gute zum Geburtstag, liebe Mutter – im Lager – Österreichischer Typ aus St. Lorenzen." Bildquelle © NS-Dok Köln

 

Philibert Charrin "Haben Sie denn da Deutsch gelernt? Oh! Nein! Gerade mal das Alphabet! OST=Ostarbeiter, P= Polen, IMI=Italienische Militärinternierte, KG=Kriegsgefangener, SU=Sowjetunion. Bildquelle © NS-Dok Köln

Mit einer ungewöhnlichen Sonderausstellung erinnert das NS-DOK an den französischen Künstler, der zwangsweise in den Jahren 1943 bis 1945 als „Erdarbeiter“ in der Steiermark nahe Graz eingesetzt worden war.
     Paul Philibert Charrin (1920–2007) war, wie seine Werke verdeutlichen, ein begabter Zeichner und Karikaturist, der schon in jungen Jahren politische Spottbilder anfertigte. Erste Arbeiten von ihm waren bereits 1939 in diversen französischen Zeitungen erschienen.

     Charrin setzte sich schon zu der Zeit mit dem Nationalsozialismus auseinander und karikierte Hitler, Göring und Goebbels. In der Steiermark zeichnete er, mit Blick für die Eigenheiten der Menschen, mit spitzer Feder das Lagerleben, die Arbeit und die Einheimischen.

     Eine Besonderheit in seinen Zeichnungen ist das Strichmännchen „Fifi“, sein Alter Ego, als beobachtender Kommentator in den Zeichnungen.

 

Den Karikaturen und Zeichnungen komme, wie das NS-Dokumentationszentrum in Köln betont, eine große Bedeutung zu. Sie stellen eines der wenigen zeitgenössischen Dokumente über die Zeit der Zwangsarbeit auf dem Gebiet der früheren Republik Österreich, die im Frühjahr 1938 dem Deutschen Reich „angeschlossen“ wurde, dar. Die Karikaturen geben Einblicke in die vielfach zu wenig beachtete Geschichte der westeuropäischen Zwangsarbeiter.


Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Charrins Lager-Zeichnungen ausgestellt und publiziert. Als französischer Künstler erlangte er in den Folgejahren mit seinen Gemälden und Collagen Bekanntheit.

     Für seine Karikaturen als Zwangsarbeiter interessierte sich aber auf Dauer niemand mehr. Er selbst verschloss diesen Lebensabschnitt in sich – bis kurz vor seinem Tod.
     Erst im Jahr 2016, nach mehr als 70 Jahren, zeigte das NS-Dokumentationszentrum diese einzigartigen Zeitzeugnisse zum ersten Mal nach 1946. Die Ausstellung wird nun in einer ergänzten und erweiterten Fassung präsentiert. Die Witwe Anne Charrin überließ dem NS-DOK 2019 sämtliche Zeichnungen, Karikaturen und Dokumente von Philibert Charrin aus seinen frühen Jahren bis 1945. Dies war Anlass, die Ausstellung zu erneuern.

cpw


Zu der Ausstellung ist ein 272 Seiten starkes Buch im Eigenverlag des NS-Dokumentationszentrums erschienen. Es kann für 15 Euro (zuzüglich Versandkosten) über nsdok(at)stadt-koeln(punkt)de bezogen werden.


Die Ausstellung "Philibert & Fifi, Karikaturen und Zeichnungen eines französischen Zwangsarbeiters" wird bis zum 30. Januar 2022 gezeigt.
NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
ELDE-Haus
Appelhofplatz 23-25
50667 Köln
Tel 0221 / 221-263-32
Öffnungszeiten
DI - FR 10 - 18 Uhr
SA, SO, Feiertag 11 - 18 Uhr
Jeden 1. Donnerstag im Monat (außer Feiertag) bis 22 Uhr

 


 

 

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