rheinische ART
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rheinische ART 07/2020

Archiv 2020

INVENTURFUND
Das Kölner Tusche-Panorama

 

Hohenzollernbrücke mit Dom, vom rechten Ufer aus gesehen, ist ein weltbekanntes Motiv. Als Tusche-Zeichnung aus japanischem Blick ist es neu.

 

Uchiyama Ukai Köln am Rhein, Tusche auf Papier (Hängerolle), Japan, Foto © Rheinisches Bildarchiv Köln: Marion Mennicken, Fotoquelle MOK 2020 

 

Schöpfer dieses bislang nie ausgestellten Kunstwerkes war der japanische Modernist, Maler, Dichter und Kalligraf Uchiyama Ukai (1907–1983).

 

Der japanische Künstler Ukai Uchiyama, fotografiert am 17. Juni 1956. Fotograf unbekannt. Fotoquelle © Wikipedia commons, gemeinfrei.

 

Zu sehen ist die ungewöhnliche, überraschend bei einer Inventur aufgetauchte Arbeit derzeit im Museum für Ostasiatische Kunst (MOK) im Rahmen einer Neupräsentation der Ständigen Sammlung.

     Es ist eines von drei monumentalen Hängerollen-Bildern des Künstlers Uchiyama Ukai aus dem MOK-Bestand. Das Köln-Panorama schuf der Japaner in seinem Atelier in Tokyo. Offenbar hatte er in Köln vor Ort Skizzen gemacht. Die Ansicht lädt den Betrachters zu einer Zeitreise in die 1960er Jahre ein. Was ist japanisch an diesem Bild, was europäisch? Wie charakterisiert Uchiyama diese Stadt?


Nach Mitteilung des Museums schenkte der Künstler im Jahre 1965 nach einer Ausstellung im Kunsthaus Lempertz die Hängerollen – jeweils im Querformat mit einer Breite von vier Metern – der Stadt Köln.

     Das ebenfalls ausgestellte großformatige Kalligrafie-Werk Uchiyamas zitiert ein Gedicht des japanischen Dichters und Malers Mitsuharu Kaneko (1895–1975), der seinerzeit als systemkritische Figur galt.

 

Uchiyama Ukai Kalligrafische Arbeit, mit Zitat des Dichters Mitsuharu Kaneko. Tusche auf Papier, Japan, Foto © Rheinisches Bildarchiv Köln: Marion Mennicken. Fotoquelle MOK 2020

 

 

Wen Zhengming (1470–1559), Herbstlandschaft Tusche und Farben auf Papier, China, Ming-Dynastie, 16. Jahrhundert, Rheinisches Bildarchiv Köln: Marion Mennicken. Fotoquelle MOK 2020

 

Das renommierte Spezialmuseum für Ostasiatische Kunst, das 2019 seinen 40-jährigen Standort an der Universitätsstraße feierte (mehr), besitzt eine vielfältige Sammlung von rund tausend Werken der Malerei und Kalligrafie aus den Ländern Ostasiens.

     Darunter ist auch eine monumentale Herbstlandschaft des berühmten chinesischen Literatenmalers und Kalligrafen Wen Zhengming (1470–1559), die am Beginn der Ausstellung in die Welt der chinesischen Literaten einlädt.

     1965 schenkte Hans-Jürgen von Lochow dem MOK dieses Bild. Mit einer Länge von fast vier Metern konnte es vor der Eröffnung des Neubaus nie komplett gesichtet werden. So geriet das durch Wasserschäden beeinträchtigte Werk aus dem Blick der Fachleute. Umfangreiche wissenschaftliche Recherchen sind noch notwendig, um seine Echtheit sicher zu bestätigen. Nach MOK-Angaben bedarf es sodann einer Restaurierung und Neumontierung.


Nicht selten kommen in Depots unerwartet Kunstwerke ans Licht. So auch im Kölner MOK, denn Teile der dortigen Sammlung sind nicht vollständig erschlossen. Anfang 2020 begann ein MOK-Team mit einer Malerei-Inventur, die möglichst bald wieder fortgesetzt werden soll. Unter dem Titel „Kunst auf Lager – Faszinierende Entdeckungen im Depot“ zeigt das Haus aktuell einige der wertvollen Arbeiten, die bereits geborgen wurden.
rART/cpw

 

Die Schau offenbart, dass Uchiyamas exzentrische Kalligrafie mit den gestischen „Ein-Zeichen-Bildern“ des japanischen Avantgarde-Künstlers Inoue Yuichi (1916–1985) korrespondieren. Dessen Werke waren Anfang der 1960er Jahre in Köln in der Galerie Rudolf Zwirner ausgestellt worden. Die abstrakte Kunst und das Informel (mehrder 1950er und 1960er Jahre weckten die Sensibilität für die Tuschmalerei und Kalligrafie. Die westlichen Künstler ließen sich von der japanischen Kunst und dem Zen-Buddhismus inspirieren.


► Die Lempertz-Ausstellung „Kunst der Tusche. Kalligrafische Tuschzeichnungen von Ukai Uchiyama, Tokio“ fand vom 16. Januar bis 2. Februar 1965 statt.


Die Ausstellung „Kunst auf Lager – Faszinierende Entdeckungen im Depot“ wird bis auf Weiteres gezeigt.
Museum für Ostasiatische Kunst
Universitätsstraße 100
50674 Köln
Tel. 0221 / 221-28608
Öffnungszeiten
DI – SO 11 – 17 Uhr

 

 

 

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