rheinische ART
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rheinische ART 04/2014

Archiv 2014

JOHANNES THOPAS / MINIATURMALEREI
In Millimetern

 

Sie waren ob ihrer nicht selten kuriosen oder libertinen Motive manchesmal Spaßobjekte für die höhere Gesellschaft und gerne verteilte Präsente für Günstlinge. Auf jeden Fall immer begehrt und bewundert: Die Miniaturmalereien. Diese Kunst, bereits seit dem elften Jahrhundert im arabischen Kulturkreis praktiziert, hatte ihre Blüte in Europa vor etwa 300 Jahren. In Aachen wird mit Johannes Thopas ein besonderer Meister dieser Kunst im Suermond-Ludwig Museum gezeigt.

 

Porträt des Jan Wijs, 1657 (Teil eines Doppelbildnisses), Bleistift u. Buntstift, auf Pergament, 240 x 195 mm. Six Collection, Amsterdam

 

Johannes Thopas, Porträt einer Frau, 1684, (Teil eines Doppelbildnisses), Bleistift auf Pergament, 149 x 127 mm. Victoria & Albert Museum, London

 

Johannes Thopas, Porträt eines verstorbenen Mädchens, vermutlich Catharina Margaretha van Valkenburg, 1682, Öl auf Holz, 580 x 715 mm. Mauritshuis, Den Haag

 

Virtuoses im Kleinformat, das ist ein so gut wie völlig untergegangenes Genre der bildenden Kunst. Es sind jene - vom Barock bis zum Biedermeier - populären Feinmalereien, oft Portraits, die den Künstlern vermutlich nur mit Hilfe der Lupe gelangen und deren Abmessungen in Millimetern angegeben werden. Gelegentlich wird diese Malerei nur als Buch-, Dosen-, Schmuck- oder Dekormalerei angesehen, doch war sie stets eine eigenständige, begehrte Kunst, nur eben „en miniatures“.

 

Suermondt-Ludwig Museum Das Aachener Haus greift das sehr ungewöhnliche Thema der Miniaturmalerei in seiner Frühjahrsausstellung auf. Zum ersten Mal werden die exquisiten Meisterzeichnungen des gehörlosen Autodidakten Johannes Thopas in einer monografischen Schau präsentiert. In der Ausstellung sind 38 – zum Teil winzige – Portraitzeichnungen zu sehen.
     Thopas, 1626 in Arnheim geboren, ist selbst in der Fachwelt nur wenig bekannt. Dabei sind seine feinen und extrem raffinierten Portraits in Tusche und Graphit von ganz außerordentlicher Qualität. Deshalb erfreuten sie sich großer Beliebtheit bei seinerzeitigen Auftraggebern und Sammlern, die sie, edel gerahmt, an ihren heimischen Wänden wie Gemälde vorführten. Der meisterhafte Zeichner Thopas nutzte für seine Portrait miniatures stets den Bildträger Pergament.

 

Maler und Zeichner Johannes Thopas stammte aus einer gut situierten Familie, sein Vater war Arzt. Nach dessen Tod heiratete seine Mutter den Bürgermeister der niederrheinischen Stadt Emmerich, wo der spätere Künstler mit seinen Geschwistern seine Jugend verbrachte. Aufgrund der Behinderung stand Johannes Thopas sein Leben lang unter der Aufsicht eines Vormundes. Er wohnte und arbeitete in Utrecht, Haarlem, Amsterdam und Assendelft (bei Zaandam), wo er vor 1695 starb. Ein genaues Todesdatum ist nicht bekannt.

 

Werke Von Thopas sind noch 66 Pergamentzeichnungen erhalten. Die wichtigsten Werke stammen aus seiner Zeit in Haarlem, wo er auch Mitglied der Lukasgilde war sowie aus seinen Amsterdamer Jahren, wo er viele Patrizier portraitierte. In Haarlem fertige er auch das Doppelbildnis eines unbekannten Ehepaares, das sich im Besitz des Suermondt-Ludwig Museums befindet.

     Interessant sind ferner die letzten Werke, die in Assendelft und Zaandam entstanden, Orte, in denen er seinen Lebensabend verbrachte. Sie zeigen einfache Dorfbewohner, die deutlich weniger elegant gekleidet waren als ihre Zeitgenossen in Haarlem und Amsterdam. Vielleicht sind diese Miniaturen eine Reminiszenz des damals fast 70-jährigen Meistermalers an das Milieu seiner Jugendjahre.
K2M

 

Die Ausstellung „Deaf, dumb & brillant, Johannes Thopas – Meisterzeichner“ wird bis zum 22. Juni 2014 gezeigt.
Suermondt-Ludwig-Museum
Wilhelmstraße 18
52070 Aachen
Tel. 0241 / 47980-0

Öffnungszeiten
DI, DO, FR 12 - 18 Uhr
MI 12 - 20 Uhr
SA, SO 11 - 18 Uhr

 

 

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