rheinische ART
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rheinische ART 12/2011

 

 

Archiv 2011: aus "Kunst erleben"

 

"paste up" der Künstlerin Swoon

In der Kunsthalle Barmen

 

 

Street Art

 

 

 

Ungefragt hinterlassen sie ihre Spuren. Ihre Arbeiten sind auf den Straßen der Welt zu betrachten. So weiß man von ihnen, den Street Art-Künstlern. Doch was mit Graffiti in den amerikanischen Großstädten der Ostküste vor nunmehr 40 Jahren begann, ist dabei, sich zu etablieren. Auch wenn die Szene eher anonym, teilweise immer noch illegal, ist: einige der Street Art-Künstler sind namhaft bekannt, ihre Arbeiten werden von einer internationalen Kundschaft als Urban Art erkannt und erzielen auf Auktionen bemerkenswerte Preise.

 

 

 

 

 

Werke von Ash, Boxi, Zezao und Boris Hoppek

 

UND NUN erobern sie sich ein neues Revier. Nicht mehr allein die Straßen, Brücken, Tunnel einer Stadt sind die Bildträger ihrer Kunst, sondern auch die Wände von Museen und Kunsthallen. Street Art im Museum: das ist kein Widerspruch sondern die logische Weiterentwicklung eines Privilegs der Jugendkultur hin zu einer frechen, provokanten, witzigen, überraschenden und erstaunlich professionellen Kunst (in Räumen!).

 

Speerspitze zeitgenössischer Kunst

 

Und dass Street Art mehr ist als die an der Hauswand ungeliebten Graffiti, ist derzeit in der Von der Heydt-Kunsthalle in Wuppertal zu sehen. Zur (Wieder)Eröffnung der Kunsthalle hat man einige der weltweit bekanntesten Kreativen dieser interessanten Szene eingeladen und ihnen erlaubt, ihre Malerei auf die frisch renovierten Wände zu bringen. Die Räume des Obergeschosses dieses - mitten im Zentrum der Stadt gelegenen und als „Haus der Jugend“ bekannten - historischen Gebäudes sind bereits seit mehr als 100 Jahren der Ausstellung von Kunst vorbehalten. Es ist also ehrwürdiges Terrain, dass diesen jungen Künstlern zur Verfügung steht. Denn schon 1914 wurden hier Werke von Alexij Jawlensky, Emil Nolde, Wassily Kandinsky und Kurt Schwitters, begleitet von heftigen Diskussionen in der Öffentlichkeit, präsentiert.
   13 internationale Street Art-Künstler folgten der Einladung und teilten die Räume zusammen mit dem Kurator Rik Reinking unter sich auf. Ausreichend Fläche stand zur Verfügung, und wer diese Spezialisten bei der Arbeit erleben durfte merkte schnell, dass Miniatur kein kennzeichnendes Merkmal der Street Art ist. Größe ist schon unabdingbar, auch wenn mit Blick auf die beginnende Kommerzialität ebenso galerieverträgliche Abmessungen langsam dazu gehören.

 

Vollblutkünstler mit und ohne Kapuzenshirt

 

Denn im Stadtbild versuchen sie, eingeübte Sehgewohnheiten aufzubrechen und einen Dialog mit der Öffentlichkeit herzustellen. So kann es passieren, dass ihre Werke als optische Stolperfallen den Betrachter erreichen. Oder eben nicht, aber das Vorbeigehen und Übersehen ist einkalkuliert. Nicht wie Werbung will man sein mit einer andauernden, womöglich lauten Präsenz, sonder viel subtiler mit temporären Aktionen unterschiedlichsten Charakters – Malerei, Skulptur, Performance – aufmerksam machen.
 

Auch dieses Bild von JR hängt mittlerweile an der Wand

 

Während der Hype um die Street Art anhält, stehen doch ihre Merkmale Vergänglichkeit und Spontaneität auf dem Prüfstand. Seit zahlreiche Galerien und Museen weltweit Ausstellungen organisieren, wird die Entwicklung weg von der Straße von einigen Akteuren als Verlust an Authentizität und Abkehr von den ursprünglichen Interessen empfunden. Doch viele Kreative begreifen die Situation als Chance und entwickeln neue Ansätze, die in der Ausstellung in Wuppertal deutlich werden.
Vielleicht muss man die Urban Art zumindest in Teilen als „sophisticated“ begreifen. Wo ihre Vertreter sind, entsteht Leben, wird Junges und Neues geboten, werden Spielarten verändert, andere Materialien verwendet, neue Techniken eingesetzt. Mal staunenswert, mal bewundernswert, immer überraschend und durch ihre unkonventionellen Auftritte bestens geeignet, ein weiteres Ziel dieser Ausstellung zu erreichen: junge Leute für Kunst zu interessieren und vielleicht zu begeistern.

Irmgard Ruhs-Woitschützke

 

Die Ausstellung „Street Art, meanwhile in deepest east anglia, thunderbirds were go“ ist noch bis zum 25. September 2011 zu sehen.

Von der Heydt Kunsthalle
Geschwister-Scholl-Platz 4-6
42275 Wuppertal-Barmen
Tel. 0202 / 563-6571

Öffnungszeiten
DI – SO 11 – 18 Uhr


Der Kurator Rik Reinking hat mit viel Kenntnisreichtum die Auswahl der Künstler vorgenommen. Es nehmen teil: ASH, HERBERT BAGLIONE, BOXI, BRAD DOWNEY, BEN EINE, FAITH47, BORIS HOPPEK, MARK JENKINS, JR, OS GÈMEOS, MIRKO REISSER (DAIM), SWOON, ZEZAO

 

 

©rheinische-art.de

©Fotos (4) Von der Heydt-Kunsthalle, (2) rArt

 

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