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rheinische ART 03/2016

Archiv 2016

KONZEPTKUNST

SONG Dong schmeißt nichts weg!


Flohmarkt und Kunstmarkt – geht das zusammen? Durchaus. Altes Mobiliar, Kartons, Abfall, Reistüten, Zeitungen, Kurioses und Kaputtes sind unter anderem die Exponate, mit denen der chinesische Konzeptkünstler SONG Dong arbeitet.


 

ZHAO Xiangyuan (1938 – 2009) und / and SONG Dong Waste Not - wu jin qi yong, 2005 – fortlaufend / ongoing Diverse Materialien und Objekte / Diverse materials and objects Courtesy SONG Dong und / and Tokyo Gallery + BTAP Foto/photo: Katja Illner

 

Die Kunsthalle Düsseldorf zeigt den gebürtig aus Peking stammenden Künstler in einer umfassenden Retrospektive. SONG Dong, 1966 während der berüchtigten Kulturrevolution geboren, zählt zu den be-kanntesten international agierenden Kreativen Chinas und gilt seit den 1990er-Jahren als einer der wichtigsten Vertreter chinesischer Konzeptkunst.

 

ZHAO Xiangyuan (1938 – 2009) und / and SONG Dong Waste Not - wu jin qi yong, 2005 – fortlaufend / ongoing Diverse Materialien und Objekte / Diverse materials and objects Courtesy SONG Dong und / and Tokyo Gallery + BTAP Foto/photo: Katja Illner

 

Bildsprache Seine künstlerische Praxis vereint eine Vielzahl von Medien und experimentellen Arbeitsweisen. Basierend auf biografischen Erlebnissen thematisiert er, wie sich kulturelle und geschichtliche Ereignisse sowie wirtschaftliche und politische Umstände konstitutiv auf das individuelle Leben auswirken. Seine Werke zeichnen sich durch eine ausdrucksstarke Bildsprache aus, die auf feinsinnige Weise diffizile Lebenssituationen konkret beschreibt. Indem der Künstler stets einen persönlichen Zugang wählt, bietet er den Betrachtern die Möglichkeit zur Identifikation.

 

ZHAO Xiangyuan (1938 – 2009) und / and SONG Dong Waste Not - wu jin qi yong, 2005 – fortlaufend / ongoing Diverse Materialien und Objekte / Diverse materials and objects Courtesy SONG Dong und / and Tokyo Gallery + BTAP Foto/photo: Katja Illner

 

SONG Dong ist ein Beispiel dafür, dass moderne chinesische Kunst mehr ist als der allgegenwärtige Ai Weiwei. Äußeren Zwängen unterliege er nicht, wird SONG Dong zitiert, „…Ich kann heute in China zeigen, was ich will.“ Und mit seiner Installation „Waste not“ (Nichts wegwerfen, kein Abfall), die zentrale Arbeit von ihm in der Düsseldorfer Kunsthalle, greift er eine dieser Lebenssituationen im China der letzten Jahrzehnte künstlerisch auf: die Mangelwirtschaft. 

     Die Installation ist ein Highlight der Ausstellung und war schon in Peking, New York und San Francisco zu sehen. Der großflächige Aufbau wird aus einem Holzhaus und über 10.000 Haushaltsobjekten seiner Eltern gebildet, die alles im Laufe des Lebens ansammelten. Alles zusammen gewährt nicht nur einen intimen Einblick in die Familiengeschichte des Akteurs, sondern sie dokumentiert sehr anschaulich auch ein wichtiges Stück chinesischer Kulturgeschichte.

 

ZHAO Xiangyuan (1938 – 2009) und / and SONG Dong Waste Not - wu jin qi yong, 2005 – fortlaufend / ongoing Diverse Materialien und Objekte / Diverse materials and objects Courtesy SONG Dong und / and Tokyo Gallery + BTAP Foto/photo: Katja Illner

 

SONG Dong My first home, 2012 Holz und Mixed Media/wood and mixed media © SONG Dong, Courtesy of Pace Beijing Foto/photo: Katja Illner

 

Behalte das! Denn das Horten von Dingen war zunächst aufgrund der kritischen wirtschaftspolitischen Situation Chinas ein ungeschriebenes Gesetz im Alltag. Nach dem Tod des Vaters entwickelte sich die Lebensweisheit für SONGs Mutter zu einer obsessiven Praxis, um Verlust und Einsamkeit zu verdrängen. SONG Dong erinnert sich: „Meine Mutter sagte, behalte das, schmeiß´ nichts weg!“ Für die Realisierung von „Waste Not“ bezog der Künstler seine Mutter und andere Familienmitglieder ein uns setzte damit einen Prozess der Trauerbewältigung in Gang.

     Was SONGs Werke vermitteln, ist eine große Portion Erinnerungskunst. Als Konzeptkünstler, so betont die Kunsthalle, kreist SONG um Themen wie Zeit und Vergänglichkeit, Erinnerung und Verlust, Vergangenheit und Gegenwart sowie um das Verhältnis von Leere und Fülle, innerer und äußerer Welt.   

     Eine wesentliche Bedeutung komme dabei dem Taoismus zu, in dem die Unausweichlichkeit des Wandels und das Hier und Jetzt im Mittelpunkt stehen. Dies hat SONG Dong zum Beispiel bereits in seinen auf der Documenta (13) im Jahre 2012 gezeigten Arbeiten Doing Nothing Garden oder in Water Diary und Eating the City, die beide ebenfalls in der Kunsthalle zu sehen sind, unterstrichen.

rART/ K2M

 

Die Ausstellung "SONG Dong" wird bis zum 13. März 2016 gezeigt.
Kunsthalle Düsseldorf
Grabbeplatz 4
40213 Düsseldorf
Tel. +49 (0)211 8996 256
Öffnungsgezeiten
DI-SO 11-18 Uhr

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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