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rheinische ART 06/2020

Archiv 2020

MUNCH & KLINGER
Das Geschlechter-Drama


Zwei bedeutende Symbolisten, beide geniale Grafiker und beide dem Thema Mann und Frau und den Abgründen der Liebe zugetan. Zu sehen in einer interessanten Sonderschau im Kölner Wallraf.

 

Edvard Munch Zwei Menschen – Die Einsamen, 1899, Holzschnitt (Weißlinien) von zwei Platten (blau und schwarz) auf Japanpapier, Foto © Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Graphische Sammlung

 

Der Norweger Edvard Munch und der Deutsche Max Klinger, das sind wirklich zwei große Künstlernamen, die das Kölner Haus nun im Teil zwei seiner „Liebestrilogie“ zusammengeführt hat.

 

Edvard Munch Salome, 1903, Kreidelithographie auf Gampi-Japanpapier, Foto © Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Graphische Sammlung

 

Max Klinger Träume,1880/84 (Platte), 1920 (Abzug), Radierung, Aquatinta und Kupferstich, © LETTER Stiftung, Köln Foto © Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud

 

Wohl nur Spezialisten der Kunstgeschichte dürfte bekannt sein, dass sich der berühmte Edvard Munch (1863–1944) dabei von der Kunst des Leipziger Bildhauers, Malers und Grafikers Max Klinger (1859–1920) beeinflussen ließ.

     Wie groß dieser Einfluss war, zeigt die Sonderausstellung „Liebe am Abgrund“. Erstmals bringt das Wallraf dafür fünfzehn Klinger-Werke aus dem Zyklus Ein Leben mit neun ausgewählten Munch-Blättern zusammen. Die Ausstellung findet zum Gedenken an Max Klinger statt, dessen Todestag sich am 5. Juli 2020 zum hundertsten Mal jährt.


Beide Künstler reflektieren in ihrem Schaffen immer wieder die Anziehungskraft zwischen den Geschlechtern und die daraus resultierende Spannung.

     Ein Thema übrigens, das um 1900 – also dem Fin de Siècle mit seinem ausgeprägten Bewusstsein eines Epochenendes – nicht nur in der bildenden Kunst sondern auch in der Literatur, Musik und Philosophie beherrschend war.

     Die Kreativen schwankten in dieser Zeit des „Dekadentismus“ zwischen Euphorie und Aufbruch auf der einen und Zukunftsangst, Weltschmerz und Lebensunlust auf der anderen Seite.

 

Edvard Munch nahm etwa bis zu seinem 35. Lebensjahr in dieser künstlerisch markanten Ära immer wieder ganz konkrete Motive aus verschiedenen Klinger-Arbeiten und bearbeitet sie zu eigenen Kunstwerken.

     Die Kölner Graphikschau präsentiert diese verblüffend ähnlichen Darstellungen vom Träumen, Küssen, Lieben, Verlassen und Untergehen – also vom bekannten Drama der Geschlechter – überaus anschaulich.

     Schon 1881 lernte der erst 18-jährige Munch in einer Ausstellung in Oslo die Druckgraphiken Klingers kennen, der zu dem Zeitpunkt Mitte Zwanzig war. Zudem, so betonen die Wallraf-Kuratoren, hatten beide einen gemeinsamen Freund, den norwegischen Genremaler und Schriftsteller Christian Krohg.

 

Edvard Munch Meer der Liebe (Liebespaar in Wellen), 1896, Kreide- und Pinsel-lithographie auf Japanpapier, Foto © Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Graphische Sammlung4

 

Max Klinger Untergang, 1880/84 (Platte), 1920 (Abzug), Radierung und Kaltnadel mit Plattenton, © LETTER Stiftung, Köln Foto © Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud

Beide Künstler waren zeitlebens herausragende Graphiker, nahmen als solche aber sehr unterschiedliche Wege. Klinger verschrieb sich schon mit Anfang zwanzig der Radierung und sorgt dafür, dass die Graphik in Deutschland eine neue Akzeptanz erlangte. Erst Jahre später widmete er sich der Malerei und Bildhauerei und galt zeitweise als der deutsche Rodin. Munch hingegen folgte dem umgekehrten Weg. Er wechselte von der Malerei zur Graphik und wurde vor allem zum großen Neuerer des Holzschnitts.
rART/bra


Die Ausstellung "Liebe am Abgrund – Trilogie II Edvard Munch, Max Klinger und das Drama der Geschlechter" kann bis zum 20. September 2020 besucht werden.

Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Obenmarspforten 40, 
Am Kölner Rathaus
50667 Köln
Tel. 0221 / 221 - 211 19
Öffnungszeiten
DI – SO 10 – 18 Uhr


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