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rheinische ART 12/2017

Archiv 2017

BADEKULTUR
Im Schweiße des Angesichts

 

... solle der Mensch sein Brot essen, heißt es im Alten Testament 1. Mose 3 – ein Appell Gottes an Adam nach dem Sündenfall. Unter einem ähnlichen Titel widmen sich die Römerthermen in Zülpich - Museum der Badekultur - in einer Sonderausstellung der kulturgeschichtlichen Entwicklung von Schwitzbad und Sauna.

 

Zwei Saunierende beim Aufguss in einer finnischen Sauna. Foto Nachweis: Fotolia_ 106846660, Fotoquelle Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur 2017

 

Es liegt nahe, dass sich ein Spezialmuseum wie das in Zülpich einer derartig ungewöhnlichen wie auch unterhaltsamen Thematik annimmt. Denn das Haus, erbaut über den Resten einer antiken Thermalanlage aus römischer Zeit und das einzige dieser Art nördlich der Alpen, repräsentiert eine überaus wichtige Einrichtung in den Städten des Imperium Romanum.

     Bekanntlich erfüllten die Thermen und Bäder seinerzeit soziale Funktionen. Sie waren die Zentren der öffentlichen Kommunikation, edel ausgestattet mit Ehren- und Idealstatuen. Ihre Besucher diskutierten in ihnen Privates, Politisches und Geschäftliches und genossen die körperlichen Wohltaten von Dampf und heißem Wasser. Schließlich war auch den Römern längst bekannt: Schwitzbad und Sauna sorgen für körperliche sowie geistige Entspannung, stärken das Immunsystem und reinigen den Körper.

 

Historische Feuerstelle und Blick in die Ausstellung. Foto © Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur 2017


Seit Jahrtausenden sind diese beiden Methoden der Körperpflege bei Skythen, Römern, Slawen, Türken und Finnen in ihren unterschiedlichen regionalen Ausprägungen beliebt.

 

„Opa“ in einer „Heim-Sauna“ im Jahr 1965. Foto © Marianne Frielingsdorf, Lindlar, Fotoquelle Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur 2017

 

Infoplakat mit Empfehlungen zur richtigen Nutzung der Sauna vom Deutschen Sauna-Bund e.V. aus den 1960er-Jahren. Foto © Deutscher Sauna-Bund e.V., Fotoquelle Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur 2017

 

Hypokaustum in Zülpich. Diese Form der „Warmluftheizung“ wurde in römischen Thermen und später auch in Privathäusern eingesetzt. Foto © Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur 2017

 

Mit ihrer Schau „Im Schweiße deines Angesichts. Die Geschichte von Schwitzbad und Sauna“ lenken die Zülpicher Römerthermen den Blick auf den kulturgeschichtlichen Hintergrund dieser Vergnügen. „Es war schon immer ein großer Wunsch, die Geschichte von Schwitzbad und Sauna in einer Sonderausstellung zu präsentieren. Der 100. Geburtstag der Republik Finnland ist ein schöner Anlass, um diese Ausstellung zu zeigen“, kommentierte Museumsleiterin Iris Hofmann-Kastner die Ausstellungseröffnung.

     Die positiven Eigenschaften des Saunabadens sind seit dem 19. Jahrhundert auch wissenschaftlich belegt. Schweiß beziehungsweise Schwitzen wird aber auch mit schwerer körperlicher Arbeit, mit unangenehmen Gerüchen sowie Unwohlsein assoziiert. „Mit dem biblischen Zitat und gleichzeitigem Titel der Ausstellung „Im Schweiße deines Angesichts …“ möchten wir auf das Spannungsfeld zwischen den positiven und negativen Auswirkungen des Schwitzens aufmerksam machen“, so Hofmann-Kastner.

     Wie saunierte man im privaten Umfeld der 1960er-Jahre? Welche Mode trägt man in öffentlichen Saunen der Gegenwart oder wie wird man zum nationalen Primus der Deutschen Aufguss-Meisterschaft gekürt? Diese und viele weitere Fragen werden in der Ausstellung beantwortet und neben Kuriositäten wie Brotbad und Saunagondel thematisiert.

 

Dem Besucher bietet sich gleichzeitig die Möglichkeit, einen Blick auf die Badekultur in Gänze zu werfen. Denn das Zülpicher Museum zeigt Exponate vom Römerbad bis zur Nasszelle im Raumschiff. Die historisch bedeutendsten Schaustücke sind die Reste eines antiken Badehauses, die bereits in den 1930er Jahre in Tolbiacum, wie Zülpich zur Römerzeit hieß, ausgegraben wurden und heute zu den besterhaltenen römischen Thermenanlagen in Mitteleuropa zählen.

     Die Badeanlage war vom späten zweiten bis zum Anfang des vierten Jahrhunderts n. Chr. in Betrieb. Sie erforderte ein ausgeklügeltes System von Beheizung, Wasserversorgung und Kanalisation. Ein Kanal südlich der Thermen entsorgte das Abwasser und spülte gleichzeitig die Latrinenanlage. An insgesamt fünf Stellen gab es Feuerplätze, an denen warme Luft erzeugt und in das Heizungssystem unter den Fußböden eingespeist wurde.

     Die Palette der im Museum präsentierten Objekte reicht von antiken archäologischen Funden über Relikte des Mittelalters, der Industriellen Revolution bis hin zu Bademoden und aktuellem Baddesign. Das Museum beschäftigt sich unter anderem mit den Themen Seuchen, Hygiene und Körperpflege, vom Badezuber zur Bademode und vom Wasserklosett zum Erlebnisbad.

rART/K2M

 

Eigenen Angaben zufolge ist das Museum, dem römischen Vorbild entsprechend, technisch ebenfalls auf der Höhe seiner Zeit: Es wird von einer hochmodernen Geothermie-Anlage beheizt. Die Wärme wird aus dem Erdinneren direkt in das Museum gepumpt.

 

Die Ausstellung „Im Schweiße deines Angesichts. Die Geschichte von Schwitzbad und Sauna“ wird bis zum 18. Februar 2018 gezeigt.
Römerthermen Zülpich
Andreas-Broicher-Platz 1
53909 Zülpich
Tel 02252 / 838 060
Öfnungszeiten
DI - FR 10 - 17 Uhr
SA, SO 11 - 18 Uhr

 

 


 

 

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