rheinische ART
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rheinische ART 05/2023

Archiv 2023

INDUSTRIE-FOTOGRAFIE
Alles was rollt, schwimmt und fliegt


… hatte einmal historische Vorläufer. Die mobile Vergangenheit am Beispiel eines der größten Industrie- und Montankonzerne im Rhein-Ruhr-Raum zeigt derzeit eine fototechnisch bestechende Ausstellung in Oberhausen.

 

Leiterwagen der Werksfeuerwehr Zeche Oberhausen, 1937. Foto © LVR-Industriemuseum

  

Das Bildarchiv der Gutehoffnungshütte (GHH) hat für die Schau 44 Fotografien zur Verfügung gestellt, die unter dem Titel „Zu Lande, zu Wasser und in der Luft – Mobilität bei der GHH“ zu sehen sind.

     Es handelt sich um eine Fotografie-Kollektion, die den Zeitraum vom Deutschen Kaiserreich um 1900 bis zur Nachkriegszeit 1950 umfasst. Sie erlaubt einen Einblick in die Entwicklung des innerbetrieblichen Verkehrswesens des GHH-Konzerns, in technische Innovationen des Unternehmens sowie dessen Fortentwicklung über ein halbes Jahrhundert.

 

Zu Lande  Bei der GHH kamen für den Werksbetrieb LKW des Tochterunternehmens MAN, Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg, zum Einsatz, wie hier 1950. Die MAN war 1921 von der GHH übernommen worden. Foto © LVR-Industriemuseum

 

Es ist nicht nur die Vielzahl von Fahrzeugen und Fortbewegungsmitteln, die mit den Schwarz-Weiß-Fotografien dokumentiert wurden, sondern auch die erkennbar dynamische technische Entwicklung im Personen- und Güterverkehr.

     Es ist ein Blick auf jene Technik, die heute die moderne Logistik als „systemrelevante Wirtschaftsbranche“ ermöglichte. Zudem: Ihre frühen Grundlagen und ihre Weiterentwicklungen zählen aus heutiger Sicht zu den Innovationen, die den Ruf Deutschlands im Bereich Maschinenbau und Stahl mitbegründeten. Denn mit der immer stärker werdenden Industrialisierung mussten immer mehr Rohstoffe transportiert, Fertigprodukte zu Abnehmern gebracht und letztlich auch die Beschäftigten mit Bussen und Bahnen täglich zu ihren Arbeitsplätzen befördert werden.

 

Zu Wasser Stapellauf der „Oberhausen“, Ruhrort 61, auf der Rheinwerft Walsum, 1921. Foto © LVR-Industriemuseum

 

In der Luft Heißluftballon beim Flugtag in (Oberhausen-) Holten, 1927-1928. Foto © LVR-Industriemuseum

 

Bemerkenswert: Gleichzeitig entwickelte sich die GHH zu einem bedeutenden Unternehmen des Fahrzeugbaus. Automobile, Motorräder und vor allem die Lastkraftwagen der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg – allgemein bekannt bis heute unter dem Kürzel MAN – die seit 1920 zum Konzern gehörte, waren auf dem Landweg für die GHH ebenso unterwegs wie die Werkseisenbahnen.

     Ferner machten der Radsatzbau für die Eisenbahnen und die Errichtung von Brücken durch die GHH einen ausgedehnten Eisenbahnverkehr erst möglich. Auf dem Wasser war das Oberhausener Werk mit Schiffen und Lastkähnen vertreten, die in der Rheinwerft Walsum gebaut und dort in den Rhein gesetzt wurden.

     Die Luftschifffahrt wurde mit dem Bau von Hangars und Ankermasten unterstützt. Unübersehbar sind die internationalen Verflechtungen, etwa nach Brasilien oder China, und die Tatsache, dass die GHH mit dem Bau von U-Booten und Marinetankern für die militärische Rüstung arbeitete.


Neben Schiffen, Lokomotiven und Straßenfahrzeugen zeigen die Fotos historische Besonderheiten der Mobilitätsgeschichte, die einzigartige technische Lösungen in der Überwindung bestehender Grenzen darstellten. So etwa den Schienenzeppelin und die Wuppertaler Hängebahn.

     Das Traggerüst des üblicherweise Schwebebahn genannten Nahverkehrssystems wurde vom ausführenden Planer MAN entwickelt, die Hängebahn selbst ging 1901 in Wuppertal in Betrieb.

Zu Boden und in der Luft: Innovation Bogenkonstruktion der GHH für die Schwebebahn in Wuppertal-Elberfeld, 1913. Foto © LVR-Industriemuseum

 

Sie wurde als Hochbahn über Wasser- und Landstrecken errichtet und bei letzterem lange umgangssprachlich als „Gardinenstangenstrecke“ bezeichnet. Der pikante wie amüsante Hintergrund: Sittsame Anwohner und vor allem Anwohnerinnen forderten von der Betreibergesellschaft Gardinen, die nicht als Fensterdekoration, sondern als Sichtschutz vor Fahrgästen der Hochbahn dienen sollten.

 

Jubilare der Werkseisenbahn vor ihrem Arbeitsgerät, 1930er Jahre. Foto © LVR-Industriemuseum

 

Sie erhielten in der Tat die Vorhänge! Vor allem bei Dunkelheit sollte verhindert werden, dass Damen bei der Abendtoilette im Ankleidezimmer von Herren aus der Bahn heraus beobachtet werden konnten. 

     Die Ausstellung beleuchtet gleichzeitig die vergangenen Alltagswelten und das Lebensgefühl einer anderen Zeit. Sie zeigt die Menschen, die nicht nur diese oft beeindruckenden technischen Geräte bewegten oder von ihnen bewegt wurden: die Lokomotivführer, die Arbeiter auf der Werft, die Gäste beim Stapellauf eines neuen Transportschiffs oder die Familien, die den Heißluftballon beim Flugtag in Holten bestaunten.
rART/bra


Die Ausstellung „Zu Lande, zu Wasser und in der Luft – Mobilität bei der GHH“ kann bis zum 4. Juni 2023 besucht werden.

LVR-Industriemuseum
St. Antony-Hütte

Antoniestraße 32-34
46119 Oberhausen
Tel 02234 9921555
Öffnungszeiten
Di – FR 10 – 17 Uhr
SA, SO und Feiertage 11 – 18 Uhr

 

 

 

 

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