rheinische ART
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rheinische ART 04/2020

Archiv 2020

CLOUD-AUSSTELLUNG
Raffael – virtuell

 

Es ist Raffael-Jahr! Zum 500. Todestag des Renaissance-Meisters, am 6. April, steht das Kunst-Jahr 2020 ganz in seinem Zeichen. Ausstellungshäuser mir Raffael-Schauen mussten allerdings wegen der Corona-Pandemie schließen. Da ist ein virtueller Rundgang eine willkommene Alternative.

 

Raffael Der Tod des Ananias, Tempera auf Karton, 1516, 440 x 385 cm, Victoria and Albert Museum London Foto © Victoria and Albert Museum London 2020

 

Er war einer der bekanntesten Zeichner, Maler und Architekten Italiens und ist eine bis heute nachwirkende zentrale Figur der europäischen Kunstgeschichte: Raffaello Sanzio da Urbino, genannt Raffael. Die Buchungsplattform musement.com widmet dem Künstler der italienischen Hochrenaissance eine bemerkenswerte digitale Präsentation.

 

Raffael Selbstportrait, Öltempera auf Holz, 1506, 47,5 x 33 cm. Galleria degli Uffizi, Florenz, Foto © Galleria degli Uffizi, Florenz 2020

 

Raffael Der heilige Georg im Kampf mit dem Drachen, Öl auf Holz, 1505, 21,5 x 28,5 cm. National Gallery of Art, Washington USA Foto © National Gallery of Art, Washington USA 2020

 

Natürlich ist klar, dass der Blick auf den Bildschirm, das Smartphone oder iPad keinen Ersatz für einen realen Besuch vor Ort darstellen kann.

     Dennoch: In Zeiten behördlich angeordnetem „Social Distancing“ ist eine digitale Kulturvermittlung eine gute Lösung und allemal besser als keine.

     In dem digitalen Museum können Besucher über hundert Raffael-Werke betrachten, wie etwa das berühmte „Selbstportrait“ von 1506, das im Original in den Uffizien in Florenz hängt, das großformatige Werk „Der Tod des Ananias“ (1516) oder „Der heilige Georg im Kampf mit dem Drachen”. Letzteres ein Werk aus dem Jahr 1505 – der ersten Schaffensphase des gebürtigen Umbriers –, das seinen Stammplatz in der National Gallery of Art in Washington hat.

 

Die großen Vorteile einer derartigen virtuellen Schau liegen auf der Hand: sie ist derzeit nicht nur eine kostenfreie kulturelle Bildung und unabhängig von Öffnungszeiten, sondern sie ist auch bequem von zu Hause aus zu realisieren. So wird ein Zugang zu Kunst ermöglicht, auch wenn Museen und Galerien geschlossen sind.

     Es braucht allerdings nicht allzuviel Phantasie, um sich vorzustellen, dass diese Art von Schaustellung künftig - ob man will oder nicht - einen völlig anderen Stellenwert einnehmen wird. Das Museum der Zukunft wird auch ein virtuelles sein.

     

Die virtuelle Tour „500 Jahre Raffael” spiegelt die kurze aber enorm produktive Zeit des Künstlers, der mit Leonardo da Vinci (1452 –1519) und Michelangelo Buonarroti (1475 –1564) das sogenannte „Dreigestirn der mittelitalienischen Hochrenaissance“ bildete. Es ist erstaunlicherweise nicht viel über die Person Raffael bekannt. Nur wenige aussagekräftige Briefe sind erhalten und verlässliche Nachrichten oder Quellen rar, wie die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ (FAS) im Feuilleton vermerkt. 

     Besucher der virtuellen Schau können sich durch die Kunstwerke klicken oder diese nach Galerie, Museum oder Land filtern. Neben dem Titel der Gemälde wird ferner Hintergründiges geliefert, etwa wann ein Werk fertiggestellt wurde, wo das Original ständig ausgestellt ist und wie das Gemälde größentechnisch im Vergleich zu anderen Werken des Künstlers einzuordnen ist.

 

Raffael Bildnis eines jungen Mannes mit Apfel, Öl auf Holz, 1505, 35 x 47 cm; Galleria degli Uffizi, Florenz, Foto © Galleria degli Uffizi, Florenz 2020

 

Raffael wurde nur 37 Jahre alt. Seine Arbeiten sind in verschiedenen Museen und Galerien auf der ganzen Welt zu finden – von Italien über Deutschland bis hin zu Russland oder Brasilien. Der digitale Showroom von musement.com ermöglicht es den Besuchern, diese über den Globus verteilten Kunstwerke bis in das kleinste Detail zu genießen.

     Es sind drei Schaffensphasen, in die Raffaels schöpferische Zeit zu gliedern ist. Dies wird in der virtuellen Schau deutlich.

     In der ersten künstlerischen Periode, auf der Suche nach einer eigenen Formensprache (1504 –1507) setzte sich der junge Maler in Florenz mit zeitgenössischen Einflüssen auseinander, so mit der Kunst der genannten Maler Leonardo da Vinci und Michelangelo Buonarroti sowie der des Florentiners Fra Bartolommeo. Vorrangig schuf Raffael Madonnenbilder und religiöse „Zustandsbilder“ dieser Jahre.

     Rom markiert seine zweite Schaffensperiode (1508 –1513); sie ist geprägt durch die Idee der Hochrenaissance, vor allem in Form der Ausmalung von vatikanischen Zimmern, also den sogenannten Stanzen.

     Gegen Ende seines Lebens, seiner dritten Phase, vertiefte Raffael die Formproblematik, zu sehen in der Ausmalung der Loggien des Vatikans und in den von ihm entworfenen gewaltigen Fresken in dem Palazzo della Farnesina in Rom, die er mit höchster antikischer Heiterkeit ausführte.

     Seine Kunst, so wirkt es heute, verfertigte Raffael leichthändig. Ob er aber leichtfüßig gelebt haben mag, wie sich in der FAS der Kunsthistoriker Andreas Beyer fragt, bleibt unklar. Immerhin gibt es seit langem die Vermutung, der Maler sei "aufgrund notorischer erotischer Ausschweifungen" gestorben. So etwas soll vorkommen.

rART/ bra

 

Der Zugang in die virtuelle Ausstellung

„Wir feiern Raffael“ erfolgt über die Adresse

musement.com (hier)
 

Zitierquelle: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Nr. 14, 5. April 2020, S. 35 / Andreas Beyer, Die vielen Tode des Raffael von Urbino.


 

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