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rheinische ART 03/2020

Archiv 2020

CORONA
Heilige Frau gegen die Seuche


Eine nahezu Vergessene erfährt gegenwärtig eine Renaissance: die Heilige Corona ist Schutzpatronin der Fleischhauer, in Geldsachen, für Glücksspiele und gegen Seuchen.

 

Wallfahrtsandenken aus Sankt Corona am Wechsel (Niederösterreich), 19. Jh., gemeinfrei, Fotoquelle © Austria-Forum 2020

 

Namensgeberin für das derzeitige weltweit verheerende Virus ist die seit alters her in der Christenheit verehrte Märtyrerin allerdings nicht. Es ist die verblüffende Namensgleichheit und zudem ihr Bezug zur Menschheitsgeißel Seuche, die „die Gekrönte“ so interessant macht.


Was hat die himmlische Helferin mit dem Rheinland zu tun? In der Aachener Domschatzkammer wird derzeit ein über 100 Jahre alter Schrein restauriert, der die angeblichen Überreste der Heiligen Corona enthalten soll.

     Das kunstvolle und reich verzierte Behältnis ist 93 Zentimeter hoch, wiegt gut 100 Kilogramm und hat die Form einer byzantinischen Kirche. Es wurde um 1912 von Aachener Goldschmieden gefertigt.


Die Reliquien der frühchristlichen Heiligen gelangten bereits vor Jahrhunderten in die Domstadt. Kaiser Otto III. (980-1002) soll die Überreste im Jahre 997 von Rom nach Aachen gebracht haben, gemeinsam mit den Gebeinen des Heiligen Leopardus.

     Seither gelten, wie es von offizieller Seite heißt, beide als „Mitpatrone des Aachener Marienstifts“, deren Grabplatten bis dato im Dom erhalten sind.


Nun ist Aachen nicht gerade als Hort einer Corona-Verehrung bekannt. Die als alt geltende Corona-Tradition ist andernorts ausgeprägter.

     Laut Ökumenischem Heiligenlexikon ist die Anrufung der „Gekrönten“ in Notzeiten bereits für das 6. Jahrhundert in Nord- und Mittelitalien belegt. Auch der Prager Dom erhielt im 14. Jahrhundert Corona-Reliquien. In Deutschland sind es vor allem ostbayerische Gemeinden, die ihr gedenken, wie etwa die Kirchen in Staudach bei Massing und Handlab bei Deggendorf. Sehr verbreitet ist der Corona-Kult ferner in Österreich. Insbesondere in der Gemeinde mit dem Namen St. Corona am Wechsel, die eine entsprechende Wallfahrtskirche unterhält.

 

Hl. Corona zwischen zwei Palmen, Pilgerzeichen um 1400. Foto © Focke-Museum Bremen, Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Fotograf Alfred Löhr; Fotoquelle Wikipedia CC BY-SA3.0 

 

Die Heilige Corona – in der orthodoxen Kirche auch als Stephana bezeichnet – soll der Legende nach im zweiten Jahrhundert gelebt haben. Die Quellenlage ist allerdings nicht eindeutig. So soll sie die Ehefrau des römischen Legionärs und späteren Heiligen Viktor gewesen sein, bei dessen Hinrichtung in Ägypten oder dem heutigen Syrien sie ihm Trost spendete.

     Daraufhin soll die etwa 16-Jährige selbst verurteilt und eines grausamen Todes gestorben sein: Zwischen zwei niedergebeugten Palmen gefesselt, wurde sie beim Zurückschnellen der Stämme zerrissen. Zwei Palmen sind daher in fast allen Darstellungen dieser Schutzheiligen die traditionellen Attribute.

     Ob die neu erwachte Corona-Zuwendung bei Viruserkrankung eine Heilung bringt? Die Süddeutsche Zeitung zitiert den gleichmütigen wie schicksalsergeben Rat einer Messnerin: „Man kann eh nix machen und ´s Beten schadet nix.“
rART/cpw


Nach Angaben des Aachener Domkapitels soll der Schrein der Heiligen Corona nach Ende der Coronavirus-Pandemie in Aachen ausgestellt werden.


Zitierquelle: Süddeutsche Zeitung vom 20. März 2020

 

 

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