rheinische ART
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rheinische ART 12/2011

 

 

Archiv 2011: aus "Über die Grenze geschaut"

Im van Bommel-van Dam-Museum in Venlo

 

Meeting-Point Live-Atelier

 

Museum mal anders. Von Hildegard Monssen

 

 

Das van Bommel-van Dam- Museum in Venlo

Das Museum hat noch nicht geöffnet. Bert Loerakker, bildender Künstler aus Helmond / Niederlande ist früh angereist, denn er ist eingeladen, einen Ausstellungsraum im van Bommel-van Dam-Museum für die nächsten vier Tage zu seinem Atelier werden lassen. Arbeitstisch, Staffelei und Platz für Farben sind da. Doch für sein temporäres Atelier genauso wichtig: Die richtigen Bilder an den Wänden.

 

GABI Stoffels, Kuratorin und für die Sammlung des Museums zuständig, hat für den Künstler Bilder des Hauses bereit gestellt. Loerakker wählt ein optisch ruhiges Umfeld, entscheidet sich für einige Werke, die ihn schon als Jugendlichen faszinierten, und kombiniert diese mit seinen letzten Arbeiten. Daraus entsteht in gewisser Weise ein Dialog, aber auch eine Konfrontation – vor allem aber Inspiration.
    Bert Loerakkers außergewöhnlicher Arbeitsplatz ist Teil der Reihe „Live Atelier“, die das Museum zum 40jährigen Jubiläum veranstaltet und die Mitte Januar 2012 endet. 16 Künstler folgten der Einladung, einen Ausstellungsraum des Museums für vier Tage in ihr Atelier zu verwandeln und damit einen stets neuen, aufregenden Dialog zwischen Künstler, Sammlung und Publikum auszulösen. Bert Loerakker wählte für seinen Aufenthalt im „Live-Atelier“ zum Beispiel Früharbeiten von Jan Schoonhoven, Arbeiten von Gerrit Benner und Leo Gestel - eine spannende Kombination. Daran zeigt sich wieder einmal, wie interessant und belebend so eine kurze und ungewohnte Kombination der Arbeiten sein kann. Und für Loerakker (mehr) genauso wichtig: Musik. Und da wird es dann schon für ein Museum ungewohnt heftig: Pearl Jam, White stripes - eben Rockmusik, die Musik belebt ihn und nun auch den musealen Ort.

 

Bert Loerakker im Live-Atelier

 

Ingrid Simons im Live-Atelier

 

Heiligtum der Musen

 

  Überhaupt Museum - ein Wort, mit einer eigenartigen Wirkung: je näher man es anschaut, umso weiter schaut man zurück. Gebildet aus dem Griechischen musio. Das galt in der Antike als Heiligtum der Musen, der Schutzgöttinnen der Künste, der Kultur und der Wissenschaften. Doch in der Zeit vom 4. Jahrhundert vor Chr. bis jetzt müssen einige Vorstellungen Purzelbaum geschlagen haben. Denn heute scheint ein Museum vielfach weniger Ort der Begegnung und des Erlebens zu sein, als vielmehr sakraler Raum, in dem man nur wisperndes, andächtiges Sprechen hört.
   Doch nicht hier und nicht im Moment! Menschen kommen. Die einen, um den Künstler bei seinem Tun zu erleben, mit ihm zu sprechen, die anderen, um das Museum zu sehen und den Exponaten zu begegnen. Manche tauchen dann eher zufällig und erstaunt, aber gerne in diese dichte Schaffens-Atmosphäre ein. Und das einmal Erlebte reizt so manchen, an dem einen oder anderen Live-Atelier-Wochenende neue Künstler und Sammlungskombinationen kennen zu lernen. Die bisherige Resonanz auf den außerordentlichen geschaffenen Meeting-Point im Museum ist sehr gut. Bisher konnten 23.000 Gästen begrüßt werden.

 

Aber nicht nur die Zeit der Live-Ateliers, sondern auch die Sammlung ist vielfältig und spannend. Die Grundlage hierzu bildete die Schenkung von Maarten und Reina van Bommel-van Dam, dem Sammlerpaar, dem das Museum seinen Namen und seine Existenz verdankt. Sie schenkten 1969 der Stadt Venlo 1044 Kunstwerke unter der Voraussetzung, dass ihre breit angelegte Privatsammlung in einem Museumsneubau eine würdige Bleibe findet. Die formelle Annahme der Schenkung, „führt dazu, dass Venlo das erste Museum für moderne Kunst in der niederländischen Provinz Limburg“ erhält, „in nationaler Hinsicht das qualitative Zentrum der Moderne“, kommentiert der Direktor des Museums Rick Vercauteren. So finden Arbeiten von Amado, Gerrit Benner, Bram Bogart, Eugène Brands, Edgar Fernhout, Leo Gestel - um nur einige der Künstler zu nennen - ihren verdienten Platz.

 

Die Aktion "Live-Ateliers" läuft bis zum 15. Januar 2012.

Museum
van Bommel van Dam

Deken van Oppensingel 6
5911 AD Venlo
Tel. 0031 / 77 / 351 34 57

www.vanbommelvandam.nl/de/
Das Museum ist auf deutsche Gäste bestens eingerichtet. Alle Texte werden in deutscher Sprache angeboten.

 

Bisher waren folgende Künstler live zu erleben:
Toos Nijssen, Lilith (Henriëtte van Gasteren), Julia Winter, Joseph Semah, Ingrid Simons, Bert Loerakker, Judith Krebbekx, Stijn Peeters, Rik van Iersel, Aline Thomassen, Ton Slits, Bep Scheeren & André Dieteren, Hans Klein Hofmeijer. Noch zu erleben sind:
Jos Deenen – 51. Woche (Di. 20. bis Sa. 24. Dezember 2011)
Sander van Deurzen – 1. Woche (Do. 5. bis So. 8. Januar 2012)
Loek Grootjans – 2. Woche  (Do. 12. bis So. 15. Januar 2012)


Zur Autorin: Hildegard Monssen ist eine deutsche Fotokünstlerin, die sich u.a. für einen regen Austausch mit der niederländischen Kunstszene einsetzt. (mehr)
 

 

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