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rheinische ART 07/2014

Archiv 2014

SCHAUSPIEL
Spanischer Phönix

 

Spanien ist zu Gast beim Shakespeare Festival im Globe Neuss, und das in einer ganz besonderen Rolle. Der großartige Zeitgenosse von William Shakespeare, der Madrilene Félix Lope de Vega Carpio, erhält mit zweien seiner (cirka 1.800!) Theaterstücke einen mal komödiantischen und mal dramatischen Auftritt.

 

Die Kompanie Fundación Siglo de Oro spielt "El Perro Del Hortelano" (Liebe aus Neid oder Der Hund des Gärtners) © Foto Juan Carlos Mora

 

Das »Siglo del Oro«, wie die Spanier ihr goldenes Zeitalter nennen, war eine Zeit der großen Errungenschaften und Eroberungen: Erst 1492 hatte Kolumbus den Weg nach Amerika gefunden und damit auch zur europäischen Machterweiterung seiner iberischen »Reiseveranstalter« beigetragen.
     Die Kultur im allgemeinen und die Literatur im besonderen erlebte eine ungeahnte Blüte. Karl V. erwies sich in den vierzig Jahren seiner Regierung (1516-1556) als weltoffener, europäisch orientierter, optimistischer Monarch und sorgte so für einen idealen Nährboden, auf dem Gestalten wie Félix Lope de Vega Carpio gedeihen konnten.

 

„Die neue Kunst, heute Schauspiele zu schreiben.“ Zwei Jahre älter als sein englischer »Kollege« William Shakespeare, wurde der gebürtige Madrilene während eines ungeheuer ereignisreichen Lebens, das am 27. August 1635 in seiner Geburtsstadt zu Ende ging, als »spanischer Phönix« sowohl qualitativ als auch quantitativ zu dem herausragenden Dramatiker seines Landes: Sage und schreibe 1.800 (in Worten: eintausendachthundert) Schauspiele sowie etliche hundert kürzere Bühnenstücke brachte er zu Papier beziehungsweise auf die Bühne – und von dieser immensen Zahl sind immerhin rund fünfhundert Werke erhalten.

 

 

Des Gärtners Hund Zwei dieser Schöpfungen werden jetzt beim 24. Shakespeare Festival aufgeführt. Die Fundación Siglo de Oro  präsentiert neben der humorigen Eifersuchtsgeschichte El Perro del Hortelano (»Des Gärtners Hund«) die gruselig-faszinierende »Don Carlos«-Variante El Castigo sin Venganza (»Strafe ohne Rache«), worin ein nicht gerade zimperlicher Fürst mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln die Affaire seiner jungen (zweiten) Gemahlin mit seinem Sohn aus erster Ehe dauerhaft beendet.

 

Die Kompanie Fundación Siglo de Oro spielt Enrique VIII (Heinrich der Achte) © Foto Jaime Villanueva

 

Die gut zehn Jahre alte Kompanie aus Madrid erweckt mit ihrer wohlklingenden Sprache, ihren prächtigen Kostümen und ihren bezwingenden Aktionen nicht nur die beiden Stücke ihres spanischen Landsmannes zum Leben: Mit der Historie von Heinrich VIII. kommt selbstverständlich auch William Shakespeare, das Geburtstagskind dieses Jahres, auf die Bühne.

Angela van den Hoogen

 

Globe Neuss
(An der Rennbahn)
Stresemannallee
41460 Neuss

 

 11.07., 20 Uhr
El Perro del Hortelano („Liebe aus Neid oder der Hund des Gärtners“)
Komödie von Lope de Vega

► 12.07., 20 Uhr
El Castigo sin Venganza („Die Strafe ohne Rache“)
Drama von Lope de Vega

 13.07., 15 Uhr
Enrique VIII. (Heinrich der Achte)

 

Kartentelefon: 02131 / 526 99 99 9
(Mo–Fr 08-20 Uhr, Sa 09-18 Uhr, So & an Feiertagen 10-16 Uhr)
oder im Internet
www.shakespeare-festival.de

 

Biographie Lope de Vega
Lope de Vega war der zweite Sohn und das dritte Kind der Francisca Fernandez Flores und ihres Gemahls Félix de Vega. 1572/73 erhielt er von dem Dichter Vicente Espinel Unterricht in Lateinisch und Kastilisch, worauf er in das Kaiserliche Jesuitenkolleg eintrat und sich die Rudimente der Geisteswissenschaften aneignete. Entzückt von seinem Talent und seinem Charme, schickte ihn der Bischof von Ávila 1577 an die Universität von Alcalá de Henares, um ihn zum Priester ausbilden zu lassen. Doch sein Protégé machte sich schon bald mit einer verheirateten Frau davon.

     Beim Tode des Vaters im Jahre 1578 fiel der Stickereiladen der Familie an den Ehemann von Isabel del Carpio, die Schwester des Dichters, der den adligen Namen später seinem eigenen aus Gründen des Renommees anhängte. Seine humanistische Bildung verschaffte er sich durch die Lektüre gelehrter Anthologien. 1583 nahm er an einer spanischen Expedition gegen die Azoren teil.

     Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich bereits in Madrid als Bühnenautor etabliert, so daß er von seinen Komödien (tragikomischen Gesellschaftsdramen) leben konnte. Außerdem war er wohl als Sekretär mehrerer Adliger tätig, wobei er je nach der Situation mal die Rolle des Dieners und des Kupplers spielte.

     Von 1605 bis zu seinem Tod war er Privatsekretär und Berater des Herzogs von Sessa, mit dem er einen umfänglichen und aufschlußreichen Briefwechsel führte. 1608 erhielt er von der apostolischen Kammer einen Posten bei der Inquisition. Zu dieser Zeit war er ein berühmter Dichter geworden und bereits der gefeierte „Phönix des spanischen Geistes". 1609 veröffentlichte er die Arte nuevo de hacer comedias en este tiempo („Die neue Kunst, heute Schauspiele zu schreiben"), eine poetische Abhandlung, womit er eine neue Form des spanischen Theaters prägte.

 

 

 

 

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