rheinische ART
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rheinische ART 03/2023

Archiv 2023

ERINNERUNG
101 Jahre Raffael Becker


Das Kölner Leben war schon immer ein Fundus für lokale und regionale Künstler. Ein junges Museum widmet sich seit einem Jahr dem Kölner Maler und Sülzer Original Raffael Becker.

 

Raffael Becker In Treue Fest, 1967, Öl, Acryl & Collage auf Leinwand, 75 x 105 cm. Bildquelle © Museum Raffael Becker Köln 2023

 

Der in der Domstadt geborene Künstler war gelernter Dekorationsmaler und Illustrator, bevor er sich in Düsseldorf an der Kunstakademie für das Studium der naturalistischen Malerei unter Professor Julius Paul Junghanns einschrieb. Da war er gerade 20 Jahre alt. Junghanns galt damals als international bekannter, traditioneller Tier- und Freilichtmaler und leitete ab 1933 zeitweise kommissarisch die Düsseldorfer Akademie.

 

Raffael Becker Rotkäppchen, 1978, Öl, Acryl & Blattgold auf Hartfaser, 42 x 33 cm. Bildquelle © Museum Raffael Becker Köln 2023

 

Raffael Becker im Atelier vor dem Gemälde „Nürburgring“ (1977), ca. 1980. Bildquelle © Museum Raffael Becker Köln 2023

 

Raffael Becker (1922–2013) musste jedoch ab 1942 sein Studium aufgrund der Einberufung zum Militärdienst aufgeben. In Frankreich und Nord-Norwegen, wo er während des Krieges stationiert war, nutzte er die Zeit, um seine Naturerlebnisse in verschiedenen Landschaftsstudien festzuhalten, wie sein Vita ausweist.
     In den schweren Nachkriegsjahren ab 1945 begann er mit der kontinuierlichen künstlerischen Erfassung seiner fast völlig zerstörten Heimatstadt Köln. Becker baute sich in den Trümmern der ausgebombten Wohnung seiner Eltern eine notdürftige Unterkunft aus Dachlatten und Linoleum.

     Hier entstanden zwischen 1945 und 1947 seine Zeichnungen vom Leben der Kölnerinnen und Kölner zwischen den Trümmern.

     In den späten 1950er Jahren, während des Wirtschaftswunders, zeichnete und malte Becker hauptsächlich als Werbegrafiker und Illustrator für verschiedene Firmen, unter anderem für die Fahrzeugproduzenten Borgward, Daimler-Benz, Ford sowie für die Chemieunternehmung "Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrication", bekannter unter dem Kürzel AGFA.

 

Ab den 1960er Jahren war für ihn Schluss mit den werbegrafischen Arbeiten und er widmete sich endgültig der freien Kunst. Durch die Kombination gegenständlicher wie ungegenständlicher Elemente entwickelte Becker eine markante eigene Bildsprache. Er vereinte kubistische Brechungen, Prinzipien der Collage, des Expressionismus und des Futurismus mit überspitzten Figurenzeichnungen.

     Wie kaum ein Kölner Maler, so heißt es heute über ihn, habe er sich mit viel Witz und Liebe zum Detail der Kölschen Seele von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis in die 2000er Jahre gewidmet.

     In seinen Arbeiten werden nicht nur die Kölner Stadtgeschichte und der Karneval, sondern auch das Alltagsleben der Bürger auf einzigartige Weise lebendig. Neben der handwerklichen Kunst gehörte bei ihm eine große Portion Humor und Ironie zum unbedingten Repertoire. Beides ließ er in farbenreichen, an verzerrte Wimmelbilder gemahnende, Szenen auf den Betrachter einwirken: verführend, verwirrend, verzaubernd.

 

Raffael Becker Bella Colonia, 1968, Öl, Acryl & Collage auf Leinwand, 140 x 116 cm. Bildquelle © Museum Raffael Becker Köln 2023

 

Eindrucksvolles Beispiel seiner speziellen Kunst ist das Karnevalstriptychon „Weiberfastnacht – Rosenmontag – Aschermittwoch“ von 1974, eine Dauerleihgabe der Kreissparkasse Köln im Stadtmuseum Köln.

     Meisterhaft fasst der Künstler die Insignien der jecken Kölschen Tage zusammen: jubelnde Massen mit Masken, kumm loss mer danze, die decke Trumm an Weiberfastnacht bis zur Nubbelverbrennung und schließlich den Katzenjammer am Aschermittwoch nach dem Ende des süßen Karnevalsrausches.

     Beckers Gemälde erzählen eben die Geschichten der Menschen aus dem kölnischen Alltag und aus seinem Veedel Sülz.

 

Raffael Becker  Inge, 1965, Öl auf Leinwand, 64 x 54 cm. Bildquelle © Museum Raffael Becker Köln 2023

 

Seit 2022 erinnert das Museum Raffael Becker im Kölner Westen an den Künstler mit dem starken Lokal-Colorit und bietet einen Blick auf seinen künstlerischen Nachlass.

     Dazu zählen neben seinen Gemälden und Zeichnungen auch eigens gestaltete Einrichtungsgegenstände sowie die Textilarbeiten und Perlenstickereien seiner Ehefrau Ingeborg Becker.

     Die Kunst von Raffael Becker umspannt stilistisch ein großes Spektrum. Sein Werk umfasst Tuschezeichnungen ebenso wie die beeindruckenden farbenfrohen Tafelbilder mit Blattgold und Collagen und ist dabei von der mittelalterlichen Malerei ebenso inspiriert wie von den großen Strömungen der künstlerischen Moderne des 20. Jahrhunderts.

     Zu Lebzeiten wurden seine Kunstwerke nur in wenigen Ausstellungen gezeigt. Die Arbeiten des Künstlers sind in dem Schauhaus der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich.

rART/K2M

 

Museum Raffael Becker
Gleueler Str. 373a
50935 Köln
Tel.  0221 / 430 09 369
Öffnungszeiten
Täglich außer freitags und feiertags
11 – 17 Uhr
Außerhalb der Öffnungszeiten nach Vereinbarung.

 

 

 

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