rheinische ART
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rheinische ART 04/2017

Archiv 2017

HAUS SCHLESIEN
Kirchfahrer, Buschprediger


…und betende Kinder. Aus Anlass des 500-jährigen Reformationsjubiläums zeigt das Haus Schlesien in Königswinter evangelisches Leben in Schlesien über fünf Jahrhunderte.

 

Plakat für die zweisprachige Wanderausstellung. Foto © Deutsches Kulturforum östliches Europa Potsdam und Haus Schlesien, Königswinter 2017

 

Im Jahr 2017 jährt sich zum 500. Mal der sogenannte Thesenanschlag Martin Luthers an der Wittenberger Schlosskirche. Die darauf einsetzende Reformation bildet unbestritten einen der wichtigsten Einschnitte der europäischen Geschichte.

 

Lucas Cranach d.Ä., Martin Luther Portrait, Öl auf Holz, Foto © Cranach  Digital Archiv/Wikimedia Commons

 

Schlesien gehörte zu den Kernländern der Reformation. Seit den 1520er Jahren breitete sich die Lehre Luthers im Bürgertum und im niederen Adel im Zuge eines Autonomiestrebens relativ schnell aus und fand schließlich auch unter den schlesischen Fürsten einflussreiche Förderer. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts waren drei Viertel der Gemeinden Schlesiens evangelisch geworden. Später Schlesien zugeschlagene Regionen wie die ehemals böhmische Grafschaft Glatz (mehr) blieben katholisch.

     In der Auseinandersetzung mit der Gegenreformation behauptete sich der schlesische Protestantismus, selbst als große Teile der Bevölkerung während des 30jährigen Krieges zum Katholizismus zurückgeführt wurden.

     Die im Westfälischen Frieden 1648 garantierten drei Friedenskirchen für Protestanten in Schweidnitz (Swidnica), Jauer (Jawár) und Glogau (Glogów) bildeten den Ausgang für eine Konsolidierung der lutherischen Konfession. Sie waren die Grundlage für die seit dem 18. Jahrhundert redensartlich gewordene „schlesische Toleranz” in einem bikonfessionellen Land.

     Dies fand letztlich auch in dem geflügelten Ausspruch von Preußenkönig Friedrich II - „der Alte Fritz“ (mehr) - Ausdruck, wonach jeder „nach seiner Façon selig“ werden solle.

 

Friedenskirche „Zum Heiligen Geist“ in Jauer, erbaut 1655, sakraler Fachwerkbau mit Platz für 5.500 Personen, seit 2001 UNESCO-Weltkulturerbe, Foto © Haus Schlesien, Königswinter

 

Friedenskirche „Zur heiligen Dreifaltigkeit“ in Schweidnitz, Innenansicht, Grundsteinlegung 1656, sakraler Fachwerkbau mit Platz für ca. 7.500 Personen, seit 2001 UNESCO-Weltkulturerbe Foto © Haus Schlesien, Königswinter

 

Für den Bau der Friedenskirchen, die ihren Namen dem Westfälischen Frieden von Münster und Osnabrück aus dem Jahre 1648 verdanken, war die Verwendung von beständigem Baumaterial untersagt, es durfte nur mit Holz, Stroh und Lehm gebaut werden. Auch Türme und Glocken waren zunächst nicht gestattet.

     Diese Maßgaben führten dazu, dass mit den evangelischen Kirchenbauten in Schlesien die größten Fachwerkkirchen Europas entstanden.

     Äußerlich eher schlicht, waren sie innen umso prachtvoller. Die Friedenskirchen in Jauer und Schweidnitz sind heute UNESCO-Weltkulturerbe. Bis 1945 waren sie Zentren des jeweils örtlichen evangelischen Gemeindelebens.


Im Haus Schlesien wird derzeit die deutsch- und polnischsprachige Wanderausstellung „Kirchfahrer, Buschprediger, betende Kinder – 500 Jahre evangelisches Leben in Schlesien“ gezeigt. Die Schau verfolgt die Geschichte des Protestantismus in Schlesien in der Epoche der Industrialisierung und durch die Katastrophen und Bewährungen des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Ein „roter Faden“ ist die Frage nach der Aktualität des Protestantismus und seiner Geschichte in einem heute überwiegend katholischen Land.

rART/cpw


Die Ausstellung ist ein Projekt des Schlesischen Museums zu Görlitz in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa in Potsdam.


Die Ausstellung „Kirchfahrer, Buschprediger, betende Kinder – 500 Jahre evangelisches Leben in Schlesien“ wird bis zum 8. Oktober 2017 gezeigt.
Haus Schlesien
Deutsches Kultur- und Bildungszentrum e.V.

Dollendorfer Str. 142
53639 Königswinter-Heisterbacherrott
Tel. 02244 / 886-0

Öffnungszeiten:
DI - FR 10 - 12 Uhr
13 - 17 Uhr
SA + SO 11 – 18 Uhr

 

 

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