rheinische ART
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rheinische ART 08/2013

Archiv 2013

KÖLN NEU ENTDECKEN 

Spitzenreiter

 

Übermütig: Es sind atemberaubende Fotografien, fast in der Anmutung hyperrealistischer Malerei, aufgenommen aus über 150 Metern Höhe vom höchsten Gotteshaus des Rheinlands. Im August hatten zwei junge russische Hobby-Kletterer den Kölner Dom des nachts illegal, unbemerkt und ungesichert bestiegen und waren bis auf die Spitze des Nordturms gelangt. Von dort schossen sie spektakuläre Fotos. So sah man den Dom noch nie.

 

Beine baumeln in die Leere, der Turnschuhträger sitzt vermeintlich auf einem kleinen Gerüst. ©Vitaly Raskalov u. Vadim Makhorov

 

Es mutet an wie ein Schildbürgerstreich, doch zur Nachahmung sei diese waghalsige Kletterei nicht empfohlen. Offiziell ist die lebensgefährliche Sache längst nicht lustig. Für Domherr Norbert Feldhoff stellt die Aktion zumindest Hausfriedensbruch dar und Kletter-Schäden am Kulturgut Dom können als „gemeinschädliche“ Sachbeschädigung (nach § 304 StGB) geahndet werden. Der Gesetzgeber ist hier unerbittlich: Es droht im schlimmsten Falle eine dreijährige Freiheitsstrafe.

   In großer Gelassenheit fertigten die beiden T-Shirt- und Turnschuhträger in den heiligen Höhen daneben per Selbstauslöser auch noch „coole“ Portraits von sich. Die beiden jungen Männer behaupten, gerne auf hohe Gebäude zu klettern; oft gelinge ihnen ein heimlicher Aufstieg aber nicht. Zu sehen ist die unerlaubte Dombesteigung von Vitaly Raskalov (20) und Vadim Makhorov (24) in ihrem Reiseblog, über den die Klettertour auch bekannt wurde. Im Internet haben sich ihre „Fotos von oben“ schnell verbreitet.

Steinmetz Josef Winden und sein Kollege Anton Dick auf dem Nordturm des Kölner Doms, 1931, Fotograf unbekannt, veröffentlicht in "Köln vor dem Krieg", Greven Verlag/Köln

   Sie sind nicht die ersten, die mit spektakulären Bildern von der Spitze des Gotteshauses aufwarten. Bereits 1931 wurde ein, allerdings legales und gesichertes, Klettererteam auf der Spitze des Nordturms im Bild festgehalten. Hier waren die Besteiger aber Steinmetze, die ihre Arbeit verrichten. Der mutige Fotograf ist unbekannt.
rART

 

 Übrigens: Der Blick aus der Vertikalen hat seinen eigenen Reiz. Im Centre Pompidou in Metz widmet man dem Thema eine eigene Ausstellung. (mehr)