rheinische ART
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rheinische ART 03/2017

Archiv 2017

FOTOGRAFIE
Eine Idee von Portrait

 

Der eine portraitierte bekannte Künstler mit der Kamera, die andere zählt zu den Wegbereitern der künstlerischen Fotografie und portraitierte die Stadt: Lothar Wolleh und Tata Ronkholz. Ort des Schaffens beider Fotografen: Düsseldorf.

 

Tata Ronkholz „Rheinseitige Verladeanlage des Rhenus-Silo“ (T 1.4), 1979. Silbergelatineabzug auf Agfa-Papier. 25,5 x 35,8 cm ©Tata Ronkholz

 

Dem ersten, Lothar Wolleh, begegneten im kunstaffinen Düsseldorf der 1960er und 1970er Jahre die internationalen Stars der Kunstszene und die Foto-Pionierin Tata Ronkholz erhielt hier ihre Ausbildung zur Fotografin. Die Arbeiten beider – verstorbener - Fotokünstler sind vielleicht bekannter als ihre Namen. Ihre ersten Auftritte in der Landeshauptstadt seit vielen Jahren hatten sie anlässlich des Photo Weekends 2017 der Stadt Düsseldorf.

 

Tata Ronkholz (1940-1997) gehörte neben Candida Höfer, Axel Hütte, Thomas Ruff und Thomas Struth zu den ersten Studenten des Fotografen Bernd Becher an der Kunstakademie Düsseldorf. Bernd Becher und seine Ehefrau Hilla, die vom Abriss oder Verfall bedrohte Industrieanlagen dokumentiert haben, gelten als Pioniere der Konzept- und zeitgenössischen Lichtbildkunst.
     Bei Griesebach, Niederlassung Düsseldorf, sind 40 Arbeiten des Projektes „Rheinhafen Düsseldorf“ zu sehen. Das Projekt, mit dem Tata Ronkholz und Thomas Struth 1978 begonnen haben, setzt die Konzeption ihres Akademielehrers Becher konsequent fort. In beeindruckenden Außen- und Innenaufnahmen haben die beiden Kreativen von der Liquidation bedrohte Teile des Düsseldorfer Industriehafens dokumentiert, bevor dieser seit 1981 den neuen Stadtplanungen zum Opfer fiel.
     Dieses Projekt stand von Beginn an unter großem Zeitdruck. Dieser wurde nochmals erhöht, nachdem sich Thomas Struth 1980 aus dem Projekt zurückgezogen hatte und Ronkholz die umfassende Bilddokumentation der Innenräume eigenständig fortgeführt hat. Doch ihr Einsatz war von Erfolg gekrönt: Ihre Schwarz-Weiß-Fotografien sind heute beeindruckende Zeugnisse des ‚untergegangenen’ Düsseldorfer Rheinhafens. 1981 wurden die Arbeiten erstmalig im Stadtmuseum Düsseldorf ausgestellt.

 

Heinz Mack portraitiert von Lothar Wolleh, ca. 1971. © Oliver Wolleh, Berlin
Analoger Silbergelatine-Abzug, 40 x 40 cm, Edition 15, gestempelt und nummeriert

 

Gerhard Richter portraitiert von Lothar Wolleh, ca 1969. © Oliver Wolleh, Berlin
Analoger Silbergelatine-Abzug, 40 x 40 cm, Edition 15, gestempelt und nummeriert

 

Lothar Wolleh (1930–1979) gilt als Chronist der Düsseldorfer Maler-, Bildhauer- und Installationsszene. Auf Anregung seines Freundes Günther Uecker arbeitete er seit 1967 an einem Atlas der zeitgenössischen Kreativszene. Frei, aus eigenem Antrieb und ohne Auftrag, fotografierte er zunächst die mit ihm bekannten Akteure des Düsseldorfer Kunstbetriebs, darunter unter anderem Uecker selbst, Joseph Beuys, Heinz Mack, Otto Piene und Gerhard Richter, bevor er die Grenzen des Rheinlands hinter sich ließ und sein Projekt auf ganz Europa ausdehnte.
     Mehr als 100 Maler, Bildhauer und Aktionskünstler lichtete der aus Berlin stammende Wolleh mit beeindruckenden Bildern ab: Georg Baselitz, Joseph Beuys, Lucio Fontana, René Magritte, Henry Moore, Man Ray und viele weitere.
Sowohl die Erfahrungen als Werbefotograf als auch die „subjektive fotografie“ seines Lehrers Otto Steinert (mehr) an der Folkwangschule Essen führten zu Wollehs unverwechselbarer Handschrift. Das stets quadratische Bildformat, den integrierten schwarzen Negativrand und den Verzicht auf Blitzlicht inklusive der daraus resultierenden Bewegungsunschärfe machte Wolleh zu seinen Markenzeichen. Fast ausnahmslos arbeitete er in Schwarz-Weiß.
      Jeder Aufnahme ging eine intensive Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Künstler und dessen Werk voraus. Wolleh versuchte, so Uecker, „ ...in das künstlerische Werk jedes einzelnen, dem er sich zuwandte, einzudringen, es sich vorstellbar zu machen, es zu neuen Extremen zu führen.“ So fotografierte er die Peresonen umgeben von ihren Arbeiten und integrierte doch seine ganz eigenen Ideen in das Portrait.
      Gezeigt werden in der Galerie Ruth Leuchter 50 Bilder aus dem Werk Lothar Wollehs. Highlights sind unter anderen ein Block mit 16 Arbeiten über die kaum dokumentierte Joseph Beuys Aktion „Filz-TV“ und einige selten gezeigte Portraits von Man Ray und René Magritte, die kurz vor dessen Tod entstanden.

ruwoi

 

Tata Ronkholz bis 31.03.2017
Grisebach
Bilker Straße 4–6
40213 Düsseldorf
Tel. 0211 / 8629 2199

Lothar Wolleh bis 18.03.2017
Galerie Ruth Leuchter
Hermannstraße 36
40233 Düsseldorf
Tel. 0211 / 329791

 

 


 

 

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