rheinische ART
Start | | Über uns | Anzeigen | Impressum | Kontakt | Datenschutz

rheinische ART 09/2014

Archiv 2014

DOKUMENTIERTE GESCHICHTE
Gegen-, mit- und füreinander

 

Es ist ein großes Buch, dick ist es auch noch und somit recht schwer. Sein Titel: Die Geschichte der Kunstakademie Düsseldorf seit 1945. Erlauben die ersten drei Attribute nicht unbedingt seinen Einsatz als Bettlektüre, so ist der Inhalt doch bestens über das Informieren hinaus zum Schmökern geeignet.

 

Buchcover

 

Denn es ist eine historische Dokumentation, die sich erlaubt, auf weiteren Pfeilern als dem ausschließlich archivarisch-neutralen Blickwinkel zu stehen. Zu sehr ist es mit persönlichen Sichtweisen, mit unterschiedlichen Beurteilungen von Vergangenem bestückt, lassen Interviews mit und persönliche Rückblicke von Professoren und anderen Protagonisten einen ziemlich lebendigen Blick auch hinter die Kulissen zu. Herausgeber dieser sehr gelungenen Publikation ist die Kunstakademie Düsseldorf selbst; sie vermerkt ergänzend im Impressum „auf Initiative von Professor Anthony Cragg“, dem vormaligen Rektor des Instituts.

     Erschienen ist dieser Geschichtsabriss bereits im Februar 2014. Es war zum damaligen „Rundgang“ der Kunstakademie, der zigtausend Besuchern Einblick in die aktuellen künstlerischen Entwicklungen vor Ort erlaubte, in einem eher überschaubaren Rahmen in der Akademie-Galerie vorgestellt worden. Siegfried Gohr, der die Organisation im Auftrag des Rektorats innehatte, sprach denn auch über die zahlreichen Herausforderungen, die diese Aufgabe mit sich brachte. Beispielsweise musste ein Verlag gefunden werden, der bei einer Auflagenhöhe im niedrigen vierstelligen Bereich die Aufwendungen leisten wollte. Immerhin ist die Dokumentation reich bebildert.

 

Kunstakademie Düsseldorf© Babette Bangemann, Kunstakademie Düsseldorf

 

Historische Fotoaufnahmen setzen die Geschichte ins Bild und der Buchteil mit der Vorstellung von Kunstwerken der seit 1945 lehrenden Professoren hat durchaus Bildbandqualität. Mittlerweile hat sich gezeigt, dass die Verantwortlichen hinsichtlich der Auflage zu zögerlich dachten. Bereits im Juni wurde die zweite Auflage gedruckt. Das Interesse war deutlich größer als angenommen.
     Cragg berichtete bei der Präsentation über die „Gemeinschaftsaufgabe“ der eingerichteten vier Arbeitskreise seit Herbst 2010, für deren Mitglieder (Professoren der Akademie) die Beschreibung der Historie des Hauses immer mehr zum gemeinsamen Anliegen wurde. Seinen Worten nach hat die Unterschiedlichkeit der Mitwirkenden einen „selbstkorrigierenden“ Effekt gehabt und mit dazu beigetragen, dass es gelungen sei, die Vielfalt der Akademie darzustellen und nicht eine bestimmte Sichtweise auf die Geschichte zuzulassen. Gegen-, mit- und füreinander, wie das Leben in der Kunstakademie selbst, sei die Zusammenarbeit gewesen.
     In der Summe ist die Publikation ein einziges Empfehlungsschreiben für die traditionsreiche Düsseldorfer Akademie, die sich ihrer Anziehungskraft auf junge Studierende sehr wohl bewusst ist. Die internationale Ausstrahlung ist enorm, denn in dem projektierten Zeitraum sind zahlreiche, weltweit anerkannte Künstler aus der Akademie hervor gegangen.

 

Die Professoren Anthony Cragg und Markus Lüpertz beim Abschied von Lüpertz in seiner Funktion als Rektor © Jonas Gerhard

 

Namen Die Hochschule notiert hierzu: „Nach dem Neubeginn im Jahre 1946 konnte die Akademie dank herausragender Persönlichkeiten wie Ewald Mataré, später Karl Otto Götz, Gerhard Hoehme, Erwin Heerich und Hans Schwippert sowie zahlreichen anderen wieder einen Spitzenplatz innerhalb der Akademien einnehmen. Die Fotoklasse von Bernd und Hilla Becher, die eigenwillige Definition von Akademie und Lehre durch Joseph Beuys verursachten weitwirkende Impulse. Gotthard Graubner, Jörg Immendorff, Konrad Klapheck, Markus Lüpertz, Gerhard Richter und Günther Uecker boten ein breites Spektrum der Malerei und Bildhauerei. Heute bietet die Akademie ein weitgefächertes Angebot, das alle Techniken und Medien umfasst, die in der Kunst derzeit benutzt werden. Der Band zeigt aber auch, dass die Akademie neben Malern und Bildhauern auch bedeutende Bühnenbildner wie Teo Otto und Karl Kneidl sowie Architekten von internationalem Rang wie O.M. Ungers und James Stirling verpflichten konnte. Auch die Kunstbezogenen Wissenschaften finden in dem Band eine ausführliche Darstellung und Würdigung.“

 

Fakten Die besondere internationale Bedeutung des rheinischen Standortes ist mit Fakten leicht zu belegen. In seinem Beitrag über die legendäre Kunstausstellung „von hier aus“ im Herbst 1984 bemerkt Robert Fleck: „In Düsseldorf/Köln arbeitete die bedeutendste deutsche Künstlergeneration seit 1960, von hier aus agierten namhafte Galerien weltweit, es fanden Kunstmessen statt und viele internationale Künstler zog es an diesen Ort. Düsseldorf war damit das einzige Gegengewicht in der Positionierung aktueller Kunst zu New York. 43 der 71 Künstlerinnen und Künstler dieser 'zwei Monate neue deutsche Kunst' lebten 1984 im Raum Düsseldorf/Köln. 35 Künstlerinnen und Künstler – knapp die Hälfte der Ausstellung – waren und sind per Studium und Lehre mit der Kunstakademie Düsseldorf verbunden. Dies machte die Kunstakademie Düsseldorf damit nebenbei zum mitentscheidenden Ort für die aktuellen Positionen der Kunst seit 1960.“

Irmgard Ruhs-Woitschützke

 

Die Geschichte der Kunstakademie Düsseldorf seit 1945
Ca. 500 Seiten, € 44,90
2014 Deutscher Kunstverlag GmbH Berlin München
www.deutscherkunstverlag.de
ISBN 978-3-422-07229-9

 

 

 

 

Die 
rheinische ART.
empfiehlt:

Mit GOOGLE ins Museum.


Das Google Arts & Culture Projekt zeigt Meisterwerke aus den Museen und Sammlungen dieser Welt.

► 
mehr

Und geht der Frage nach: Was ist Contemporary Art?

mehr