rheinische ART
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rheinische ART 11/2014

Archiv 2014

FRIDA KAHLO IN GENUA
Tochter der Revolution

 

Mit gleich drei unterschiedlichen Ausstellungen in Rom, Genua und Mailand wird im laufenden Jahr in Italien an die große mexikanische Malerin und indigene Kunst-Ikone Frida Kahlo erinnert. Besonders die Genueser Schau bietet einen Blick auf das Private der Künstlerin, auf ihre Verbindung mit dem Maler und zweimaligen Ehemann Diego Rivera.

 

Frida Kahlo Selbstportrait mit Tehuana, 1943, Autoritratto come Tehuana, (o Diego nei miei pensieri), 1943, Olio su masonite, cm 76 × 61, © Banco de México Diego Rivera & Frida Kahlo Museums Trust, México D.F. by SIAE 2014

 

Frida Kahlo Selbstportrait mit Affen, (Autoritratto con scimmie), 1943, Olio su tela, cm 81,5 × 63, © Banco de México Diego Rivera & Frida Kahlo Museums Trust, México D.F. by SIAE 2014

 

 

Diego Rivera Nude (Frida Kahlo), 1930, Litografie, 41,3 x 27,3 cm c anco de Mexico Diego Rivera & Frida Kahlo Museums Trust, Mexico D.F. By SIAE 2014

 

Frida Kahlos faszinierendes Leben ist bereits verfilmt worden, bietet es doch alles, was ein gutes Drehbuch braucht: eine Protagonistin, die mental stark, aber körperlich gebrechlich ist, Szenen einer Ehe, voller Widerspruch und Liebe, politisches Engagement und Verfemung, persönliches Leid, das seinen Ausdruck mit großer Klarheit in einer kraftvollen Malerei findet.
     Die „Tochter der mexikanischen Revolution“, wie sie oft genannt wird, gilt als eine der wichtigsten und außergewöhnlichsten Malerinnen der mexikanischen und lateinamerikanischen Avantgarde der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

 

Verletzungen Das Bestechende und Auffällige an ihrer Kunst: fast die Hälfte aller ihrer Werke, und dies dürften rund 140 sein, sind Selbstbildnisse. Dies lässt erahnen, um welche komplizierte, widersprüchliche und gequälte Persönlichkeit es sich bei Frida Kahlo (1907-1954) handelte. Denn ihre körperlichen und seelischen Verletzungen verarbeitete sie in ihren Bildern. Als Sechsjährige von Kinderlähmung geschlagen, mit 17 Jahren durch einen schrecklichen Busunfall schwer verletzt und lebenslang darunter leidend, zahlreiche Operationen und schließlich die Amputation des rechten Fußes: die autobiografischen Spuren in ihren Werken sind unübersehbar. Hinzu kamen Eheprobleme und eigene Affären.

 

Rosen und Revolution In ihren Selbstportraits tritt sie dem Betrachter in einer Art „Neuer Sachlichkeit“, fast surrealistisch entgegen: stoisch Leid ertragend, hoffnungslos blickend, ernst, nur selten einmal lächelnd, mal schön, mal hässlich, liebend, verführerisch oder extravagant, mit tropischer Vegetation verschmolzen und von Tieren umgeben, den Tod wünschend (?). Die üppige Vielfalt der Natur ihrer Heimat Mexiko und das Bunt der alten Azteken- und Mayakultur sind markante, folkloristische Elemente in ihrer farbfreudigen und symbolreichen Malerei. Daneben spiegeln sich in ihren Werken die kulturellen und sozialen Brüche ihrer Zeit, bis hin zur Revolution, deren glühende Verehrerin sie war.

 

Frida Kahlo und Diego Rivera

 

Genua, Katalog zur Ausstellung

Liebe und Leid Mit dem Maler Diego Rivera (1886-1957) war sie zweimal verheiratet. Die erste Ehe dauerte von 1929 bis 1939. Rivera war da bereits ein weltberühmter Künstler. Ein Jahr nach der Scheidung heirateten Kahlo und der über 20 Jahre ältere Rivera im Dezember 1940 erneut. Das Künstlerpaar führte ein bewegtes Leben, unterstützte in den Dreißigerjahren den russischen Revolutionär Leo Trotzki und blieb zeitlebens den revolutionären Entwicklungen, auch im eigenen Land, aufs engste verbunden. Frida Kahlo war eine überzeugte Marxistin und vehemente Verfechterin der Frauenrechte.

 

Exotisch Anerkennung als Künstlerin erhielt sie erst spät. Zeit ihres Lebens wurde sie von der Künstlerpersönlichkeit ihres Mannes überdeckt. Die erste Einzelausstellung wurde 1953 in Mexiko, ein Jahr vor ihrem Tod, ausgerichtet. Zur Vernissage wurde die Schwerkranke in ihrem Bett getragen. Ob sie tatsächlich an einer Lungenembolie verstarb oder Selbstmord beging, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.

     Sie notierte in ihren Tagebüchern, ohne die Liebe ihres Mannes hätte sie die lebenslangen Qualen nicht ertragen können. Der wiederum betonte nach ihrem Tod - Affären hin oder her - , sie sei das Wichtigste in seinem Leben gewesen. Bis zu ihrem Tode sei die kämpferische Rebellin, so ihre Biografin Karen Genschow, „vor allem die exotische Blume am Knopfloch des großen Meisters Diego Rivera“ gewesen. In den Siebzigerjahren wieder entdeckt und heute enorm populär, hat Frida Kahlo ihren Ehemann Diego Rivera in der Bedeutung längst übertroffen.

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 Frida Kahlo, deren deutscher Vater Carl Wilhelm Kahlo aus Pforzheim stammte, erlebte in Mexiko als Kind und Jugendliche soziale Umbrüche, Bürgerkrieg - auch mexikanische Revolution genannt - und politische Unruhen, die bis Ende der Zwanzigerjahre dauerten. 1928 trat sie als „Aktivistin“ in die Kommunistische Partei Mexikos (PCM) ein, die im Jahr darauf verboten wurde. 1929, in ihrem Heiratsjahr, wurde Diego Rivera wegen mangelndem „Klassenbewusstsein“ von der PCM ausgeschlossen, worauf Frida Kahlo aus der Partei austrat. Wie viele andere kritische Künstler und Intellektuelle sahen sich die Eheleute in Mexiko Hetzkampagnen ausgesetzt. 1930 verließen sie das Land und gingen für einige Jahre in die USA. In Kreisen der Stalinisten galten sie als Verräter an der Idee des Sozialismus.

 

Die Ausstellung „Frida Kahlo und Diego Rivera im Palazzo Ducale“ ist bis zum 15. Februar 2015 zu sehen.
Palazzo Ducale Fondazione per la Cultura
Piazza Matteotti 9
16123 Genua,
Tel. +39 010 5574000
Öffnungszeiten
DI - FR 15-19 Uhr,
SA - SO 10-19 Uhr

 

 

 

 

 

 

 

 

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