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rheinische ART 12/2014

Archiv 2014

MEINUNGEN
zum Verkauf der Warhol-Bilder

 

„Unwissenheit und Ignoranz“

 

Der „Elvis“ und der „Brando“ von Andy Warhol sind endgültig weg. Dass das Land Nordrhein-Westfalen den Verkauf trotz lauter Einsprüche führender Köpfe aus der deutschen Kunst- und Museumsszene nicht unterband, stößt nachhaltig auf Unverständnis und sorgt für Kopfschütteln. Doch damit ist das Thema nicht vom Tisch. Es gärt weiter. Wohl auch deshalb, weil bei den Verantwortlichen im Land keinerlei Bedauern zu bemerken ist. Wiederholung also nicht ausgeschlossen?

 

Zur Erinnerung: Beide Siebdrucke von Andy Warhol gelten als Ikonen der Nachkriegskunst und werden zu den Schlüsselwerken der Pop-Art gerechnet. Das Schicksal hatte sie als Dekoration in das Aachener Spielcasino gebracht, in den Besitz von Westspiel, einer Tochter des Landes Nordrhein-Westfalens.
     Der silbergraue „Triple Elvis“ brachte es bei der Christie´s - Versteigerung in New York auf 81,9 Millionen Dollar, „Four Marlons“ mit Marlon Brando als Motiv ging für fast 70 Millionen Dollar weg. Kaum 10 Minuten dauerte das Ganze. In der Schweizer Tageszeitung Neue Zürcher Zeitung (NZZ) vom 15.11.14 stellte Christian Schaernack fest, dass der internationalen Kunstgemeinde mit dem Verkauf zwei wichtige Werke zugeführt wurden und man sich in Deutschland über die Werte - sprich Erlöse - freuen dürfte. „Die beiden Preise dokumentieren jedoch auch in nackten Zahlen, was da eigentlich angerichtet wurde. Denn selbstverständlich hätten solch bedeutende Werke rechtzeitig etwa in die Kunstsammlung NRW überführt werden müssen, um den Verlust für das Land abzuwenden – ein Versäumnis, das ein kulturpolitisches Versagen sondergleichen darstellt. Doch lebt der Kunstmarkt nicht zuletzt von Unwissenheit und Ignoranz.“

 

In der Welt am Sonntag vom 30.11.14 kommentiert Christiane Hoffmans unter der Rubrik Kulturspitzen mit Blick auf die Rolle von Regierungschefin Hannelore Kraft (SPD): „Die Ministerpräsidentin fand den Verkauf in Ordnung, da sich die Warhol-Bilder ja nicht ´direkt` im Besitz des Landes befänden. So kann man argumentieren, wenn man kein Gespür für die Relevanz der Künste in einer Gesellschaft hat. Und wenn man in Norbert Walter-Borjans einen Finanzminister an der Seite hat, für den Kunst nur einen Wert darstellt, wenn sie auch einen Preis hat.“ Die Autorin empfahl einen Blick auf Willy Brandt. Der sei zwar kein Experte gewesen, „...wusste aber, dass er von Künstlern Impulse für die Gestaltung der Gesellschaft erhalten würde.“ Warhol hatte die SPD-Ikone Brandt übrigens mehrmals portraitiert.

 

Andy Warhol Doppel-Elvis, 1963 ©Museum Ludwig

In der Rheinischen Post vom 01.12.14 fragte Bertram Müller: „Warum sollte ein Spielcasino nicht Kunst verkaufen, die es einst als Dekoration erwarb und jetzt nicht mehr benötigt? Ganz einsichtig ist nicht, dass die beiden Warhols in ein Museum gehören sollen.“ Und weiter: „Ohnehin sind die beiden Museen, die dafür in Nordrhein-Westfalen in Frage gekommen wären – die Kunstsammlung NRW in Düsseldorf und das Museum Ludwig in Köln – bereits mit exzellenten Werken des amerikanischen Pop-Künstlers ausgestattet.“
     Haben wir also genug Kunst? Man kann sich gut vorstellen, wie großartig der für NRW verlorene dreifache Elvis etwa im Kölner Museum Ludwig die dortigen Warhol-Werke des „einfachen“ und „doppelten Elvis“ ergänzt hätte in der als „die substanziellste Pop-Art-Collection außerhalb Amerikas“ bezeichneten - so das Düsseldorfer Handelsblatt - hauseigenen Präsenz-Sammlung. Bei der letzten Kölner Nacht der Museen bildeten sich nicht nur Besucherschlangen am Eingang sondern auch mitternächtlich noch Menschentrauben in der Ausstellung "Ludwig Goes Pop" gerade vor diesen Exponaten. Aber natürlich ist in New York oder Dubai auch reichlich Platz.
Irmgard Ruhs-Woitschützke

 

 

 

 

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