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rheinische ART 09/2023

Archiv 2023

MADE IN PARIS

Droge Druckgrafik


Das Handwerk der Druckgrafik hat nicht nur eine lange Geschichte. Es hat auch alle großen Künstler in seinen Bann gezogen und sich in alle Medien und Epochen eingepasst. Ein Zentrum bis heute: Paris!

 

Fernand Leger Sans titre (Ohne Titel), 1950 Aus dem Portfolio Cirque Farblithografie, 42 x 63,5 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2023 Foto: Museum Folkwang, Essen

 

Kunstschaffende und Druckateliers gingen in der Metropole schon vor 200 Jahren eine schöpferische Kooperationen ein, die vielfältige gedruckte Kunstwerke hervorbrachten. Im Museum Folkwang wird derzeit die Geschichte von Paris als Zentrum der Produktion originalgrafischer Kunstbücher, Mappenwerke und Plakate erzählt.

 

Henri Matisse Icare (Ikarus), 1947 Blatt 1 aus dem Portfolio Jazz Schablonendruck, 42 x 32 cm © Succession H. Matisse / VG Bild-Kunst, Bonn 2023 Foto: Museum Folkwang, Essen

 

Marc Chagall Le piège à loup (Die Wolfsfalle), 1961 Blatt 6 aus dem Portfolio Daphnis et Chloé Farblithografie, 42,2 x 32 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2023 Foto: Museum Folkwang, Essen

 

250 Meisterwerke auf Papier aus rund 120 Jahren Drucktechnik werden präsentiert. Darunter Arbeiten von Marc Chagall, Henri Matisse, Joan Miró und Pablo Picasso, um nur einige der namhaftesten unter den 33 präsentierten Künstlern in der Schau zu nennen.
     Die Ausstellung trägt den Titel Chagall, Matisse, Miró. Made in Paris und sie nimmt ihren Ausgangspunkt im späten 19. Jahrhundert. Es war jene Epoche, in der Kreative wie Henri de Toulouse-Lautrec oder Théophile-Alexandre Steinlen lithografische Plakate, aber auch kleinformatige Druckgrafiken schufen.

     Sie trugen maßgeblich dazu bei, dass Paris als bedeutendes Zentrum für künstlerische Druckproduktion, ob großformatig oder als kleine Andachtsbildchen, immer populärer wurde.

 

Für die weitere Entwicklung im 20. Jahrhundert waren neben spezialisierten Druckwerkstätten wie Mourlot Frères mehrere Verleger entscheidend, von denen oft die Initiative für bestimmte Werke ausging, wie Essens Kurator Tobias Burg betont. So entstanden bedeutende Künstlerbücher unter anderem von Edvard Munch, Henri Matisse und Fernand Legér, die es erstmals einem größeren - meist bürgerlichen - Publikum ermöglichten, Kunstwerke zu erwerben.

 

Henri Matisse Le lanceur de couteaux (Der Messerwerfer), 1947 Blatt 15 aus dem Portfolio Jazz Schablonendruck, 42 x 65,5 cm © Succession H. Matisse / VG Bild-Kunst, Bonn 2023 Foto: Museum Folkwang, Essen

 

Der größte Teil der ausgestellten Arbeiten stammt aus der Sammlung des Museum Folkwang. Die Künstlerbücher, Mappenwerke oder Einzelblätter wurden mehrheitlich bereits zur Entstehungszeit erworben, doch bislang kaum präsentiert.

     Einzelne Plakatmotive wurden vom, dem Haus angeschlossenen, Deutschen Plakatmuseum bereitgestellt. Wer sich auf diesen Kunstbereich einlässt, dessen Handelspreise noch als erschwinglich gelten können, kann aufgrund der Brillanz vieler Druckgrafiken nicht nur ins Schwärmen geraten, sondern ihnen auch verfallen. Das galt und gilt für damals und heute. 

 

Jim Dine Red Design for Satin Heart (Roter Entwurf für Satin-Herz), 1968 Aus dem Portfolio The Picture of Dorian Gray Radierung, 45 x 32 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2023 Foto: Museum Folkwang, Essen

 

Aristide Maillol Ohne Titel, 1937 Aus dem Portfolio Daphnis et Chloé Holzschnitt, 8,7 x 8,7 cm Foto: Museum Folkwang, Essen

 

Druckgrafik als Droge? Möglicherweise, aber auf jeden Fall ist sie nach wie vor höchst beliebt und erschwinglich und eine Renaissance dieser Kunstform ist bereits eingeläutet. Dennoch: Druckgrafiken werden, wie die Neue Zürcher Zeitung einmal befand, „nicht routinemäßig in Galerien und Museen gezeigt“. Meist sind es Sonderausstellung, die sich der Thematik widmen. So etwa vorjährig im Museum Folkwang die Plakatschau „We want You“ (mehr) oder in Köln die großartige Präsentation zum Art-Deco im Käthe-Kollwitz-Museum (mehr).


Der Besucher kann in der Folkwang-Schau so allerhand Lehrreiches erfahren und bekannten Namen begegnen. Ambroise Vollard, einer der bedeutendsten Kunsthändler des 20. Jahrhundert und Picasso-Freund, initiierte im Laufe von drei Jahrzehnten druckgrafische Mappenwerke und Künstlerbücher mit einer Vielzahl von Künstlern. Darunter Pierre Bonnard, Maurice Denis, Georges Braque, natürlich sein Freund Pablo Picasso wie auch Marc Chagall.

     Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte der griechisch-französische Verleger und Kunstkritiker Tériade (Stratis Eleftheriadis) diese Aktivitäten fort und veröffentlichte Jazz von Henri Matisse, Cirque von Fernand Léger oder Daphnis et Chloé von Marc Chagall, die heute zu den Klassikern der Gattung gehören.


Während die Ära der traditionellen Künstlerbücher um 1970 zu Ende ging, blieb die Pariser Drucktradition weiterhin lebendig. Die Ausstellung zeigt diese Fortführung anhand von Arbeiten durch zeitgenössische Künstler wie Jim Dine, Frédérique Loutz und David Lynch, die in den etablierten Werkstätten der Stadt arbeiten.
rART/cpw


Das Druckerzeugnis „Plakat“ entwickelte sich ab 1900 schnell zu einer Gebrauchsgrafik für Werbung und Reklame. Die gedruckten Plakate zum Beispiel von Henri de Toulouse-Lautrec gehören nach wie vor zu den Highlights der Gattung. Das mag an den oft freizügigen Darstellungen liegen. Die eleganten Plakatmotive und die lebensnahen Karikaturen aus dem Abseits des Pigalle-Milieus mit seinen Dirnen, Bettlern, Gauklern, Dieben und Trinkern sind bis heute eindrucksvolle, gedruckte Zeugnisse aus der sogenannten Belle Époque und der Pariser Gesellschaft der Jahrhundertwende.

 

Die Ausstellung CHAGALL, MATISSE, MIRÓ Made in Paris ist bis zum 7. Januar 2024 geöffnet.
Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
Tel. 0201 / 8845-444
Öffnungszeiten
DI, MI + SO 10 – 18 Uhr
DO + FR 10 – 20 Uhr

 

Zitat aus: 

Marion Löhnhof, Renaissance der Druckkunst, Neue Zürcher Zeitung (NZZ) vom 4. Mai 2018

 

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 Das Musée Marmottan Monet Paris erkundet derzeit die Welt der Gravur und des Drucks in einer  Ausstellung, in der ebenfalls moderne und alte Künstler gezeigt werden. Die Schau Graver la lumière ist bis zum 17. September 2023 zu sehen. Musée Marmottan-Monet 2, rue Louis Boilly 75116 Paris 16. hier 

 

 

 


 

 

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