rheinische ART
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rheinische ART 02/2014

Archiv 2014

WIENER MODERNE
Spiegel dieser kreativen Zeit

 

Es gibt sie in Wiener Cafés natürlich immer noch, die Stühle mit der alten Typenbezeichnung Thonet Nr. 14 – im Kunstgewerbe besser unter „Wiener Caféhaus-Stuhl“ bekannt. Die millionenfach produzierte, zeitlos formschöne Ikone der Designgeschichte markiert - wenn auch nicht wirklich in Wien erfunden - die frühe Phase einer später beispiellosen europäischen Kunst- und Kulturbewegung: der Wiener Moderne. Wer die haltbaren und reduziert ästhetischen Sitzmöbel in den Cafés nicht findet, sollte ins MAK gehen. Da wird die „Wiener Moderne“ seit kurzem in neuer Form präsentiert.

 

MAK-Schausammlung Wien 1900 , Design / Kunstgewerbe 1890–1938
© MAK/Georg Mayer

 

Koloman Moser, Schreibschrank für Berta Waerndorfer, Wien, 1903, Ausführung: Wiener Werkstätte  © Gerald Zugmann/MAK

 

Gustav Klimt, Werkzeichnung „Rosenstrauch“ für den Mosaikfries im Speisesaal des Palais Stoclet, Wien, Kammerl am Attersee, 1910/11 © MAK/Georg Mayer

 

Otto Wagner, Tisch für den Depeschensaal der „Zeit“ in Wien, Wien, 1902, Ausführung: J. & J. Kohn © MAK/ Nathan Murrell 

 

Sie sind längst legendär – diese so vielschichtigen wie faszinierenden Jahrzehnte der „Wiener Moderne“. Und ihr neuzeitliches Schaufenster ist das österreichische Museum für Angewandte Kunst/ Gegenwartskunst (MAK). Dort sind jetzt Design und Kunsthandwerk aus fünf Dezennien Wiener Kreativität zu bewundern. Bugholzmöbel von Thonet, natürlich auch der besagte Stuhl Nr.14, der heute 214 heißt, Glas, Porzellan und andere Highlights des Jugendstils, die teils von den Werkbänken der legendären Wiener Werkstätte stammen, blattvergoldete Klimt-Arbeiten, Silberwaren und Textilien. Eine wunderbare und enorm breit gestreute Mischung von Prachtstücken und Kostbarkeiten, die fast zeitlos wirken.

     Anlässlich seines 150-jährigen Bestehens hat das MAK mit einer geänderten Präsentation seine in die Jahre gekommene Präsenzschau zur Wiener Moderne - einem Spiegelbild dieser kreativen Zeit - in neues Licht gerückt. Und mit weiteren „räumlichen und geschärften inhaltlichen Qualitäten“ feiert das Haus im laufenden Jahr den runden Geburtstag ausgiebig.

 

Rund 20 Jahre lang zeigte das MAK in einer ständigen Schau unverändert seine Exponate aus der großen identitätsstiftenden Kreativphase der k.u.k. Kapitale. Jetzt ist alles neu. Der Kunstinteressierte kann nun die Schausammlung unter dem Titel „Wien 1900. Design/ Kunstgewerbe 1890-1938“ in einer kunsthistorisch chronologischen Abfolge, sortiert in drei Räumen, durchstreifen.

 

1897 In Wien gilt das Jahr 1897 mit der Gründung der Secession als Geburtsstunde der Moderne. Neunzehn Künstler traten damals am 24. Mai mit Gustav Klimt an der Spitze aus dem traditionellen Künstlerhaus aus und gründeten die „Vereinigung bildender Künstler Österreichs, Secession“. Der Anlass: Die progressiven Künstler wollten sich nicht mehr dem vorherrschenden historistischen Geschmack und politischen Willen beugen.

 

Wiener Kunstgewerbe In den Schausälen wird nun die Geschichte dieser Epoche erzählt. Sie geben einen erstklassigen Überblick über die Entwicklung des Wiener Kunstgewerbes, das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert einen regelrecht boomhaften Aufstieg verzeichnete. Der erste Raum widmet sich der Suche nach einem modernen eigenen Stil, während im zweiten eine Auseinandersetzung mit dem Wiener Stil folgt. In Raum drei schließlich konzentrieren die Kuratoren den Weg zur Internationalität. Insgesamt werden mit 500 ausgewählten Objekten kunsthistorische wie gesellschaftliche Aspekte der Wiener Moderne beleuchtet.

 

 

Josef Hoffmann, Teeservice, Wien, 1903, Ausführung: Wiener Werkstätte (Konrad Koch) © MAK/Georg Mayer 

 

Epoche Zeitlich habe man diese Neupräsentation zwischen die „Überwindung des Historismus Ende des 19. Jahrhunderts und die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1938“ gebettet, betont das Museum. Dies ermögliche ein breiteres historisches Verständnis der Epoche. Die Neupositionierung der Moderne-Schau ist der Auftakt einiger bemerkenswerter Projekte der namhaften Kunsthalle. Wie Museums-Chef Christoph Thun-Hohenstein betont, solle sein Haus auf den Weg zu einem „interkreativen Inspirationsmuseum“ gebracht werden.

 

Drei interessante Jubiläumsausstellung im Feierjahr 2014 werden bespielt. Die erste, „Vorbilder. 150 Jahre MAK: Vom Kunstgewerbe zum Design“ (ab Juni), greift die Museumsentwicklung von der ehemaligen Förder- und Bildungseinrichtung zu einem international anerkannten Kompetenzzentrum für Kunst, Design und Architektur auf. Die Schau „Nachbilder. 150 Jahre MAK: Ausstellungen im Bild“ (ab Oktober) spiegelt anhand von Fotografien Inhalte und Präsentationen früherer MAK-Expositionen. Schließlich widmet sich die dritte Schau (ab Dezember) den zwei einflussreichen Gestaltern der Wiener Moderne und dem Weiterleben ihrer Ideen; sie titelt „Wege in die Moderne. Josef Hoffmann, Adolf Loos und die Folgen.“ Es gibt viel zu sehen in Wien, in den kommenden Monaten.

K2M

 

► Besonderer Anziehungspunkt sind die Objekte der Wiener Werkstätte GmbH, dem 1903 gegründeten führenden Designunternehmen im Wien der Jahrhundertwende. Die Gesellschaft war eine Produktionsgemeinschaft bildender Künstler. Gründungsmitglieder waren Josef Hoffmann, Koloman Moser und der Industrielle und Kunstmäzen Fritz Wärndorfer. Als Besitzer des Nachlasses der Wiener Werkstätte belegt das MAK umfassend ihre Bedeutung. Die Werkstätte realisierte als erste durchkonzipierte Design-Marke Kunsthandwerksobjekte des häuslichen Gebrauchs, basierend auf dem engen Kontakt zwischen Künstler und Konsumenten.

 

Permanentausstellung: MAK-Schausammlung Wien 1900 , Design / Kunstgewerbe 1890–1938

Österreichisches Museum für Angewandte Kunst/Gegenwartskunst (MAK)
Stubenring 5
A-1010 Wien
Tel. 0043 / 1 / 711 36-0
Öffnungszeiten
DI 10 –22 Uhr
MI - SO 10 –18 Uhr

 

 

 

 

 

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