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rheinische ART 03/2016

Archiv 2016

KRIEGSVERBRECHEN KINDERRAUB

„Eingedeutscht“


Es ist ein düsteres und erschütterndes Kapitel der NS-Zeit und doch ein fast vergessenes Verbrechen. Tausende von Kindern wurden vom NS-Regime zwangsgermanisiert.

 

Bislang wenig beachtet: Die vom NS-Regime geraubten und zwangsweise germanisierten Kinder aus besetzten Gebieten. Oft bis 1945 unter Zwang adoptiert, wurde sie auch noch im Nachkriegsdeutschland festgehalten. Foto © NS-Dokumentationszentrum Köln Ausstellungsplakat (Auszug)

 

Während des Zweiten Weltkriegs nahmen die Nationalsozialisten in Polen und auch anderen okkupierten Ländern wie der Tschechoslowakei oder Norwegen Eltern ihre Töchter und Söhne weg.

     Schätzungen gehen von bis zu 200.000 Opfern aus, genaue Zahlen liegen nicht vor. Besonders betroffen: blonde und blauäugige Jungen und Mädchen. Sie wurden entführt, in Züge gesteckt und ins „Deutsche Reich“ deportiert. In Heimen, Lagern oder in „Pflegefamilien“ beraubte man sie ihrer kulturellen Identität, unterzog sie Umerziehungsprogrammen und deklarierte sie schließlich zu Deutschen. „Eindeutschung“ war der Sprachgebrauch für diese brutale Zwangsgermanisierung.

 

Heinrich Himmler „begutachtet“ 1941 in Minsk persönlich Kinder nach ihrem „arischen“ Aussehen. Foto © Privat, NS-Dokumentationszentrum Köln 2016

 

Zyta Suse wurde im Alter von sieben Jahren aus Polen geraubt. Da sie sich der Umerziehung widersetzte, wurde ihr in einem psychologischen Gutachten ein „erheblicher Entwicklungsrückstand“ attestiert. Foto © Privat, NS-Dokumentationszentrum Köln 2016

 

Die Wanderausstellung „Geraubte Kinder – Vergessene Opfer“ im Kölner NS-Dokumentationszentrum erinnert an das schwere Los dieser Kinder. Viele konnten nach dem Krieg nicht in ihre Heimat zurückkehren, weil die deutschen Jugendämter oft bei der Verschleierung des Menschenraubs mitwirkten und die entführten Mädchen und Jungen mit einer fremden Identität „einbürgerten“.

     So haben die meisten dieser Kinder nach Ende des Zweiten Weltkriegs ihre Eltern nicht wiedergesehen. Wenn sie doch in die ehemalige Heimat zurückkehrten, erlebten sie erneut einen Schock: Einige waren nicht mehr in der Lage, sich in ihrer Muttersprache zu verständigen. Andere schafften es nicht, die in den langen Jahren der Trennung entstandene emotionale Kluft zwischen sich und den Eltern zu überwinden. Andere wiederum wurden als „Feindeskinder“ stigmatisiert.


Identitätsverlust Zahlreiche dieser, als Kleinstkinder systematisch selektierten, Menschen leben noch heute unter falschen Namen in der Bundesrepublik Deutschland, oftmals ohne es selbst zu wissen. In manchen Fällen konnte ihre wahre Identität ermittelt werden. Die geraubten Kinder galten während der NS-Zeit als „gewünschter Bevölkerungszuwachs“. Eine Schlüsselrolle bei dem Kinderraub spielte der Reichsführer-SS Heinrich Himmler mit seinem „Erlass zur Festigung des deutschen Volkstums“ sowie die SS-Organisation „Lebensborn e.V.“, über die die Zwangsgermanisierung erfolgte.


Ignoriert Fast alle von diesem Kriegsverbrechen Betroffenen leiden noch heute unter den psychischen Folgen der Verschleppung. Die ihnen widerfahrene Gewalt wurde nie als Verbrechen anerkannt.


 Der Verein „Geraubte Kinder – vergessene Opfer e.V.“ gestaltete die Ausstellung.

rART

 

Die Ausstellung „Geraubte Kinder – vergessene Opfer“ wird bis zum 3. April 2016 gezeigt.
NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
EL-DE-Haus
Appellhofplatz 23-25
50667 Köln
Tel 0221 – 2212 6332
Öffnungszeiten
DI-FR 10-18 Uhr
SA,SO 11-18 Uhr

 

 

 

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