rheinische ART
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rheinische ART 11/2014

Archiv 2014

KLEE UND JAPAN
Faszination aus der Ferne

 

Er war nie dort, und dennoch sollten Motivik, Ornamentik und Kunsttechnik des Fernen Ostens ein integraler Bestandteil seiner schöpferischen Arbeit werden. Denn Paul Klee ließ sich auf vielfältige Weise von der fernöstlichen Kunst inspirieren.

 

Paul Klee Ohne Titel (Zwei Fische, einer am Haken), 1901, Feder und Aquarell auf Karton, Privatbesitz Schweiz, Depositum im Zentrum Paul Klee, Bern © Zentrum Paul Klee, Bern

 

Die Ausstellung Vom Japonismus zu Zen. Paul Klee und der Ferne Osten zeigt erstmals den Einfluss des Japanischen auf das Schaffen von Klee und - umgekehrt - die bis heute wirkenden Impulse Klees auf die japanische Kunst und Kultur. Gleichzeitig läuft im Düsseldorfer K20 eine Ausstellung zu Klees Nahost-Reise nach Ägypten (mehr), die er, im Gegensatz zu Japan, 1928 tatsächlich durchführte.

 

Paul Klee Der Schrank, 1940, 276, Kleisterfarbe auf Papier auf Karton, 41,5 x 29,5 cm, Zentrum Paul Klee, Bern, Schenkung Livia Klee © Zentrum Paul Klee, Bern

 

Anerkennung in Japan Paul Klee (1879-1940) sei in Japan so präsent wie kaum ein anderer westlicher Künstler, betonen das Berner Zentrum Paul Klee und das Kölner Museum für Ostasiatische Kunst, die in Kooperation die Schau gestalten und ausrichten. Über alle Sparten hinweg – von Musik über Malerei und Architektur bis zum Comic – beschäftigen sich seit Jahrzehnten japanische Kreative mit den Arbeiten des überragenden Vertreters der modernen Kunst. Sein reduzierter Stil, aber auch die „fernöstliche Stimmung“ seiner Werke faszinieren in Japan nach wie vor ein breites Publikum.

 

Frühe Aufmerksamkeit Auf Klee waren Kunstkenner in Japan bereits in den 1910er Jahren aufmerksam geworden. Möglicherweise lag es daran, dass der junge Maler und Grafiker aus den gewonnenen fernöstlichen Einsichten und Anregungen wirklich Neues, Eigenes zu schaffen im Stande war. Denn dergleichen, so meinte der gerade einmal 27-Jährige um 1906 in München, „... sollte man auch machen, nicht nachmachen.“

     Mit „dergleichen“ war das “Abstrakte” des japanischen Farbholzschnitts gemeint. Paul Klee verfügte schon als junger Maler über eine vertiefte Kenntnis der japanischen Kunst. So war er mit der japanischen Holzschnittsammlung des Grafikers und Kunstsammlers Emil Preetorius (1883-1979) vertraut, der sich mit dem Thema später literarisch in „Vom Wesen ostasiatischer Malerei“ (1937) auseinander setzte.
     Auch besuchte Klee mit größter Wahrscheinlichkeit die Münchener Ausstellung “Japan und Ostasien in der Kunst”, die 1909 mit Leihgaben des soeben neu gegründeten Museums für Ostasiatische Kunst in Köln (mehr) sowie des Berliner und des Münchener Völkerkundemuseums gezeigt wurde. Im Gegensatz zu vielen anderen Malern, die dem Japonismus Inspirationen abgewannen ohne die genuine Kunst zwangsläufig verstehen zu wollen (mehr), kann Paul Klee durchaus ein größeres Wissen und Verständnis für die Kunst des Fernen Ostens unterstellt werden.

 

Paul Klee Und ach, was meinen Kummer noch viel bitterer macht ist, dass Du nicht einmal ahnen magst, wie mir ums Herz ist, 1916, 22, nach der Übersetzung eines chinesischen Gedichts von Wang Sengyou (5. Jhr. n. Chr.), Aquarell und Feder auf Papier auf Karton, Zentrum Paul Klee, Bern © Zentrum Paul Klee, Bern

 

Neue Wege Die Begegnung mit originalen ostasiatischen Kunstwerken gab Klee ganz neue Impulse, die weit über das japonistische Modephänomen seiner Zeit hinausgingen. Der Einfluss dieser Kunst zeigt sich besonders in Klees zeichnerischem Werk und half ihm „aus der Sackgasse des Ornaments“, wie er selbst seine Situation 1908 beschrieb. Die Beschäftigung mit der fernöstlichen Tuschmalerei (mehr) und die Entdeckung des Japanpapiers führten ihn außerdem zur Weiterentwicklung seiner Aquarellmalerei, während seine “Schriftzeichenbilder” der 1930er Jahre auf der ostasiatischen Kalligrafie basieren.

 

Paul Klee Kindheit, 1938, 358, Kleisterfarbe auf Papier auf Karton, 27 x 42,8 cm, Zentrum Paul Klee, Bern © Zentrum Paul Klee, Bern

 

West-Ost-Dialog Klees Weltsicht gründet im klassischen abendländischen Kulturverständnis. Doch steht die Auseinandersetzung mit dem ostasiatischen und besonders mit dem japanischen Kulturkreis für seine Haltung der Offenheit und Neugier. Dieser Aspekt seines Werkes, der sich durch seine Rezeption japanischer und chinesischer Kunst, Literatur, Dichtung, aber auch des Daoismus und Zen-Buddhismus genau belegen lässt, wurde bisher nie zusammenhängend gewürdigt. Die Kölner Ausstellung macht erstmals deutlich, in welchem Maß diese Kunst ein integraler Bestandteil seines Werkes ist.

 

 Die Schau untersucht jedoch nicht nur ausführlich Klees Beschäftigung mit der ostasiatischen Kunst und Kultur. Sie zeigt ferner auf, wie der Meister - der 1931 bis 1933 an der Düsseldorfer Kunstakademie lehrte und Ewald Mataré und Heinrich Campendonk zu seinen Kollegen zählte - sich zum zentralen Ankerpunkt für nachfolgende Künstler in Japan entwickelte. Am Werk von sieben japanischen Künstlern wird in Köln die Wirkungsgeschichte Klees im heutigen Japan aufgezeigt. Die Klee-Rezeption im Inselstaat wird durch ausgewählte Werke von Tôru Takemitsu, Shuntarô Tanikawa, Kazuya Takahashi, Natsuki Ikezawa, Leiko Ikemura und Toyô Itô repräsentiert.
cpw

 

Die Ausstellung „Vom Japonismus zu Zen. Paul Klee und der Ferne Osten“ ist bis zum 1. Februar 2015 zu sehen.
Museum für Ostasiatische Kunst Köln
Universitätsstraße 100
50674 Köln
Tel. 0221 / 221-28617
Öffnungszeiten
DI – SO 11–17 Uhr
Jeden ersten Donnerstag
im Monat 11–22 Uhr 

 

 

 

 

 

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