rheinische ART
Start | | Über uns | Anzeigen | Impressum | Kontakt | Datenschutz

rheinische ART 11/2017

Archiv 2017

MESSE ART DÜSSELDORF
Ein neuer Stern am Kunsthimmel?


Alt gegen Kölsch, DEG gegen Haie oder Helau gegen Alaf – der Wettstreit zwischen den beiden Metropolen am Rhein ist uralt, jeder kennt ihn und in den meisten Fällen wird er nur noch belächelt. Doch wie steht’s um die Kunst? Seit heute gibt es jedenfalls eine neue Kunstmesse im Rheinland, die den traditionsreichen Kunstmessen in Köln, der Art Cologne und Cologne Fine Art, die Stirn bietet.

 

So sieht sie aus, die Art Düsseldorf. Aufgenommen aus der Vogelperspektive. Foto © Sebastian Druen, AD-Messe

 

Mit im Boot der neuen Art Düsseldorf sitzt mit 25 % die MCH Group, ein führendes internationales Marketing Unternehmen mit Sitz in Basel, welches auch die wichtige Kunstmesse Art Basel betreibt. Eine aggressive Expansion der Schweizer Messegesellschaft also?

     Die Messeorganisatoren der neuen Kunstmesse in Düsseldorf, Walter Gehlen und Andreas Lohaus, bestreiten dies und wollen von Konkurrenzgedanken nichts wissen. Sie hätten 15 Jahre lang die Kunstmesse Art Fair erfolgreich in Köln geführt und hätten einfach keine Chance der Weiterentwicklung mehr gesehen …
      Da hätten sie zufällig das Areal Böhler in Düsseldorf entdeckt und mit Unterstützung der MCH Group eine ganz neue Messe kreiert, teilen sie mit. Kein Wunder, dass Daniel Hug, der Direktor der Art Cologne, der die Kölner Kunstmesse seit 2008 zu einer in Europa, vielleicht sogar international, konkurrenzfähigen Kunstmesse gesteigert hat, von einem Angriff spricht, der sich nicht schön reden lässt.
     

Doch ist die Art Düsseldorf tatsächlich eine ernstzunehmende Konkurrenz? Wahrscheinlich schon, denn entgegen den meisten Erwartungen der hiesigen Kunstszene gelingt dem Aussteller-Duo Gehlen und Lohaus tatsächlich ein großer Wurf.

 

Blick in den Stand von Kamel Menour auf der Art Düsseldorf. Foto © Sebastian Druen, AD-Messe


Das Areal Böhler ist eine Industriekulisse, prädestiniert für eine innovative Kunstmesse mit internationalem Charme. Kleiner zwar als die Art Cologne, dafür aber mit einer für Messen eher untypischen Wohlfühlatmosphäre. Weiße, aufgeräumte Aussteller-Cubes, auf denen sich erstklassige Kunst verdichtet und sich mit der Industriearchitektur zu einer Art Gesamtkunstwerk arrangiert, erwartet die Messebesucher. Dabei werden sowohl internationale etablierte Sammler mit angesagten Kunstwerken ebenso bedient wie Kunst-Neulinge. Die Preise für die Exponate der modernen und zeitgenössischen Kunst (1945-2017) beginnen beispielsweise im vierstelligen Bereich.
    Bis Sonntag, den 19.November, feiert die Art Düsseldorf ihre Premiere und hat dafür rund 80 etablierte und jüngere Galerien aus 21 Ländern eingeladen, ihre Künstler zu zeigen. Zur Qualität der präsentierten Kunst kann eigentlich nur gesagt werden, dass die Jury (mehr) ganze Arbeit geleistet hat. Hier dürfte sich der Einfluss der Schweizer Miteigentümer der Art Düsseldorf bemerkbar machen. Verteilt über die ganze Messe gibt es Stände, die als „References“ gekennzeichnet sind. Diese Galerien stellen zeitgenössische Kunstwerke herausragenden Meisterwerken aus der Zeit um 1945 gegenüber. Ruhepunkte, vor allem für das Auge, sind immer wieder im Messeaufbau berücksichtigt. Das sind zum einen natürlich die mit ihrer offenen Struktur einladenden Restaurants oder die Präsentation der hiesigen Museen. Zu den Ruhepunkten zählt aber auch, und darf sicherlich als ein Highlight gesehen werden, die großzügig platzierte und unverkäufliche Skulpturengruppe „Die großen Geister“ des Düsseldorfer Bildhauers Thomas Schütte.


Selbstredend ist die Düsseldorf Galerienszene stark vertreten. Sies + Höke zeigt beispielsweise unter anderem die großformatige Wandarbeit „The Cast and Crew oft the Old Revolutions“ (2017) von Marcel Dzama, die sich in die ästhetische Gesamtdarstellung der Messe hervorragend eingliedert. Beck & Eggeling ließ eigens für die Messe eine Videoinstallation vom italienischen Videopionier Fabrizio Plessi entwerfen, in der er eine Analogie zwischen dem Wasser und Elektronenströmen, diesmal in Form von Blitzen, sichtbar macht. Max Mayer und Linn Lühn kooperieren mit internationalen Galerien aus Tokyo und New York.

 

Blick in den Stand von Christina Guerra. Foto © Sebastian Druen, AD-Messe


Generell positioniert sich die Art Düsseldorf als neue internationale und innovative Plattform auch für eine neue junge und dynamische Käuferschaft im Rheinland und, was als Einzugsgebiet keinesfalls unterschätzt werden sollte, dem Ruhrgebiet. Dafür kooperiert sie auch als erste Kunstmesse mit einer neuen Technologie-Plattform „PRNCL“. Eine App mit aktuellster image recognition (zu deutsch: Bilderkennung). Der Besucher kann mit seinem Smartphone ein Kunstwerk abfotografieren und erhält in Sekundenschnelle ein hochaufgelöstes Bild des Kunstwerks, das er anschließend favorisieren oder mit seinen Freunden direkt sowie auf seinen Social-Media-Kanälen teilen kann. Fraglich bleibt, wie es mit den heiklen und strengen Bildrechten aussieht und ob man sich beim schnellen veröffentlichen - vor allem in hoher Bildqualität – nicht en passant strafbar macht und darüber hinaus der Cyberkriminalität zu schnellem Geld verhilft. Aus diesen Gründen sehen auch einige Aussteller der Messe die App eher skeptisch, so dass nicht alle Kunstwerke digital verfügbar sind beziehungsweise nur in geringer, meint schlechter, Pixelauflösung.


Das Gesamtpaket der Art Düsseldorf überzeugt jedoch. Ist mit ihr vielleicht eine neue Kunst-Flaniermeile am Rhein geboren? Man wird sehen. Potential ist auf jeden Fall da. Und Köln, wo in der kommenden Woche die Cologne Fine Art stattfindet, darf sich durchaus in den Unruhestand versetzen. Ein neues Konzept ist für die Cologne Fine Art jedenfalls angekündigt. Davon überzeugen kann man sich vom 23. bis 26. November wie gewohnt in den Kölner Messehallen. Vielleicht dient der „Wettbewerb (tatsächlich) als die beste Medizin gegen Phantasielosigkeit und Bequemlichkeit“.
     Der neue Termin der Art Düsseldorf steht jedenfalls bereits fest: Sie wird vom 01. bis 04. November 2018, wieder in den Schmiedehallen auf dem Böhler Areal in Düsseldorf, stattfinden – vorerst….
Meike Lotz


ART DÜSSELDORF

17.-19. November 2017
Areal Böhler
Hansaallee 321
40549 Düsseldorf
Tel. 0221 / 42039310

 

 

 

Die 
rheinische ART.
empfiehlt:

Mit GOOGLE ins Museum.


Das Google Arts & Culture Projekt zeigt Meisterwerke aus den Museen und Sammlungen dieser Welt.

► 
mehr

Und geht der Frage nach: Was ist Contemporary Art?

mehr