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rheinische ART 03/2021

Archiv 2021

OPER KÖLN
Am Zauberzaun

 

Corona kann bekanntlich Trübsinn fördern, den Corona Blues! In manchen Fällen allerdings auch bemerkenswerte Kreativität.

  

Es gibt Schauhäuser, die gewähren Corona-gerechte Einblicke in Ausstellungen, indem sie Exponate hinter Glasfenstern präsentieren. Fotokunst am Bauzaun ist ein kreativer Ausreißer. Foto © ENCANTO, Oper Köln Anja Schlamann

 

Kunst am Bau ist seit Langem eine durchaus bekannte Größe in der Kulturwelt. Kunst am Bauzaun dagegen eher selten. Diesen ungewöhnlichen Weg wählte die Kölner Fotografin Anja Schlamann.

 

Motiv „Carmen“ im Auditorium. Foto © ENCANTO, Oper Köln Anja Schlamann
 

Unter dem Titel ENCANTO hängen an den Bauzäunen der Oper Köln am Offenbachplatz in einer Pandemie-gerechten Außenpräsentation Fotografien mit Motiven aus dem Innenleben des Bühnenhauses. Sie entstanden bei den Sanierungsarbeiten 2012.

     Die Positionierung der Foto-Serie an der Baustellenabsicherung kann als ein Symbol für die seit acht Jahren laufende Instandsetzung der Oper gelesen werden.
     Von 2012 bis 2015 wurde das Musikhaus umfassend saniert. Der Bau stammt von Reißbrett des Kölner Architekten Wilhelm Riphahn (mehr), wurde 1957 eingeweiht und galt seinerzeit als „schönstes Theaterhaus“ im Nachkriegsdeutschland.

 

Opernhäuser sind bekanntlich seit jeher Orte einer ganz besonderen Kunstwelt. Hier werden Zuschauer verzaubert, beglückt oder irritiert, die vorherrschende Stimmung freudig bis unbeschwert. Die artifizielle, ohne auf Widerspiegelung der Wirklichkeit bedachte Fantasiewelt, lässt immer wieder individuelle Vorstellungsbilder entstehen und bietet Raum für neue Inszenierungen.

     Anja Schlamann hat in ihrer Serie ENCANTO das gesamte Opernhaus in Köln kurz vor seinem Umbau als einzigartige architektonische Bühne genutzt. Repräsentatives wie auch der Öffentlichkeit meist Verborgenes hinter der Bühne wird fragmentarisch gezeigt. Lakonisch und voller Details lassen sie Spuren eines 60-jährigen Theaterlebens erkennen.

 

Motiv „Carmen“ im Foyer. Foto © ENCANTO, Oper Köln Anja Schlamann

 

Der nüchterne Blick auf Sitzreihen, Garderoben, Requisitenkammern und Schminktische erhält durch die überraschend wiederkehrende Präsenz der Figur Carmen eine momenthafte Ebene.

     Sie zeigt sich fließend und transparent, voller emotionalem Reichtum und Zauber. Über diese theatralisch gespielte Rolle wird der Blick des Betrachters in die Seele der Opernräume geleitet:

     Carmen als Spielerin, Zauberin, Botschafterin und Mittlerin zwischen den Welten. Es ist wie eine Inszenierung außerhalb der Bühne. Und mit den Fotografien, wie es heißt, entfalte sich die Kunstwelt Oper in einem bislang unerhörten, klanglosen Urzustand, so als erzähle sie ihre eigene Geschichte.

 

Die Fotografin ist dabei Regisseurin und Schauspielerin in einer Person. Sie inszeniert das wechselseitige Spiel um den Blick zwischen Zuschauer und Schauspielerin. Der wunderbar geheimnisvolle Auftritt im Opernhaus wird so zu einem eigenständigen Bild modelliert.

     Der Akt des Wiederkehrens mündet im Juni 2021 in ein performatives Event, in dem das Zurückkehren inszeniert wird, untermalt von Musik und erzählten Geschichten aus dem Innen- und Außenleben rund um die Oper Köln.

 

Die Außenausstellung „ENCANTO Die Oper Köln“ auf den Bauzäunen rund um das Gebäude am Offenbachplatz in Köln wird bis Ende 2021 gezeigt.

 

Buch zur Ausstellung: ENCANTO Die Oper Köln, dt./engl., Kehrer Verlag, 76 Seiten, 36 Abb., Heidelberg 2014

 

 

 

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