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rheinische ART 12/2020

Archiv 2020

AUKTION
Altmeister glänzte bei Lempertz


Zum Jahresende schloss das Kölner Auktionshaus mit einem Versteigerungsrekord. Für über 4,3 Millionen Euro wechselte ein französischer Altmeister den Eigentümer.

 

George de la Tour „Mädchen, in ein Kohlebecken blasend“ (La Fillette au braisier) um 1646, Öl auf Leinwand. 76 x 55 cm (oben 7 cm angefügt). Signiert oben rechts: ... a Tour. Bei der Versteigerung wurde der Schätzpreis von maximal vier Millionen übertroffen. Foto © Kunsthaus Lempertz 2020

 

Für aufsehenerregende Auktionen ist das Kunsthaus Lempertz stets gut. Es ist gerade acht Jahre her, da erzielte Lempertz für den „Alten Maler in seinem Atelier“ des Leidener Feinmaler-Pioniers Gerard Dou knapp 3,8 Millionen Euro. Am 8. Dezember 2020 wurde dieses Spitzenergebnis nun geknackt.

 

4,34 Millionen Euro bezahlte ein Käufer, vermutlich ein Museum, einschließlich Aufgeld für ein Altmeistergemälde des Lothringer Barockkünstlers Georges de la Tour (1593–1652). Der als Sensation deklarierte Kaufpreis markiert in zweierlei Hinsicht eine Höchstmarke. Noch nie wurde für den bodenständigen Maler aus Ostfrankreich so viel bezahlt. Und noch nie wurde in Deutschland, in dem bekanntlich eher selten für Kunstwerke mehrere Millionen auf den Tisch geblättert werden, eine derartig hohe Summe für einen Altmeister erzielt.

 

Meisterhaftes Hell-Dunkel: George de la Tour „Der Engel erscheint dem Hl. Josef im Traum“ (L'Apparition de l'ange à Joseph), Öl auf Leinwand, 93 x 81 cm, 1628/1645. Sammlung: Nantes, Musée des Beaux-arts Foto © Wikipedia gemeinfrei

 

Das Gemälde, um 1646 geschaffen, titelt „Mädchen, in ein Kohlebecken blasend“. Es ist ein signiertes museales Stück, das erstmals vor 70 Jahren in Toulouse auftauchte. 1957 wurde das Spätwerk bei Sotheby’s in London für 2.500 Pfund versteigert.

     1975 gelangte es über eine Auktion bei Christie´s in die Sammlung des deutschen Unternehmers Hinrich Bischoff, Gründer der Fluggesellschaft Germania, Geschäftsführer des Hamburger Logistikers Hapag Loyd und passionierter Kunstsammler. Es war das letzte der sogenannten „Nachtstücke“ aus der späten Schaffensphase de la Tours, das sich noch in privater Hand befand. Zusammen mit weiteren Kunstwerken aus dem Erbe des 2005 verstorbenen Sammlers kam es nun zur Versteigerung.

 

Der hohe Auktionserlös hat einen einfachen Grund. De la Tour ist bis heute ein in vieler Hinsicht rätselhafter Maler. Dokumente zu seinem Leben sind rar.  Nur 48 Werke von ihm sind bekannt. Sie sind durchweg im Besitz von namhaften Museen weltweit.

     Der Lothringer war lange Zeit in Vergessenheit geratenen und erst im 20. Jahrhundert als einer der ganz Großen der Kunstgeschichte anerkannt worden. Er verkehrte zwar gelegentlich an den Fürstenhöfen in Europa, blieb jedoch stets seiner Heimat Lothringen treu.

     Nicht die glanzvollen Kunstmetropolen Paris, Rom oder Florenz boten ihm eine Wirkungsstätte, sondern das provinzielle Lunéville, wie es bei Lempertz in der Vita des Meisters heißt.

     Erst vor wenigen Monaten waren es de la Tours dunkle „Nachtstücke“, die in der Vor-Corona-Zeit Besucher in Museen lockte. Dem Barockmeister gelang es, mit einer Kerze oder anderen einzelnen, gelegentlich nur indirekten Lichtquellen eine geheimnisvolle Hell-Dunkel-Wirkung erzielen. Die raffinierten Lichteffekte de la Tours stehen in der Tradition des italienischen Malerstar Caravaggio (mehr).
rART/ K2M

 

 

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