rheinische ART
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rheinische ART 05/2014

Archiv 2014

FRANCISCO DE ZURBARÁN IM BOZAR
Heilige und Damen von Welt

 

Francisco de Zurbarán, Saint Francis of Assisi in His Tomb, ca. 1635 Oil on canvas, 204.8 x 113.35 cm Inv M1958.70 Milwaukee Art Museum

 

Francisco de Zurbarán, Saint Casilda, ca. 1635 oil on canvas, 171 x 107 cm Inv. 448 (1979.26) Madrid, Museo Thyssen-Bornemisza

 

Was sind das für Gemälde! Still, zurückhaltend, bar jeder Dynamik, mit klar und rein hervortretenden Figuren und Dingen, der Hintergrund schwarz oder grau-schattig, nie überladen; mit Männern in Kutten und heiligen Frauen in elegant fallenden Roben. Irgendwie schön und zeitlos, dabei vor fast vier Jahrhunderten geschaffen. Es sind Werke des spanischen Barockmalers Francisco de Zurbarán (1598-1664).

 

Zu sehen sind diese fast asketisch anmutenden Bilder derzeit im Brüsseler Palais des Beaux Art. Es ist die erste große internationale Retrospektive seit über zwanzig Jahren, die dem großartigen mystischen Meister gewidmet ist, der in Kunstkreisen auch als „spanischer Caravaggio“ bezeichnet wird.

 

Maler der Kirche Schon zu Lebzeiten war er ein gefragter und höchst erfolgreicher Künstler. Zurbaráns Hochphase war das „Goldene Jahrhundert“ Spaniens, das Siglo de Oro, das eine einzigartige Blütezeit für Kunst und Kultur darstellte und in der die Kirche der bildenden Kunst die Richtung vorgab. Daher auch Zurbaráns stark christlich ausgerichtete Motivwahl, die ihn in der Kunstgeschichte lange Zeit zu einem reinen iberischen „Kirchenmaler“ abstempelte.


Maler des Königs Ohne Zweifel war er derjenige, der den religiösen Zeitgeist in realistische und überwältigende Bilder übertragen konnte. Eines seiner Stilmittel: Er malte Märtyrerinnen nie leidend oder blutbefleckt, sondern als irdische Schönheiten, elegant und in wogende Stoffe gehüllt. Er verwandelte sie so - für den Betrachter heute irritierend - optisch zu „Damen von Welt“.
     So was kam als neuer Stil in christlichen Kreisen offenbar gut an und machte Zurbarán zu einem der erfolgreichsten spanischen Barock-Künstler. Ein Maler und früher Couturier? Wie auch immer: Zurbarán hatte am Hofe des Königs auf jeden Fall einen guten Stand. Philipp IV., König von Spanien, soll ihm einmal zugerufen haben: „Sie sind nicht nur der Maler des Königs, sondern auch der König der Maler.“ Allerdings starb Zurbarán 1664 verarmt und fast vergessen in Madrid, nachdem seine Popularität verblasst war.

 

Francisco de Zurbarán, Agnus dei, ca. 1635-1640 Oil on canvas, 35,56 x 52, 07cm Inv. 1947.36 The San Diego Museum of Art, gift of Anne R. and Amy Putnam

 

Ausnahmekünstler Es gibt unterschiedliche Einschätzungen über seine Bedeutung. Einig ist sich die Fachwelt heute dahingehend, dass Zurbarán mit den Barockmalern seiner Zeit, El Greco (1541-1614) (mehr), Diego Velázquez (1599-1660) und Bartolomé Esteban Murillo (1618-1682), zu den großen Meistern dieser glanzvollen Epoche zu rechnen ist. Nicht nur das: Zurbarán war mit seinem ästhetischen Naturalismus und den poetischen Anklängen eigentlich der Ausnahmekünstler. Wenn er auch später eher im Schatten von Velázques und dem jüngeren Murillo stand und darüber etwas in Vergessenheit geriet.
     Zurbaráns Lebenswerk umfasst etwa 300 Werke. Die Brüsseler Ausstellung präsentiert 50 Gemälde, mit denen sich die künstlerischen Karriereetappen des Spaniers verfolgen lassen. Sie zieht einen Bogen von seinen Frühwerken aus Sevilla, der Stadt in der er lange lebte, bis hin zu den letzten Arbeiten, die er in Madrid vollendete.

 

Vita Francisco de Zurbarán entstammte einer Händlerfamilie aus Fuente de Cantos, „jenseits des Duro“, der Extremadura. Der Vater schickte ihn in jungen Jahren auf eine Malerschule nach Sevilla. Als Mittdreißiger folgte er einer Einladung seines Künstlerfreundes Diego Velázquez nach Madrid, um an der Ausgestaltung des Stadtschlosses Buen Retiro mitzuwirken. Die glanzvolle, reiche Residenzstadt, Zentrum eines Weltreichs, inspirierte ihn. In den Folgejahren schuf er seine besten Werke.
     Dazu gehören weltliche Motive wie das exquisite "Stillleben mit Zitronen, Orangen und einer Rose" von 1633. Vor allem jedoch Religiöses: Heiligen- und Altarbilder in dem ihm eigenen naturalistischen Stil, der Menschen und Tiere so naturgetreu abbildete, dass sie dem Betrachter wie Lebewesen erscheinen. Als virtuos galt schon damals seine Kunst, die haptischen Qualitäten von Stoffen derart zu malen, dass der Betrachter Seide, Wolle oder Brokat regelrecht aus dem Bild heraus zu spüren glaubt.
K2M

 

Die Ausstellung „Zurbarán. Meister des Goldenen Spanischen Jahrhunderts“ ist bis zum 25. Mai 2014 zu sehen.
BOZAR – Palast der Schönen Künste
Palais des Beaux-Arts Bruxelles
23 rue Ravenstein/ Ravensteinstraat 23
1000 Brüssel
Tel. 0032 2 507 82 00
Öffnungszeiten
DI - SO 10 - 18 Uhr
DO 10 - 21 Uhr


 

 

©Fotos (3) Bozar, Brüssel

 

 

 

 

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