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rheinische ART 01/2020

Archiv 2020

MUSIKGESCHICHTE
Wohin mit Stockhausens Studio?


Ist dieses Relikt einer analogen Welt ein Weltkulturerbe? Da streiten sich die Geister. Aber ein einzigartiges Zeugnis einer globalen Musikentwicklung ist das „Studio für elektronische Musik“ ganz ohne Zweifel!

 

Karlheinz Stockhausen und "Synthi 100", Fotoquelle © Stiftung Mödrath 2020

 

Seit mehr als zwei Jahrzehnten sucht der Westdeutsche Rundfunk (WDR) in Köln ein angemessenes neues Domizil für diese Urzelle einer einst völlig neuen, elektronischen Musik.

      Bislang fristet die Einrichtung, deren Wurzeln bis in das Nachkriegsjahr 1951 mit dem Nordwestdeutscher Rundfunk (NWDR) zurückreichen, ein mehr schlecht als recht zu nennendes Schattendasein in einer Kölner Vorort-Industrieimmobilie.

 

Herbert Eimert Komponist, Musiktheoretiker und Musikjournalist gründete 1951 das weltweit erste Studio für elektronische Musik des WDR, Fotografie aus dem Jahre 1955, © Photo WDR

 

Der Komponist und Musiktheoretiker Herbert Eimert (1897-1972) gründete damals dieses weltweit erste Studio für elektronische Musik. Seinen Ruhm als experimentelles Tonstudio erlangte die Einrichtung jedoch mit dem Jahrhundertkomponisten Karlheinz Stockhausen.

     Er war von 1963 bis 1989 deren Künstlerischer Leiter, erschuf dort weltberühmte Kompositionen und hinterließ dabei der technisch hochgerüsteten Aufnahmeinstitution auch selbstgebaute Musikapparate.

     Enorme Impulse gingen in den Jahren unter Stockhausens Ägide von dem Studio am Wallrafplatz, der Stadt Köln und dem Rheinland aus, einer Region, die damals der Kristallisationspunkt für moderne elektronische Musik war.

     Ob Kraftwerk, CAN, Iannis Xenakis, György Ligeti, Pierre Boulez oder Mauricio Kagel, sie alle bezogen aus Köln „Neue Klänge“, nämlich elektronische. Und dieser neue Sound beeinflusste die gesamte weltweite Musikgeschichte mit Elektro und Tecno bis heute nachhaltig.


Im Frühjahr 2015 bot die Stiftung Haus Mödrath dem WDR die dauerhafte und kostenfreie Überlassung von Räumlichkeiten zur Unterbringung des historisch wertvollen Studios für elektronische Musik an, unter der Bedingung, dass die Räumlichkeiten entsprechend hergerichtet und das Studio dort betrieben wird.

     2017 wurde der Eindruck erweckt, dass der Umzug nach Mödrath in trockenen Tüchern sei (mehr). Dem war offenbar nicht so.

     Nach fast fünf Jahren, so meldete die Stiftung Mödrath nun, hätte der WDR die letzte Annahmefrist kommentarlos verstreichen lassen. Der WDR sähe sich, so die Stiftung, nicht in der Lage, das „Studio in Haus Mödrath zu betreiben und zwar auch dann nicht, wenn es mehrere Betreiberpartner gäbe und es den WDR selbst keinen einzigen Cent kosten würde.“

 

Blick auf das Haus Mödrath vom Garten aus. Foto © Sollich Architekten Berlin 2017


Warum sich gerade Mödrath für eine angemessene neue Heimat eignet? Hier spielt die prägende Figur des Komponisten Stockhausen die große Rolle. Er kam 1928 in Haus Mödrath, einem ehemaligen Herrenhaus bei Kerpen, zur Welt, als dieses noch ein Wöchnerinnenheim war.

     Heute ist Haus Mödrath eine restaurierte Kultureinrichtung, in der vor allem in wechselnden Ausstellungen zeitgenössische Kunst der Öffentlichkeit präsentiert wird (mehr). Für das geschichtsträchtige und in seiner technischen Gesamtheit einzigartige WDR-Studio steht ein zweigeschossiges Nebengebäude mit über 300 Quadratmetern Grundfläche bereit, erklärt die Stiftung. Was also, mag der geneigte Zeitgenosse kopfschüttend fragen, hindert daran, diese Pioniereinrichtung der elektronischen Musik in eine neue sachgerechte, attraktive Unterkunft zu überführen?
K2M

 

 

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