rheinische ART
Start | | Über uns | Anzeigen | Impressum | Kontakt | Datenschutz

rheinische ART 12/2017

Archiv 2017
DALI-MUSEUM ST. PETERSBURG
Haute Couture trifft Surrealismus

 

Kunst und Mode gehen gelegentlich bemerkenswerte Verbindungen ein. Interessant wird es, wenn sie in Wagemut und Fantasie übereinstimmen. So bei dem Surrealisten Salvador Dalí und der Modeschöpferin Elsa Schiaparelli.

 

Salvador Dalí Aphrodisiac Telephone (Lobster Telephone), 1938. Worldwide rights ©Salvador Dalí. Fundacio Gala-Salvador Dalí (Artists Rights Society), 2017 / In the USA © Salvador Dalí Museum, Inc. St. Petersburg, FL 2017.

 

Das Dalí-Museum in St. Petersburg, Florida, größter außereuropäischer Sammler von dessen Werken, zeigt erstmalig Arbeiten der beiden kreativen Superstars in einer gemeinsamen Ausstellung.
„Imagination and Daring: Dalí and Schiaparelli“, so der Titel, lässt erkennen, wie eng sich Freundschaft und Zusammenarbeit der Designerin Schiaparelli und des Künstlers Dalí gestalteten.

 

Elsa Schiaparelli Woman’s Dinner Dress. Philadelphia Museum of Art, Gift of Mme Elsa Schiaparelli, 1969-232-52 Foto © Salvador Dalí Museum, Inc. St. Petersburg, FL 2017.

 

Elsa Schiaparelli and Salvador Dalí, circa 1949. Image Rights of Salvador Dalí reserved. Fundacio Gala-Salvador Dalí, Figueres, 2017. Foto © Salvador Dalí Museum, Inc. St. Petersburg, FL 2017.


Paris editor of Harper’s Bazaar in the 1930s, Daisy, Mrs. Reginald Fellowes, in Schiaparelli ~ 1933 (Photo by Hoyningen-Huene/ Vogue/Conde Nast Archive)

 

Das Herzstück der Schau bilden Elsa Schiaparellis fantastische Haute Couture-Roben, Accessoires und Schmuckstücke, die durch wilde Farben, extravagante Materialien und handgemachte Details beeindrucken. Daneben belegen zahlreiche Malereien, Zeichnungen, Objekte und Fotos die enge kreative Kooperation zwischen Schiaparelli (1890-1973) und Dalí (1904-1989).
     Es war nicht nur das völlig unkonventionell Modische, was die Näh- und Strickstuben der kleinwüchsigen französisch-italienischen Modeschöpferin verließ, es war Kunst zum Anziehen.

     Die heute einer breiten Öffentlichkeit kaum bekannte Elsa Schiaparelli war eine „Modekünstlerin“. Das US-Magazin „Vogue“ zählte die gebürtige Römerin mit dem deutschen Vornamen 1932 zu den wichtigsten Modeschöpfern aller Zeiten.

     Nachdem Schiaparelli 1927 in Paris wie aus dem Nichts aufstieg und ihr erstes eigenes Label gegründet hatte, folgte eine rasante Karriere, die im Wesentlichen mit Pullovern begann. Die geometrische Formenvielfalt der Strickwerke erinnert heute an die Arbeiten von Piet Mondrian.


High Society Es war die Kunstkritikerin und Schriftstellerin Gabrielle Buffet-Picabia, Ehefrau des französischen Literaten und Malers Francis Picabia, die die Mittdreißigerin in die Künstlerszene von Paris einführte. Dies war ein entscheidender Schritt im Leben der Modedesignerin, denn dort lernte Schiaparelli Salvador Dalí und Jean Cocteau kennen, für deren Bühnenbilder sie die Figurinen fertigte und deren Einfluss auf ihre Mode entscheidend sein sollte.

     Weitere wichtige Persönlichkeiten waren unter anderen Alberto Giacometti oder die berühmte Millionenerbin Daisy Fellows, die als Mode-Ikone ihrer Zeit eine ihrer treuesten Kundinnen wurde. Die steinreiche Gesellschaftsdame dichtete, schrieb Romane und war die erste Chefredakteurin des Modemagazins Harper’s Bazaar, das in jenen Jahren hochkreative und experimentell arbeitenden Fotografen wie Man Ray und später Horst P. Horst beschäftigte.

 

Salvador Dali Anthropomorphic Cabinet. 1936. © Salvador Dali, Fundacio Gala-Salvador Dali, Artists Rights Society (ARS), New York 2017. Foto © Salvador Dalí Museum, Inc. St. Petersburg, FL 2017.

 

 

Illustration of the Bureau-Drawer Suit, Schiaparelli Haute Couture, Fall/Winter 1936-1937. © Schiaparelli. Foto © Salvador Dalí Museum, Inc. St. Petersburg, FL 2017

 

Elsa Schiaparelli war der wohl größte und exzentrischste Star der Modewelt in den 1920er und 1930er Jahren, eine glamouröse Design-Ikone. Wer etwas auf sich hielt in der Glitzerwelt von Film und Gesellschaft trug ihre Kreationen.

     Sie experimentierte mit außergewöhnlichen Stoffen, lebendigen Farben und surrealistischen Motiven und ließ sich dabei immer wieder von Künstlern anregen.

     Eine stete Inspirationsquelle blieb ab 1936 der Spanier Salvador Dali. Schiaparellis Entwürfe ähnelten Dalís Werken in mancherlei Hinsicht: Beide arbeiteten mit höchster Präzision, wie man sie von Renaissance-Gemälden kennt, kombiniert mit rauschhaften, wilden Fantasien und traumähnlichen Visionen.

     Auf künstlerischen Schiaparelli-Dalí-Ideen basierten Mode-Produkte wie der berühmte Schuh-Hut und das Lobster-Kleid von 1937.

 

Schiaparellis Mode war unkonventionell und widersetzte sich bewusst und konsequent den gängigen Vorstellungen von Schönheit und der traditionellen Rolle der Frau. Es verwundert daher kaum, dass Stil-Ikonen und Mode-Avantgardistinnen wie Marlene Dietrich, Mae West und die Duchess of Windsor Wallis Simpson - die bürgerliche Gattin des demissionierten britischen Königs Edward VIII - zu ihren festen und besten Kunden zählten. Auch wenn Schiaparellis höchst individueller Chic oft schockierte und Provokation Programm war - der Shootingstar schuf Bahnbrechendes.

 

Die Modewelt verdankt ihr unter anderem Innovationen wie das Wickelkleid, den Hosenrock für jede Gelegenheit, den sichtbaren Reißverschluss als Dekorelement, Westen aus Pferdedecken, die Abendkleid-Jacke, den Keilabsatz, wilde Federhüte und den transparenten Regenmantel.

     Sie war die Erste, die Kunstseide und gewachsten Satin in die Couture einbrachte und ein Gegengewicht zu der sieben Jahre älteren und eher moderaten Coco Chanel darstellte. Beide blieben sich eine Leben lang in tiefer Abneigung verbunden, denn „Coco“ fühlte sich von der verrückteren, impulsiveren und auch originelleren Konkurrentin, die die Points in der Modewelt setzte, überflügelt. Verächtlich nannte sie ihre Wettbewerberin „die italienische Künstlerin, die Kleider macht“. Später Triumph der gelernten Näherin Coco Chanel: Ihr Modekonzern besteht bis heute, Chef-Designer des milliardenschweren Unternehmens ist seit 1983 Karl Lagerfeld. Und das per Vertrag lebenslang!

cpw


Die Hafenstadt St. Petersburg bezeichnet sich selbst als „inoffizielle Kulturhauptstadt Floridas“. Sie ist für die Street-Art-Kunst und das SHINE Festival bekannt. 2017 präsentierte das Dalí-Museum mit der Ausstellung „Frida Kahlo at The Dalí“ seinem Publikum bereits einmal das Werk einer starken, weiblichen Künstlerin.

 


Die Ausstellung „Imagination and Daring: Dalí and Schiaparelli“ wird bis zum 14. Januar 2018 gezeigt.
The Dalí Museum
1 Dalí Blvd,
St. Petersburg, FL 33701, USA
Tel +1 727-823-3767
Öffnungszeiten
MO-SO 10 – 17.30 Uhr
DO 10 – 20 Uhr

 

Das könnte Sie auch interessieren:
 Jean Cocteau (mehr)
► Piet Mondrian (mehr)
► Karl Lagerfeld (mehr)
► Horst P. Horst (mehr)
► Man Ray (mehr)
► Balenciaga (mehr)
► Frieda Kahlo (mehr)

 

 

 

 

Die 
rheinische ART.
empfiehlt:

Mit GOOGLE ins Museum.


Das Google Arts & Culture Projekt zeigt Meisterwerke aus den Museen und Sammlungen dieser Welt.

► 
mehr

Und geht der Frage nach: Was ist Contemporary Art?

mehr