rheinische ART
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rheinische ART 12/2016

Archiv 2016

KUNST UND ARCHITEKTUR
Drei Kapellen

 

Neben der Kunst ist ein weiterer Schwerpunkt der Museumsinsel Hombroich die Architektur. Jetzt sind die Drei Kapellen des dänischen Künstlers Per Kirkeby nach erfolgter Teilsanierung wieder für das Publikum geöffnet und neu eingerichtet. In ihnen sind zeitgenössische Kunst und Gemälde von Bruno Goller aus der Privatsammlung Volker Kahmen ausgestellt.

 

Eine der Drei Kapellen auf dem Kirkeby-Feld der Museumsinsel Hombroich Foto © rART

 

Wenn Architektur und Kunst eine Symbiose eingehen, ist das gemeinhin gut, und wenn Meister ihres Faches zusammen kommen wie in diesem Falle Kirkeby und Goller, dann ist es durchaus besonders.
     Hinreichend berühmt sind die Ausstellungshäuser von Erwin Heerich (mehr) auf der Insel Hombroich. Es sind allesamt Kunstpavillons, die als begehbare Skulpturen Kunstwerke beherbergen und in denen dem Besucher auf seinem Gang durch sie hindurch die Kunst, immer wieder unterbrochen vom Blick auf die Natur, präsentiert wird. Mit dem Backstein, dem Ziegelstein, hatte Heerich ein Baumaterial gewählt, das traditionell im Rheinland verwendet wird und seine architektonischen Konstruktionen funktionieren in sich, brauchen keinerlei ästhetische Aufwertung durch Beiwerk.

 

Ursula Schulz-Dornburg Sonnenstand, 1991 Foto Insel Hombroich © Stefano Graziani

 

Ausstellungsansicht Bruno Goller und Positionen zeitgenössischer Künstler Foto Insel Hombroich © Stefano Graziani

 

Hatte Heerich noch den in der Optik unregelmäßigen, porösen Ziegelstein gewählt, entschied sich der Maler und Bildhauer Per Kirkeby für die klassisch rote, einhellige Variante zum Bau der Drei Kapellen. Kirkeby, der sich seit 1965 mit Backstein beschäftigt, hat bereits über 100 Steinbauten entwickelt. Mal sind sie begehbar und haben eine Funktion, mal nicht. Die Drei Kapellen sind nicht die ersten Bauwerke, die der Künstler auf dem Gelände der Stiftung Insel Hombroich errichtete. Bereits 2000 realisierte er an der Landstraße die Bushaltestelle „Neuss-Minkel 2“. Mit ihrer Gestalt verweist sie als ebenfalls begehbare Skulptur auf das künstlerische und architektonische Konzept der Stiftung.

 

Die Drei Kapellen sind im Gesamtkunstwerk der Stiftung Insel Hombroich weniger bekannt, was auch daran liegen mag, dass das Ensemble nicht auf der Museumsinsel direkt verortet ist, sondern dem Besucher auf dem Weg von der Insel zur Raketenstation (mehr) begegnet. Die Bauwerke liegen auf einem Terrain, das mit „Kirkeby-Feld“ beschrieben wird, wirken räumlich ein wenig zurück versetzt, sind autonom, finden sich selbstverständlich in die Landschaft ein und haben gar nicht die Absicht, gleich einem Leuchtturm zu strahlen.
     Errichtet wurden die Backsteinskulpturen 2002 bis 2003. „Alle drei Kapellen bestehen aus den selben zwei Grundbestandteilen: einem rechteckigen Korpus mit Giebeldach, das unserem Verständnis eines Hauses weitgehend entspricht, sowie einem hohen Baukörper mit trapezförmigem Grundriss“, schreibt Kay Heymer in seinem Essay „Normal und Anonym“ über die Drei Kapellen. „Der Name 'Kapellen'“, so die Insel Hombroich, „resultiert sowohl aus der äußeren Formensprache der drei Gebäude als auch aus der Wirkung der Innenräume, die an Kirchen erinnern (...) Jedes der drei Gebäude hat innen wie außen einen individuellen Charakter. Durch die gleiche Formensprache der Baukörper und die Anordnung auf dem Gelände bilden die drei Kapellen ein zusammenhängendes Ganzes. “

 

Per Kirkeby o.T., Öl auf Leinwand, 1998, Foto Insel Hombroich © Stefano Graziani

 

Mit der jetzt erfolgten Neueinrichtung wird der Künstler Kirkeby als Maler (mehr) gewürdigt, denn ihm selbst ist eine der Kapellen gewidmet. Eine weitere zeigt die Fotoinstallation Sonnenstand (1991) von Ursula Schulz-Dornburg und in der dritten werden mit der Ausstellung Bruno Goller und Positionen zeitgenössischer Künstler neue Einblicke in das Werk Gollers und die Sammlung Kahmen ermöglicht.
Irmgard Ruhs-Woitschützke

 

Drei Kapellen
Kirkeby-Feld

Stiftung Insel Hombroich
Minkel 2
41472 Neuss
Tel. 02182 / 887-4000 

Geöffnet jeweils am 1. Sonntag im Monat (außer Januar) von 11 bis 17 Uhr.