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rheinische ART 09/2023

Archiv 2023

SURREALISMUS

Aufschrei des Geistes!


Lust auf Surrealismus? Auf gemalte oder installierte Traumvisionen und Fabelwesen? Das Brühler Max Ernst Museum bietet ein „Eintauchen“ in diese Welten - zeitgenössisch!

 

Sabrina Ratté Objets-Monde, 2022, Interaktive Installation, 2 Drucke, Interaktivität: Guillaume Arseneault, Ton: Roger Tellier Craig, eine Produktion von Le FRESNOY - Studio national des arts contemporains (Tourcoing), © Sabrina Ratté. Bildquelle Max Ernst Museum Brühl

 

Wo, wenn nicht hier, könnte die Kunst surrealistisch orientierter Kreativer so prominent gezeigt werden. Surreal Futures lautet die Ausstellung. Sie bietet nicht nur einen Blick auf Werke des Mitbegründers dieser Kunstrichtung.

 

David Alabo Lust, 2019, Digitale Collage, © Courtesy der Künstler. Bildquelle Max Ernst Museum Brühl

 

Rund 30 internationale Positionen aus den zukunftsweisenden Bereichen digitale Kunst und Medienkunst mit Kreativen aus 19 Ländern schaffen einen interessanten Überblick über die Aktualität des Surrealismus.
     Die Schau sei, wie es in Brühl heißt, ein Blick auf „den Surrealismus als aktuelle, über die Realität hinausträumende Kunst, die Veränderungen in unserer Lebenswelt reflektiert und spektakuläre Zukunftsszenarien entwickelt“. Konkret beschäftigt sich die Präsentation mit drängenden Fragen des 21. Jahrhunderts, von der Klimakrise bis zu den Wirkungen der Digitalisierung.


Der Surrealismus als Kunstrichtung hat ohne Frage weiter Konjunktur und die ihres malenden Wegbereiters Max Ernst (1891-1976) sowieso. Ein Blick zurück, zum Beispiel in die Sechzigerjahre, verdeutlicht die Bedeutung dieser Kunstbewegung. Im Winter 1962/1963 zeigte das Wallraf-Richartz-Museum in Köln eine der bis dahin repräsentativsten deutschen Max-Ernst-Ausstellungen, wie es in der Presse hieß.

 

Cao Fei Oz, 2022, Digitales Video mit zwei Bildschirmen, 9:16 Min, farbig, mit Ton, Schleife 1:36 Min, Musik: Ma Haiping, © Cao Fei, 2023, Courtesy die Künstlerin, Vitamin Creative Space und Sprüth Magers. Bildquelle Max Ernst Museum Brühl

 

Die große Retrospektive auf den ehemaligen Dada-Gefolgsmann war erfolgreich und wurde als Blick auf das Werk „eines der genialsten modernen Abenteurer des Geistes“ gefeiert, wie es die in Köln geborene, fast gleichaltrige Kunsthistorikern Carola Giedion-Welcker bejubelte. Ernst wußte sich wohl gezielt zu inszenieren (mehr).


Das war nicht immer so. Noch 1919 hatte die Stadt Köln dem 28-jährigen Kriegsheimkehrer Ernst zwar einen Lithographieauftrag erteilt, dessen Titel Fiat Modes Pereat Ars lautete, dessen Ergebnis den Auftraggebern aber nicht schmeckte. Die solventen Mäzene der Rheinmetropole befanden harsch: „Schaffen Sie uns das Zeug vom Leib.“

 

Tim Berresheim Mondmilch Bocksteinhöhle, 2023, 3D-Wandgestaltung, © Tim Berresheim, Foto: LVR-ZMB / Annette Hiller. Bildquelle Max Ernst Museum Brühl

 

Das „Zeug“ war dadaistisch ausgerichtet und für viele alles andere als leicht zu verstehen. Zumal Ernst mit seinem elsässischen Freund, dem Lyriker und Bildhauer Hans Arp sowie dem Bankierssohn Alfred Emanuel Ferdinand Gruenwald, der sich selbst Johannes Theodor Baargeld nannte, damals die kommunistisch orientierte Dada-Gruppe „W/3“ gegründet hatte. Das mystische Kürzel stand, so der Brühler seinerzeit, mit W für Weststupidien und 3 für die drei Verschworenen.

 

Jake Elwes Zizi - Queering the dataset, 2019, Videoinstallation, Still, © Courtesy der Künstler. Bildquelle Max Ernst Museum Brühl

 

Es gab zwei Ausstellungen von ihnen. Aber die zweite Dada-Schau im April 1920 im Kölner Brauhaus Winter kam allerdings schon nicht mehr gut an und wurde zeitweise behördlich geschlossen. Der Dada á la „W/3“ war irgendwann perdu, wurde gleichwohl als Dadaismus der unmittelbare Vorläufer des Surrealismus und Max Ernst einer der Protagonisten. Seine Freundschaft  zu Hans Arp blieb im Übrigen ein Leben lang (mehr).


In Köln sollte den umtriebigen Ernst nichts halten. 1924, da wohnte er bereist in Paris und bewegte sich im Kreis der Dadaisten und der Vertreter der neuen Kunstrichtung, erklärte André Breton, eine der Zentralfiguren der literarischen Surrealisten, dass man als malerisches Mitglied der Gilde lediglich Max Ernst als Künstler gelten lassen würde. Breton hatte den jungen Ernst drei Jahre zuvor zu einer ersten Ausstellung nach Paris eingeladen.

     Es war dann der französische Dramatiker, Schauspieler und Künstler Antonin Artaud, der 1925 feststellt: „Der Surrealismus ist keine poetische Form. Er ist ein Aufschrei des Geistes, der zu sich selbst zurückkehrt“.
rART/K2M

 

 In drei thematischen Kapiteln – Digital Bodies, Transforming Landscapes, Future Worlds – und mit Sammlungsinterventionen unter dem Titel PastsPresentsFutures wird im Brühler Museum die Frage gestellt, was der Surrealismus als prägendes Paradigma unserer Zeit heute leisten kann, um traumatisierte Identitäten und Körper sowie versehrte Landschaften sichtbar zu machen.

 

Die Ausstellung Surreal Futures kann bis zum 28. Januar 2024 besucht werden.
Max Ernst Museum
des LVR in Brühl

Comesstraße 42 / Max-Ernst-Allee 1
50321 Brühl
Tel. 02232 / 5793-0
Öffnungszeiten
DI – SO 11 – 18 Uhr

 

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