rheinische ART
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rheinische ART 04/2011

Archiv 2011: aus "Über die Grenze geschaut"


Interkultureller Dialog

 

Kunst als Kulturvermittler:

Die „Kunst der

Aufklärung” in Peking

 

Anfang April wurde das National Museum of China am Platz des Himmlischen Friedens nach umfangreichen Umbaumaßnahmen neu eröffnet. Die erste ausländische Ausstellung des nun größten Museums der Welt widmet sich der Kunst der Aufklärung. Die Staatliche Museen zu Berlin, die Staatliche Kunstsammlungen Dresden sowie die Bayerische Staatsgemäldesammlungen München sind die Projektpartner und zeigen Bilder aus ihrem Bestand.

 

Auch wenn die Eröffnung aus politischer Sicht nicht ganz unproblematisch war: Es ist eine großartige Sache. Bis ins darauf folgende Jahr werden nun 579 Objekte aus den deutschen Museen in Peking gezeigt. Die Vereinbarung zur langfristigen Präsentation wurde bereits im Mai 2007 im Beisein von Horst Köhler und Hu Jintao in Peking unterzeichnet. Das Ausstellungsprojekt ist Bestandteil des von Wen Jiabao und Angela Merkel im Juli 2010 in Peking unterzeichneten „Deutsch-Chinesischen Kommuniqués zur umfassenden Förderung der Strategischen Partnerschaft”.

 

Architekturentwurf des National Museum of China. Der Umbau des Museums in Peking erfolgte durch das Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner in Hamburg.
Foto © CABR Architectural Design Institute, GMP International GmbH


Eine der größten deutschen Stiftungen, die Stiftung Mercator in Essen, initiiert gemeinsam mit dem National Museum of China als Begleitprogramm die Veranstaltungsreihe „Aufklärung im Dialog“. Beide Seiten sind sich darüber im Klaren, dass ein solches Projekt, wo die Kunst die Rolle des Kulturvermittlers einnimmt, auch das Gespräch, die Auseinandersetzung und den Dialog braucht. Erst ein vermehrtes Wissen über die Kultur des anderen kann zum gegenseitigen Verständnis führen. „Gleich einem Mediator soll die Veranstaltungsreihe helfen, China und Europa miteinander ins Gespräch zu bringen – für ein noch besseres Kennenlernen und gegenseitiges Verständnis“, sagt denn auch Bernhard Lorentz, Geschäftsführer der Stiftung Mercator. Immerhin investiert die Stiftung in dieses Projekt 1,5 Mio Euro.

 

In neun Kapiteln

 

Julius Caesar Ibbetson: George Biggins Aufstieg in Lunardis Ballon, um 1785/1788
© Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Foto: Bruno Hartinger

Caspar David Friedrich: Hünengrab im Schnee, 1807
© Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Jürgen Karpinski

Gottlieb Schick: Porträt der Heinrike Dannecker, 1802
© Staatliche Museen zu Berlin, Foto: Jörg P. Anders

In neun Kapiteln ist die Kunst der Aufklärung in ihrer ganzen Breite - von Malerei und Grafik über Kunsthandwerk und wissenschaftlichen Instrumenten bis hin zur Mode zu sehen.
Der Prolog „Höfisches Leben im Zeitalter der Aufklärung” lädt die Besucher ein, die Welt der barocken und aufgeklärten Residenzen zu erkunden und zeigt die höfische Kunst des 18. Jahrhunderts in ihrem ganzen Spektrum. Es reicht vom spätabsolutistischen Fürstenhof bis zu Friedrich dem Großen, dem ersten Aufklärer auf einem deutschen Thron.
Das Kapitel „Perspektiven des Wissens” erzählt von der Geburt der modernen Naturwissenschaften und ihrem immensen Einfluss auf die künstlerische Imagination.
Das Kapitel „Die Geburt der Geschichte” beleuchtet das neue historische Bewusstsein des 18. Jahrhunderts. Wissenschaftliche Disziplinen wie die Archäologie entstanden, die ersten öffentlichen Museen wurden gegründet.
Das Kapitel „Ferne und Nähe” richtet den Blick auf die Weltneugier der Aufklärung, ihre Faszination für ferne Epochen und Kulturen sowie deren ästhetischen Niederschlag in der europäischen Kunst.
Das Kapitel „Liebe und Empfindsamkeit” schildert, wie sich das 18. Jahrhundert auch zu einer „Epoche der Empfindsamkeit“ entwickelte. Die sozialkritischen und emanzipatorischen Tendenzen der Aufklärung wurden um die Tugend des Gefühls ergänzt. Die Liebe als tragendes Element der Beziehungen wird entdeckt.
Das Kapitel „Zurück zur Natur” lässt in den arkadischen Landschaften, Idyllen und gartenarchitektonischen Imaginationen des 18. Jahrhunderts den großen Traum der Aufklärung von einer neuen Gesellschaft lebendig werden.
Das Kapitel „Nachtseiten” öffnet den Vorhang für das Interesse an der menschlichen Psyche und ihren seelischen Abgründen. Durch den Verlust tradierter religiös-kirchlicher Ordnungssysteme und die Betonung der Selbstverantwortlichkeit des Menschen entstanden auch Verunsicherungen und Ängste.
Das Kapitel „Emanzipation und Öffentlichkeit” präsentiert die Aufklärung als Geburtsepoche einer Öffentlichkeit, in der das Individuum sich engagiert und beteiligt. Das zentrale Medium der Aufklärung war zunächst das Wort, doch auch das Bild änderte seine Funktion und wurde, nicht zuletzt durch neue technische Möglichkeiten, zu einem visuellen Massenmedium, das sich in Pamphleten, Karikaturen und Populärliteratur zum engagierten Wissensvermittler entwickelte.

Der Epilog „Die Revolution der Kunst” wirft Schlaglichter auf die Kunst der Gegenwart und fragt nach dem Erbe der Ideen der Aufklärung in der aktuellen Kunst.
Irmgard Ruhs-Woitschützke

 

 

 

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