rheinische ART
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rheinische ART 12/2013

 

ARCHIV 2013

Vier sizilianische Maler interpretieren Goethe

 

La Scuola di Palermo


Dass einer der Deutschen liebsten Literaten, Johann Wolfgang von Goethe, mit seiner „Italienischen Reise“ den Grundstock legte im Herzen seiner Landsleute, dieses südliche Land Europas irgendwie zu lieben, ist unstrittig. Nur wenige wissen aber, dass Goethe das Festland verließ und mit dem Schiff nach Sizilien reiste.

 

Francesco de Grandi, Distruttore, Tinte auf Papier, 30 x 21 cm

 

Alessandro Bazan, Nausicaa, Stift und Aquarell auf Papier, 29,5 x 21 cm

FÜR DEN DICHTER sollte der Aufenthalt auf der Insel im Frühjahr 1787 ein ganz besonderer werden. Das Eiland faszinierte ihn so sehr, dass er in privaten Briefen bemerkte: „Von meinem Innersten und den glücklichen Folgen die ich fühle kann und mag ich nichts sagen. Dies ist ein unsäglich schönes Land ...“ (Brief an Charlotte von Stein) und: „Die Reise durch Sicilien [...] wird mir ein unzerstörlicher Schatz auf mein ganzes Leben bleiben“ an den Diener Seidel. Aus seiner Feder stammt der bekannte Satz: „Italien ohne Sicilien macht gar kein Bild in der Seele: Hier ist erst der Schlüssel zu allem.“
   Vier sizilianische Künstler der Künstlervereinigung „La Scuola di Palermo“ haben sich im Rahmen des Kunstprojektes „Düsseldorf – Palermo“ intensiv mit den Schriften Goethes über ihre Insel auseinandergesetzt. Seit 2011 folgten sie Goethes zu Papier gebrachten Gedanken und Empfindungen und brachten ihre eigenen zeitgenössischen Interpretation zwar malerisch, aber ebenfalls zu Papier. Ihre Arbeiten sind nun im Düsseldorfer Goethe-Museum in Verbindung mit eigenhändigen Zeichnungen des Dichters ausgestellt.

   Francesco de Grandi beschäftigte sich mit dem Thema der Monster, dem Goethe bei seinem Besuch der Villa Palagonia, wenige Kilometer außerhalb Palermos gelegen, in dem Figurenschmuck begegnete. Die grotesken Statuen, Monster mit menschlichen Gesichtszügen, haben der Villa den Beinamen „Villa dei Mostri“ verschafft. „Diese Bildsprache der sizilianischen Bildhauerei interessierte ihn so sehr, dass er das Adjektiv `palagonisch´ erfand, um damit später auch das Groteske in der deutschen Literatur zu kennzeichnen“ heißt es im Katalog zur Ausstellung.

   In Palermo begann Goethe, stark an der Antike interessiert, sich vermehrt mit Homer und dessen Odyssee zu beschäftigen. Eine Reise, deren Wohin und Sinn sich kaum erschließt. Dies führte Goethe, der sich ja selbst auf einer Reise befand, zu der elementaren Frage, was der Grund seiner Reise sei. Bei Homer begegnet Odysseus dem Mädchen Nausikaa und verlässt es doch, um seine Reise fortzusetzen. Nausikaa sucht daraufhin den Tod. Und Goethe? Die Geschichte trägt die Züge einer Melancholie, einer Sehnsucht, die Alessandro Bazan in seinen Mädchenbildern und Akten darstellt.

 

Fulvio di Piazza, Uno, Tusche auf Papier, 50 x 70 cm

 

Surreal anmutende Pflanzen zeigt Fulvio di Piazza. Sein Thema ist das starke botanische Interesse Goethes, der sich von der Flora Siziliens überwältigt zeigt und die ihn veranlasste, nach der Urpflanze zu suchen. Wenn es sie gibt, so seine Überzeugung, dann ist sie vielleicht hier zu finden: „Ob ich nicht unter dieser Schar die Urpflanze entdecken könnte.“ Für ihn waren die Pflanzen in einem ständigen Prozess der Verwandlung begriffen, erlebbar mit den Augen als reale Form, mit dem inneren Auge als Begriff, schreibt der Kurator Alessandro Pinto hierzu.

Andrea di Marco, o.T., Öl auf Papier,

100 x 70 cm

   Was macht Sizilien zum Schlüsselbild für das Verständnis Italiens? Dieser Frage geht Andrea di Marco nach und findet eine Antwort in den Eindrücken, die Goethe niederschrieb. „Mit keinen Worten ist die dunstige Klarheit auszudrücken, die um die Küsten schwebte, als wir am schönsten Nachmittage gegen Palermo anfuhren. Die Reinheit der Konturen, die Weichheit des Ganzen, das Auseinanderweichen der Töne, die Harmonie von Himmel, Meer und Erde. Wer es gesehen hat, der hat es auf sein ganzes Leben.“ (Goethe in Palermo, 3. April 1787)


 In dem am 30. Juni 1956 in Düsseldorf der Öffentlichkeit zugänglich gemachten kulturhistorischen Spezialmuseum zu dem klassischen deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) werden permanent knapp 1000 Originalzeugnisse zu Leben und Werk präsentiert. 

 Das Projekt „Düsseldorf – Palermo“ ist eine Aktion des Vereins zur Veranstaltung von Kunstausstellungen e.V. Düsseldorf. Der Verein dp Düsseldorf – Palermo mit dem Ziel eines regelmäßigen Künstleraustausches ist in Gründung.
Irmgard Ruhs-Woitschützke

 

Die Ausstellung „La Scuola di Palermo“ ist bis zum 22.09.2013 zu sehen.
Goethe-Museum
Anton-und-Katharina-Kippenberg Stiftung
Jacobistraße 2
40211 Düsseldorf

Öffnungszeiten
DI - FR + SO 11-17 Uhr
SA 13-17 Uhr

 

Verein Düsseldorf Palermo e.V. (mehr)

 

©Fotos (4) La Scuola di Palermo / Künstler

 

 

 

 

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