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rheinische ART 08/2020

Archiv 2020

BAUKUNST
Frau Architekt


Seit Beginn des 20. Jahrhunderts sind Frauen in Deutschland im Architektenberuf erfolgreich tätig. Also mehr als 100 Jahre lang. Und trotzdem sind sie bis heute oft hinter ihren Werken unsichtbar.

 

Lea Grundig Porträt Iris Dullin-Grund (1969) Das Porträt zeigt eine der einflussreichsten Architektinnen der DDR, Iris Dullin-Grund (*1933), umgeben von ihren Hauptprojekten, dem Generalbebauungsplan für Neubrandenburg und dem Hochhausturm des Hauses der Kultur und Bildung ebenfalls in Neubrandenburg. Iris Dullin-Grund war nicht nur ein Aushängeschild für die DDR, sondern auch im Westen sehr bekannt. Foto © Privatbesitz; © Ausstellung „Frau Architekt“ Düsseldorf Haus der Architekten 2020

 

Lilly Reich, die Weggefährtin von Mies van der Rohe (mehr) mag nicht nur in Fachkreisen ein Begriff sein. Bekannt geblieben ist sie vor allem im Rheinland. Schuf sie doch gelungene Markenauftritte für die Vereinigten Seidenwebereien (Verseidag) in Krefeld, ihre Möbelentwürfe sind bis heute Klassiker im Design und in der Innenarchitektur.

 

Elisabeth von Knobelsdorff, Hans Schmidt und Therese Mogger (v.l.n.r.) in der Technischen Hochschule München um 1907. Foto © Privatbesitz; © Ausstellung „Frau Architekt“ Düsseldorf Haus der Architekten 2020

 

Café „Samt und Seide“ für die Ausstellung „Die Mode der Dame“ in Berlin, 1927. Rekonstruktion von Sandra H. Yborra 2013/2014. Das Café wurde von Lilly Reich (1885–1947) und Mies van der Rohe gemeinsam realisiert. Beide arbeiteten bis 1938 eng zusammen und schufen unter anderem die Innenausstattung der Häuser Esters und Lange in Krefeld (mehr) sowie Haus Tugendhat in Brünn. Foto © Sandra Hernández Yborra.; © Ausstellung „Frau Architekt“ Düsseldorf Haus der Architekten 2020

 

Aber wem sagt heute Therese Mogger (1875–1956) etwas? Ihr wurde in der TH München als junger Studentin und später an der Königlichen Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg, nur der Status einer Gasthörerin zugestanden. Ihrer Kommilitonin Elisabeth von Knobelsdorff (1877–1959) ging es da besser: sie erwarb 1911 als erste Frau in Deutschland den Grad einer Diplom-Ingenieurin. Auch die Baumeisterin Verena Dietrich (1941–2004), als „Madame de Stahl“ in Fachkreisen einst ein klangvoller Name, ist heute eher eine Unbekannte.

     Und schließlich: Wer denkt beim Kuchenkonsum im Café Heinemann an Ellen Birkelbach (1924-2011), die über 50 Jahre ein eigenes Büro für Innenarchitektur unterhielt und nicht nur ikonische Ausstattungen für das besagte Café entwarf, sondern auch die Interieurs der Kundenhallen und Chefetagen in der Deutschen und Dresdner Bank auf der Königsallee in Düsseldorf.

     Eine Frau im Übrigen, die darüber hinaus als Hochschullehrerin eine ganze Generation von heute tätigen Innenarchitektinnen prägte.


Eine Ausstellung im Düsseldorfer Haus der Architekten am Zollhof zeichnet in dankenswerter Weise ein anderes Bild! Unter dem Titel „Frau Architekt. Seit mehr als 100 Jahren Frauen in der Architektur“ werden berufliche Werdegänge sowie vorbildliche Bauten von Architektinnen präsentiert.

     Die Schau, so formulieren es die Veranstalter, soll historische und aktuelle Architektinnen als Vorbilder zeigen, Identifikation ermöglichen und jungen Frauen Mut machen, den Beruf einer Baumeisterin zu ergreifen. Die Ausstellung möchte, so heißt es weiter, den Frauen hinter ihren Werken ein Gesicht verleihen.


Die Schau besteht aus zwei Teilen. Bereits 2017 konzipierte das Deutsche Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt eine Ausstellung mit demselben Titel. Aus dieser umfangreichen Exposition präsentiert das NRW- Museum der Baukultur neun historische Architektinnen aus der Zeit vom späten Kaiserreich bis in die 1970er Jahre und erinnert an deren Lebensläufe und Tätigkeitsfelder.

     Aus der Frankfurter Ausstellung wurden vor allem jene Frauen ausgewählt, die eng mit der Architekturszene im heutigen NRW verbunden waren.

 

Verena Dietrich (1941–2004) Fußgängerbrücke im Mediapark, Köln, 1993/94. Verena Dietrich wagte 1982 den Sprung in die Selbstständigkeit, ohne Partnerin oder Partner und ohne Auftrag. Aus einem Wettbewerb ging die Brücke im Kölner Medienpark hervor. Der Architekturhistoriker Wolfgang Voigt charakterisierte Dietrich charmant als „Madame de Stahl“. Foto © Harald Oppermann, Köln. © Ausstellung „Frau Architekt“ Düsseldorf Haus der Architekten 2020


Ein zweiter, vom Museum der Baukultur neu kuratierter Schauteil beschäftigt sich mit der aktuellen Situation von Architektinnen aus NRW. 20 Projekte veranschaulichen die Arbeit und die architektonischen Haltungen von 20 Baumeisterinnen. Längst sind Frauen, anders als in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in allen Bereichen und Typologien der Architektur tätig: Ihre Projekte umfassen Hochhäuser, prestigeträchtige Kulturbauten, exklusive Wohnhäuser als Gesamtkunstwerke, Store-Konzepte für große Marken, städtebauliche Konzepte, Bundesgartenschauen und nachhaltige Gestaltung von Freiräumen mit multifunktionalen Aufgaben. Die Ausstellung ist ein längst fälliger Blick auf eine gesellschaftlich wichtige Entwicklung.
rART/bra


Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt von Baukultur Nordrhein-Westfalen mit dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) und der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen.


Die Ausstellung „Frau Architekt. Seit mehr als 100 Jahren Frauen in der Architektur“ kann bis zum 2. Oktober 2020 besucht werden.

Haus der Architekten
Architektenkammer NRW

Zollhof 1
40221 Düsseldorf
Tel 0211 49670
Öffnungszeiten
MO
–DO 8–17 Uhr
FR 8–13 Uhr
SA, SO geschlossen

 

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