rheinische ART
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rheinische ART 09/2013

 

ARCHIV 2013

Salgados "Genesis"

 

Die Pracht der Natur

 

Zwei zeitgleiche Ausstellungen in renommierten europäischen Museen und ein monumentaler Bildband des Kölner Verlagshauses Taschen: Mehr Reputation geht kaum für das jüngste Werk des mehrfach preisgekrönten brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado. „Genesis“ - Schöpfung, so der Titel von Schauen und Fotoband, ist eine fotografische Liebeserklärung an die „Erhabenheit und Zartheit der Welt“, an die Weltteile, die so unberührt wirken, als wären sie gerade erst erschaffen.

 

© Taschen Verlag/Köln, S. Salgado

 

DER HEUTE 69-Jährige unternahm in den vergangenen acht Jahren 32 Reisen, um die ungewöhnlichen, wuchtigen, fesselnden oder teilweise archaisch wirkenden Fotografien, ausschließlich in Schwarz-Weiß, zu fertigen. Salgado reiste zu Fuß, auf Hochseeschiffen und in Kanus, in Leichtflugzeugen und Fesselballons. Er scheute keine Mühen und Risiken, und arbeitete unter den extremen Bedingungen von Hitze und Kälte und in nicht selten bedrohlichen Situationen.

 

Ein aufrüttelndes Zeugnis der verwundbaren Schönheit unserer Welt (UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokova)

 

Sein Wunsch sei es gewesen, so der Naturfotograf, Landschaften, Pflanzen, Tiere und Menschen des Planeten Erde zu zeigen, die dem langen Arm der Zivilisation entgangen waren - eine Natur zu dokumentieren, die sich noch immer der Zähmung widersetzt und Volksstämme, deren Lebensweise sich bis heute kaum verändert hat.

   Dafür suchte er abgelegene Orte auf, mit einer fast unberührten Natur sowie weitgehend isoliert lebenden Völkern. Salgado führt dem Betrachter mit Detail- und mächtigen Großaufnahmen eine atemberaubende Pracht der Natur vor Augen: die kathedralhaften arktischen Eisberge, die bizarren Vulkane in Zentralafrika und auf der Kamschatka-Halbinsel, die glitzernden Flussläufe des Negro und Juruá im Amazonasgebiet, die felsigen Schluchten des Grand Canyon und die schrundigen Gletscher Alaskas.
   Er zelebriert die Natur regelrecht, tiefenscharf und kompromisslos. Die Schattierungen, verhaltenen Grauabstufungen und scharfen Schwarz-Weiß-Kontraste sind virtuos, betörend, melancholisch, mal irritierend, mal pathetisch – sie lassen den Betrachter angesichts so viel „nicht farbiger“ Natur mit ihr fremdeln und sprachlos werden. Oder wecken in ihm der Gefühl der eigenen Winzigkeit.

 

Schwarz-weiße Bildästhetik

 

Es ist das dritte Langzeitprojekt des Großmeisters des Schwarz-Weiß-Fotografie, das Aufsehen erregt. Sebastião Salgado machte bereits vor zwei Jahrzehnten mit dem Fotoprojekt Workers (Arbeiter, 1993) von sich Reden. Darin dokumentierte er das weltweit allmähliche Verschwinden traditioneller handwerklicher Arbeit. Die Fotodokumentation Migrations (Migration, 2000) zeigt die massenhaften Wanderungsbewegungen von Menschen, die durch Krieg, Unterdrückung, Hunger und Naturkatastrophen sowie durch die Zerstörung der Umwelt angetrieben werden. Beide Foto-Projekte stellten den Menschen und sozio-ökonomische Fragen in den Mittelpunkt.

   Mit dem Werk "Genesis" dagegen verbindet Sebastião Salgado das Ziel, dem auch das von ihm und seiner Frau Lélia Wanick Salgado begründete Institut Terra verpflichtet ist: Das Bewusstsein der Menschen dafür zu schärfen, wie kostbar die letzten unberührten Winkel der Welt sind – für die Lebenden wie für künftige Generationen. „Rund 46% des Planeten sind noch immer in dem Zustand, in dem er sich bei seiner Entstehung befunden hat“, erinnert Salgado. „Wir müssen das Bestehende bewahren.“

cpw

Sebastião Salgado 2013 

© Taschen Verlag / Köln

 Der Fotograf: Sebastião Salgado (*1944), sechstes Kind einer Viehzüchterfamilie, verbrachte seine Kindheit in Aimorès (Bundesstaat Minas Gerais) im brasilianischen Regenwald. Erst mit 29 Jahren begann er seine berufliche Karriere als Fotograf in Paris und arbeitete in den Fotoagenturen Sigma, Gamma und Magnum Photos. 1994 gründete er mit seiner Frau Lélia die Agentur Amazonas Images, die sein Werk exklusiv vertritt. Seine fotojournalistischen Arbeiten und Projekte wurden in mehreren Ausstellungen und Publikationen gezeigt. Salgado wurde mit mehreren Auszeichnungen geehrt. 2007 erhielt er den Fotopreis der Michael Horbach-Stiftung Köln (mehr).

 

Bücher:

Hardcover-Ausgabe

Sebastião Salgado, GENESIS
Hrsg. Lélia Wanick Salgado
Hardcover mit 17 Ausklappern
24,3 x 35,5 cm; 520 Seiten (deutsch)
Taschen Verlag Köln 2013
ISBN 978-3-8365-4259-3
EUR 49,99

Art Edition

In fünf Varianten (Edition A -E)
auf je 100 Exemplare limitiert,
mit je einer signierten Schwarz-Weiß-Fotografie
Hardcover, zwei Bände vollständig in Leder gebunden mit einem vom Tadao Ando entworfenen Buchständer aus Kirschbaumholz
46,8 x 70 cm, 704 Seiten
EUR 8500,00


Ausstellungen:

GENESIS von Sebastião Salgado wird gezeigt:

In der Schweiz:
21.September 2013 bis 12. Januar 2014
Musée de l’Elysée
18, Avenue de l’Elysée
CH- 1014 Lausanne
Tel. 0041 21 316 99 11

Öffnungszeiten
DI - SO 11 – 18 Uhr
MO geschlossen


In Frankreich:
25. September 2013 bis 5. Januar 2014
Maison Européenne de la Photographie
5-7, Rue de Fourcy
F- 75004 Paris
Tel. 0033 1 44 78 75 00
Öffnungszeiten
MI - SO 11 – 20 Uhr
MO, DI geschlossen

 

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