rheinische ART
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rheinische ART 12/2013

ARCHIV 2013

GALERIE
Spraygramme


Sie ist gelb, krumm und Kunst. Zumindest, wenn sie aus der Sprühflasche von Thomas Baumgärtel auf die Mauer oder Leinwand findet. Als Graffito hat die Banane die Welt erobert, bereits 4000 Mal prangt sie an Kunsthäusern und -orten. Doch ihr Erfinder, der Bananensprayer, kann auch anders.

 

Thomas Baumgärtel, Spraygramm 30, Spraydose mit Flaschenöffner 

 

 

Thomas Baumgärtel, Bananestilbild, 

Das Wunder des Lebens

Denn in den vergangenen Dekaden hat Baumgärtel viel mehr geschaffen, viel mehr ausprobiert, wie jetzt eine Ausstellung in der Kölner Galerie 30works zeigt.
     Den Pointilismus hat der Künstler aus der gezackten Form des Bananenstiels revitalisiert und erfand so den ihm ganz eigenen Bananenstil-Pointilismus (mehr). Viele großformatige Werke hat er so in Kleinstarbeit produziert. Doch Baumgärtel hat auch subversive, politische Plakate gestaltet, riesige Bananen-Skulpturen erschaffen und diese beispielsweise vor dem Kölner Dom zu einem Manifest erhoben. Er hat gezeichnet, Druckgrafiken, Fotocollagen und Objekte entworfen.


Einblick Mag die Ausstellung auch als kleiner Überblick über sein künstlerisches Œuvre dienen; der Ideenreichtum des Künstlers scheint keinesfalls ausge- oder gar erschöpft zu sein. Neu sind sogenannte „Spraygramme“. Diese Werkserie in meist kleinen Formaten steht in der Tradition der Fotogramme: Alltagsgegenstände wie Werkzeuge, Flaschenöffner, Weingläser, Teebeutel oder Kleiderbügel werden auf Leinwand oder Kunstleder, manchmal in mehreren Lagen, übersprüht. Nicht das Licht des Fotografen sondern die Farbe des Sprayers zeichnet hier die Konturen der Objekte. Baumgärtel, der sich die Freiheit nimmt, seine Kunst zu verändern, hat mit diesen Werken ein weiteres Beispiel für seinen Anspruch, Schablonentechnik weiter zu entwickeln, geliefert. Diesmal spielt er mit dem Positiv und dem Negativ und kehrt sie um.

 

Thomas Baumgärtel CO2 DEAL

 

Thomas Baumgärtel NSA

Arbeiten In der Kölner Ausstellung sind auch „Stilbilder“ zu sehen. Meist sind seine Motive von humoriger Qualität oder aus der Kunstgeschichte entliehen. Doch die Achtung vor und die Begeisterung für das Leben übersetzt Baumgärtel unvermittelt in ein eher außergewöhnliches Sujet: Einem Embryo im Mutterleib. Titel: "Das Wunder des Lebens". 
     Absichtsvoll pointiert er damit Schönes, wie es ihm auch immer wieder gelingt, Unbehagen auszudrücken. So etwa im Bild „CO2 Deal“ von 2013. Zu sehen ist das BMW-Signet, doch statt den Initialen der Bayerischen Motoren Werke steht da zu lesen: „CDU“. Von ähnlich polemischer Schärfe und künstlerischem Protest ist auch die Arbeit „NSA“, mit Spraylack auf Holz verewigt. Der stolze Adler der „National Security Agency“ ist da zu sehen. Doch worauf steht er? Auf einer Banane! Freiheit ist ein wichtiger Begriff für sein Werk und die Wirkung von Kunst ist ihm ein Anliegen. Das Schnelle, das Plakative, ist seinen Arbeiten oft eigen. Vielleicht ist dies ein Relikt aus seiner illegalen Sprayer-Zeit, denn er bringt seine Themen in bester Street-Art-Manier vielfältig und auf den Punkt zum Ausdruck.

Irmgard Ruhs-Woitschützke

 

Die Ausstellung „Spraygramme“ ist bis zum 12.01.2014 zu sehen.
30works Galerie
Antwerpener Str. 42
50672 Köln
Tel. 0221/5700250 

Öffnungszeiten

DI - FR 15 - 19 Uhr

SA 11 - 17 Uhr

 

©Fotos (4) Thomas Baumgärtel

 

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