rheinische ART
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rheinische ART 07/2013

 

ARCHIV 2013

Das Bodenmosaik im Kölner Dom

 

Kunst auf Schritt und Tritt

 

Es gibt Kunstwerke, die bemerkt man nur durch einen Blick nach unten. Die große Mosaikfläche im Chorbereich des Kölner Doms gehört dazu. Zehntausende von Besuchern gehen jährlich über das flächenmäßig größte Kunstwerk in der weltberühmten Kathedrale.

 

Das Chormosaik im Kölner Dom © Kölner Dom

 

Detailansicht eines Mosaiks, dazu der Kunsthistoriker Klaus Hardering: „Die Darstellung des Künstlers (Opifex), die in eine Gruppe von sieben Repräsentanten der weltlichen Stände gehört, zeigt einen bärtigen Mann in einem jeweils zur Hälfte roten und weißen, mantelartigen Gewand mit einer eng anliegenden Kappe als Kopfbedeckung. In seiner Rechten hält er Zirkel und Winkel. Die Zeichnung in seiner linken Hand zeigt eine schematische Darstellung der Mosaikfelder des Domchores. Die rahmende Inschrift weist das Bild des Künstlers als ein Selbstporträt des Malers Fritz Geiges aus, der das von August von Essenwein begonnene Fußbodenmosaik des Domes zu Ende führte.“ Foto © Kölner Dom

 

MIT einer kleinen informativen Ausstellung würdigen Domforum und Dombauhütte die einzigartigen Mosaiken aus dem 19. Jahrhundert. Der prächtige keramische Bodenbelag, der aufgrund der Festigkeit seinerzeit dem Marmor vorgezogen wurde, nimmt ein Fläche von 1.350 Quadratmetern ein. Er entstand erst kurz nach der Vollendung des Doms in den späten 1880er und 1890er Jahren. Die Entwürfe und Farbkompositionen stammen von dem bayerischen Architekten August Ottmar von Essenwein (1831-1892). Nach seinem Tod führte der Freiburger Glasmaler und Restaurator Fritz Geiges (1853-1935) diese Aufgabe fort. Die Produktion der Keramiksteine wurde dem Mettlacher Keramikhersteller Villeroy & Boch übertragen. 1899 war der Fußboden schließlich vollendet.
   Aus wie vielen Einzelsteinen der kunstvolle Belag bestehe, sei nicht bekannt, erklärte im Vorjahr anlässlich einer Buchpräsentation zum Thema die damalige Dombaumeisterin Professor Barbara Schock-Werner. Das Mosaik habe ein Schattendasein geführt und sei lange nicht als Kunst akzeptiert worden, so die Professorin für Kunstgeschichte über den schönen Kunstschatz des Kölner Doms. „Aber bei den Besuchern des Doms hat es schon immer viel Aufmerksamkeit erregt.“
   Die Ausstellung im Domforum widmet sich der Entstehung und Bedeutung des Mosaikfußbodens. Sie bietet auf drei reich bebilderten Stelen historische Zeichnungen der Böden und Bruchstücke des Originalfußbodens. Höhepunkt sind zwei Vitrinen mit originalen Entwurfszeichnungen des Bodens und Bruchstücken eines nach dem Zweiten Weltkrieg zerstörten Mosaikfeldes. Eine vierte Stele widmet sich anhand von Kölner Beispielen der Entwicklungsgeschichte von Mosaikkunst und Schmuckfußböden von der Antike bis zum Mittelalter.
   Die aus extrem harten Keramiksteinen zusammengesetzten Bilder lassen sich drei großen Themenkomplexen zuordnen. Im Chorumgang wird die Geschichte des Erzbistums Köln und seiner Bischöfe und Erzbischöfe dargestellt. Im Binnenchor ist Essenweins Abbild einer „natürlichen Ordnung der Welt“ zu sehen, das zum Beispiel die Lebensalter und Tätigkeiten des Menschen thematisiert und das menschliche Leben und die christliche Weltordnung meint. Während um den Hochaltar die kirchliche und weltliche Macht, die geistlichen und weltlichen Stände sowie die großen Ströme und Kirchen der Alten Welt präsentiert werden, zeigt der Boden im unteren Chor das humanistische Leben und seine bestimmenden Faktoren. Hier finden sich Darstellungen von Land und Meer, der Zeit, der Lebensalter oder Planeten. Umflossen werden diese Bildfelder vom Lebensstrom, in dessen blauem Band sich bunte Fische tummeln.
K2M



Die Ausstellung „Das Chormosaik im Kölner Dom“ wird bis zum 1. September 2013 gezeigt.
DOMFORUM Domkloster

50667 Köln

Tel. 0221 - 925847-20


Öffnungszeiten

MO - FR  9.30 - 18.00 Uhr
SA   9.30 - 17.00 Uhr
SO 13.00 - 17.00 Uhr

 

Dom- und Kirchenführungen

Tel. 0221 - 925847-30
Telefonzeiten 
MO - DO 10 -12 Uhr
MO - DO 13 -15 Uhr
FR 10 -12 Uhr

 

► Literaturhinweis: Zum 80. Geburtstag von Professor Arnold Wolff, Kölner Dombaumeister von 1972 bis 1999, erschien 2012 dessen neues Buch zum Chormosaik. Wolffs Buch stellt die Geschichte des Mosaiks vor, zeigt sämtliche Elemente des Keramikkunstwerks und erklärt deren lateinische Inschriften. Arnold Wolff: „Das Chormosaik im Kölner Dom“, hrsg. von Barbara Schock-Werner, Klaus Hardering und Birgit Lambert, 84 Seiten mit zahlreichen Fotos, Verlag Kölner Dom 2012, Preis 17 Euro