rheinische ART
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rheinische ART 02/2017

Archiv 2017

701 e.V.
Strauss ist raus

 

Es ist ein typischer Verkaufsraum, schlauchartig und sich nach hinten öffnend, ein Schaufenster zur belebten Straße, die Eingangstür ist leicht nach hinten versetzt. Man kennt das. Nur - so nicht. Der Raum lässt nur noch Ahnungen zu von dem, was einmal in ihm an lebhaftem Konsum geschah.

 

Steffen Jopp Förderband 2017, in der ehemaligen Strauss-Filiale in Düsseldorf. Foto ©rART 2017

 

Jetzt ist er, zumindest temporär, ein Ausstellungsraum für Kunst. Der Verein 701 e.V., eine private Initiative zur Kunstförderung insbesondere junger Künstler in Düsseldorf, startet hier, in der ehemaligen „Strauss-Filiale“ in der Friedrichstraße, sein neues Ausstellungsprojekt.

 

Plakat zur Ausstellung

Foto: Atit Sornsongkram, Untitled 2011, Inkjet Print 60×69 cm 

 

Konsumkritik Und das ist bemerkenswert, geht es dabei doch um leerstehende Ladenlokale, die Veranstaltungsort und Thema gleichermaßen sind. Mit diesem außergewöhnlichen Projekt will der Verein auf den Trend zur Verödung der Innenstädte aufmerksam machen. Der Einzelhandel befindet sich im Umbruch, das ist soweit bekannt, die Online-Order und der virtuelle Einkauf sind auf dem Vormarsch und auf der Strecke bleibt – der stationäre Einzelhandel. Dass dieser ökonomische Wandel auch gesellschaftliche Veränderungen insbesondere in den betroffenen Stadtvierteln mit sich bringt, ist vielen Menschen (noch) wenig bewusst. Was bleibt, ist eine „Leere“ und buchstäblich im Raum steht die Frage: Was verliert die Gesellschaft, wenn es keinen Einzelhandel mehr gibt?

 

René Hüls Meter 2017, MDF, Metall, Elektrik, 147 x 170 x 95 cm in der ehemaligen Strauss-Filiale. Foto ©rART 2017

 

„Leere“ Bei Strauss ist sie spürbar. Die Wandregale sind noch installiert, die Wandbekleidungen, die Spiegel noch vorhanden. Strauss ist raus und doch noch nicht ganz weg. Die Verlassenheit ist sichtbar und die Attraktivität dahin. Die Deckenlampen leuchten das Ladenlokal noch aus, doch richten sich ihre Strahler nicht mehr auf Verkaufsprodukte wie Bekleidung oder Badartikel, sondern auf Kunst.

 

Es sind sieben junge Künstler, die sich in dieser Schau – kuratiert von Wilko Austermann - mit der aktuellen Situation auseinander setzen:

 

Julia Gräb (*1991), Fotografin, beschäftigt sich mit leerstehenden Gebäuden und deren für sie faszinierenden Verlassenheit. Gräb studiert bei Eberhard Havekost.

 

Wanda Koller, Sophie Kiler Purchase 2017 in der ehemaligen Strauss-Filiale in Düsseldorf. Foto ©rART 2017

 

Wanda Koller (*1988) arbeitet prozesshaft und präsentiert Materialien aus dem ehemaligen Haus. Hier arbeitet sie mit der Schauspielerin Sophie Killer (*1991) performativ zusammen. In dieser Schau präsentieren sie schwarze Shirts mit fotografischen Aufdrucken, wo Hände die Haptik symbolisieren und für das Fühlen stehen, das bei einem Online-Einkauf verloren geht.

 

Tobias Hoffknecht (*1987) verwendet ehemals genutzte Objekte wie Stühle oder Regale und präsentiert diese in einem anderen Kontext. Hoffknecht hat bei Rosemarie Trockel studiert.

 

René Hüls (*1973) greift die Veränderung der Wirtschaft und der Kommunikation im Posthumanismus auf. Hüls hat unter anderem bei Tony Cragg studiert.

 

Steffen Jopp (*1991) zeigt eine raumgreifende Plastik aus einem ehemals genutzten Förderband. Sein Fokus liegt auf der Vibration von Musik und die Verbindung mit vorher industriell genutzten Gegenständen. Jopp studiert derzeit bei Gregor Schneider.

 

Lukas Julius Keijser frisch vom bauern 2017, Siebdruckperformance. Foto ©rART 2017

 

Lukas Julius Keijser (*1973) beschäftigt sich mit Social Media und der heutigen Konsumwelt. Mit Siebdrucken macht er Shop Performances. Keijser studierte in Amsterdam und Berlin.

 

Atit Sornsongkram (*1981) studierte bei Hubert Kiecol und Andreas Gursky. In seiner Serie Display zeigt sich sein Interesse an leerstehenden Immobilien und deren klaren kubischen Aufbau. Fotografisch setzt er die Leerheit in Szene.

 

 Der Verein 701 e.V. möchte mehrmals im Jahr Ausstellungen in leerstehenden Ladenlokalen organisieren und versteht dieses Projekt als Ergänzung zu seinen seit zehn Jahren veranstalteten Kunstschauen in leerstehenden Gebäuden, zu denen das Franziskanerkloster (mehr), der Kö-Bogen oder das ehemalige amerikanische Generalkonsulat zählen.
Irmgard Ruhs-Woitschützke

 

Die Ausstellung „Strauss ist raus“ ist bis zum 19.02.2017 zu sehen.
Ehemalige Strauss-Filiale
Friedrichstraße 61
40217 Düsseldorf
Öffnungszeiten
DO + FR 12 – 18 Uhr
SA + SO 12 - 17 Uhr


 Übrigens: Da zu jedem Ausstellungsprojekt ein Katalog produziert wird, ist der Verein offen für Spenden. Informationen unter www.701kunst.de


 

 

 

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