rheinische ART
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rheinische ART 05/2013

 

ARCHIV 2013

Galerie Splettstößer zeigt Arbeiten ehemaliger Studenten von Konrad Klapheck

 

Aus gegebenem Anlass

 

 

Catherine Sérikoff, Jupiter


 Eine Nähmaschine gibt es auch. „Die Ungeduld der Sphinx“ lautet der Titel der Grafik, die Konrad Klapheck für diese Ausstellung zur Verfügung gestellt hat. Weitere Maschinenbilder werden aber nicht gezeigt: „Nach und nach“, so hatte der Künstler einmal gesagt, „suchte ich mir Schüler aus, die ganz anders malten als ich.“ Seine Retrospektive im Museum Kunstpalast in Düsseldorf bot Brigitte Splettstößer den Anlass, die aktuellen Arbeiten von neun seiner ehemaligen Schüler auszustellen.

 

AUS ACHT verschiedenen Nationen stammen die Künstler, die – teils gemeinsam – bei Konrad Klapheck an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert haben. Den Stil ihres Lehrers, der weder der Pop Art, noch dem Surrealismus oder dem Neo-Realismus eindeutig zuzuweisen ist, hat keiner der hier gezeigten Künstler adaptiert. Die Ausstellung bietet deshalb ein breites Spektrum internationaler zeitgenössischer Positionen.


Malerei


Die „Ungeduld der Sphinx“ steht exemplarisch für Klapheks präzise Bilder mit Schreib- und Nähmaschinen. Ihr kontrastiv entgegengesetzt sind die drei Gemälde von Anca Mureşan. In einen abstrakten, vielfarbigen Hintergrund, dem Passepartout, hat sie figürliche Motive verwoben. Sie erinnern an Kunstpostkarten, Urlaubsfotos und Zitate nach Werken anderer Maler. Indem Mureşan scheinbar mühelos das Figürliche und Abstrakte in einem Werk vereint, lotet sie Grenzen aus und spielt mit Gegenpolen. Ihre Themen drehen sich um das Vergessen und Erinnern, aber auch um die Bedeutung des Alltags. „Die Dynamik des Geistes ist mir wichtig“, betont sie und lässt dem Betrachter Spielraum für eigene Assoziationen: Unseren Blicken offenbaren ihre Gemälde stetig Neues.
   Die Klapheck-Klasse war auf Malerei ausgerichtet, und diesem Medium sind neben Anca Mureşan auch Tianhong Sheng, Kyoko Murase, Catherine Sérikoff und Ciro Béltran weitgehend treu geblieben. Transparent und schwerelos wirken die feenhaften Wesen in den beiden Gouachen von Kyoko Murase, die sich schon in ihren früheren Werken mit der Darstellung von Frauen beschäftigt hat. Tianhong Sheng ist mit fünf Ölgemälden vertreten, darunter zwei Selbstporträts und dem Bildnis eines Clowns. Catherine Sérikoff zeigt aus der Serie „BB Jupiter fluo“ vier kleinformatige Arbeiten auf Papier. In einem Spektrum von fluoreszierenden Gelb- und Rottönen empfindet sie in horizontalen Streifen die Oberfläche des Jupiters nach. Der Blick durch ein Teleskop auf den Planeten hat sie dazu inspiriert. Die Farbgrenzen sind unruhig und schwankend, die Farbbänder flirrend, und es entsteht der Eindruck einer kontinuierlichen Bewegung. Mit sechs Papierarbeiten aus der Serie „Dibujos Poeticos“ ist Ciro Béltran vertreten. Bekannt wurde der Künstler durch seine Bilder, die er auf Teppiche vom Sperrmüll gemalt hat. Aktuell zeigt er Arbeiten, die Fragmente seiner eigenen Texte enthalten.

 

Michael Falkenstein, My electric love affair

 

Juan Collantes, Gruppenportrait

 

Aljoscha, Objekt 103

Grafik und Skulptur


Michael Falkenstein hat sich nach seinem Studium der Grafik verschrieben: „Mein Interesse an Holzschnitten wurde durch chinesische Kommilitonen geweckt“, berichtet Michael Falkenstein, darunter Wang Bing, der es zum Professor an der Akademie in Peking gebracht hat. Für die Motivsuche nimmt er sich Zeit, erzählt Falkenstein weiter. Er sammelt Ideen auf Reisen, und Reisefotografien dienen ihm als Motive. In diesen Kontext passt auch sein Interesse an der Romantik und an der Malerei Carl Blechems (1798-1840). Dessen Gemälde haben Falkenstein zu seinem „Torbogen“ inspiriert, der im Treppenaufgang der Galerie seinen Platz gefunden hat. Vier Monate hat er an dem 3 x 1,60 m großen Holzschnitt gearbeitet, der Falkensteins stilistische Charakteristika vereint: Gegenständliche Motive, große Formate und die Konzentration auf schwarz und weiß.
   Auf die Werke von Juan Collantes trifft man im Foyer. Collantes, Meisterschüler von A.R. Penck, arbeitet experimenteller als Michael Falkenstein. Er druckt seine Holzschnitte auf Leinwand und Papier – und sogar auf Pizzakartons, wovon „Das Mädchen“ von 2013 zeugt. In Mischtechnik kombiniert er Malerei mit druckgrafischen Verfahren und Collagen, wobei Rottöne dominieren. Die für ihn charakteristische Arbeit „Crazy time“ fällt im Foyer sofort ins Auge.
   Aljoscha hat zwei seiner formschönen „bioism“-Objekte mitgebracht, ebenso zwei Bleistiftzeichnungen, die den Entstehungsprozess seiner Objekte dokumentieren. „Es geht mir darum, neue Formen zu schaffen, die keinen Zweck erfüllen sollen“, sagt Aljoscha. Seine Objekte betrachtet er als Lebewesen und Prototypen für zukünftige Lebensformen. Dahinter steckt sein Suchen nach dem Beginn und Ende des Lebens. Ganz anders, gegensätzlich fast, ist der künstlerische Ansatz von Takaya Fujii, den die kristalline Struktur von Salz und dessen Wechselwirkung mit Licht inspiriert. In dieser Ausstellung zeigt er drei salzüberkrustete Bücher.


Klaphecks Wunsch


Fünf der Künstler sind den Galeriebesuchern bereits vertraut: Juan Cullantes und Tianhong Sheng waren 2006 bei der Eröffnungsausstellung vertreten und haben später gemeinsam mit Aljoscha und Michael Falkenstein Arbeiten auf Papier beziehungsweise Holzschnitte ausgestellt. Ciro Béltran zeigte 2011 Malerei, Zeichnung, Installation und Video in einer Einzelausstellung. Konrad Klaphecks Wunsch, seine Schüler mögen autonome Künstler werden, hat sich erfüllt. Den trefflichen Titel der Ausstellung hat er zusammen mit Brigitte Splettstößer ausgewählt: „Zeitenwechsel“.

 

Teilnehmende Künstler
Ciro Beltrán, Anca Mureşan, Juan Collantes, Michael Falkenstein, Takaya Fujii, Tianhong Sheng, Aljoscha, Konrad Klapheck, Kyoko Murase, Catherine Sérikoff

Marion Lisken-Pruss

 

Die Ausstellung „Zeitenwechsel“ ist bis zum 22. Juni 2013 zu sehen.
Galerie Splettstößer
im Alten Rathaus Kaarst
Rathausstraße 3
41564 Kaarst
Öffnungszeiten
DI, MI, FR 14.30 - 18.30 Uhr
DO 14.30 - 20.00 Uhr
SA 10.00 - 12.30 Uhr

 

©Fotos (4) Galerie Splettstößer / Künstler

 

 

 

 

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