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rheinische ART 08/2016

Archiv 2016

VOM BILD DER FRAU
#femaleheroes

 

Heldinnen! Der Begriff scheint wie aus der Zeit gefallen. Gibt es sie überhaupt noch, die – männlichen, weiblichen - Heroen? Und was haben Heldinnen mit dem Heute zu tun? Es ist ein ungewöhnliches Thema, dem sich die Kölner Galerie Priska Pasquer in ihrer Sommerausstellung widmet und die Frage stellt: "Who are your #femaleheroes?"

 

Catrine Val FEMINIST Victoria, 2012 ©Foto Curtesy Priska Pasquer

 

Antworten geben vier Künstler. Diese griffen aber nicht das Heroische in dem Bereich der Sagen und Legenden auf und ließen auch die mit zahlreichen Übermenschen gesegnete Antike links liegen. Vielmehr sahen sie sich in der Gegenwart um. Nicht mehr in Harnisch gepackt mit dem Schwert an der Seite oder als kluge Regentin in Hermelin gekleidet fanden sie sie, die „Heldin“, sondern als persönliches Vorbild, als Idol, aber auch als Wunschbild. Der Begriff der Heldin erfährt in unserer Zeit und Gesellschaft vielfach eine sehr persönliche Genese.

 

Johanna Reich HEROINES (Kay with Marilyn), 2014/2015 ©Foto Curtesy Priska Pasquer

 

Wunschbild Da sind zum einen die fotografischen Arbeiten von Johanna Reich (*1977). In ihrem Projekt Heroines fragt sie junge Mädchen nach ihren weiblichen Vorbildern. Anschließend projiziert sie ein Foto der genannten Ikone auf Gesicht und Körper der jungen Frau. In der Überblendung entstehen Zwittermenschen mit auch verzerrten Zügen. Doch das Groteske wird von der Künstlerin nicht digital harmonisiert. Was bleibt, ist eine große Spannung zwischen Selbst- und Wunschbild. Es ist eine persönliche Offenbarung, die da in den doch sehr lebhaften Portraits visuell stattfindet. Die Titel erwecken Vertraulichkeit, denn mit der Namensnennung der Protagonistinnen wird es persönlich: Clara with Frida oder Göksel with Lady Gaga.

 

Catrine Val FEMINIST Maria, 2012 ©Foto Curtesy Priska Pasquer

 

„Identitätsbildung“, so schreibt die Galerie, „ ... findet heute zu einem erheblichen Teil auf digitaler Ebene statt. Erstaunlicherweise wird unsere 'Gesellschaft der Singularitäten' von Stereotypen und Klischees beherrscht.“ Das Individuelle findet seine Grenze bekanntlich da, wo die Schablone, wie in der Modewelt, das Sagen hat. Die Fotografin Catrine Val (*1970) dekonstruiert in ihrer Serie FEM!NIST festgefahrene (Bild)Muster von Weiblichkeit.

     Val erreicht dies mit der Inszenierung von Frauen, die rein äußerlich aus der Rolle fallen. Posierend vor surreal anmutenden Settings stellen sich ihre Heldinnen mit Fantasie und Übermut den Blicken der Öffentlichkeit. „Die Vervielfältigung der Frau und ihr verkrampftes Spiel mit der täglich neuen Selbstinszenierung entlarven das Kräftemessen zwischen Authentizität und Inszenierung. Es bleibt offen, wer die Frau eigentlich ist. Sie bewegt sich im Reich der Utopie, aber manchmal greift sie nach den Sternen. Phänomenistinnen – so sind wir“, wird Val zitiert.
 

Radenko Milak Diane Arbus, 2016 ©Foto Curtesy Priska Pasquer

 

Leben und Werk Radenko Milak (*1980) hat eigens für diese Ausstellung Schwarz-Weiß-Aquarelle bekannter Künstlerinnen wie Camille Claudel, Frida Kahlo (mehr), Diane Arbus oder Georgia O'Keeffe angefertigt. Es sind Doppelbildnisse, jeweils bestehend aus einem Porträt und einem Werk der Künstlerinnen. Milak verarbeitet Vorlagen aus Filmen, Reportagen oder Pressebildern, die er im Internet findet.
     Durch die malerische Übertragung ins Aquarell übersetzt er die massenhaft reproduzierbaren Bilder in Unikate. Gleichzeitig bringt er fotografische Porträts und eigene Werke der Künstlerinnen auf eine Ebene. Milaks Absicht ist es, damit die Rezeption von Kunst von Frauen zu kommentieren, bei der es sehr oft mehr um die Mischung von „Leben und Werk“ als um das Werk selber geht.
 

Rudolf Bonvie Frauke Petry, 2016 ©Foto Curtesy Priska Pasquer

 

Politische Fotomontage Rudolf Bonvie (*1947) beschreibt die Galerie als einen politisch engagierten Künstler, der sich „ ... mit den historisch-kulturellen Mechanismen und Auswirkungen der Medienpropaganda (Kommunikation durch Bilder) auseinandersetzt. (...) Bonvie’s Arbeiten befassen sich mit der Frage: Worauf beruht das heutige Bild von HeldInnen beziehungsweise Anti-HeldInnen? In der Tradition von John Heartfield (1891-1968) (mehr), dem Pionier der politischen Fotomontage, nimmt er die idealisierende Selbstdarstellung radikaler Politikerinnen unter die Lupe.“

     So belegt er das lächelnde Gesicht der Chefin der AfD, Frauke Petry, mit einem Gesichts-Tattoo in Form eines Totenkopfes. „Der engagiert auftretenden stellvertretenden Bundesvorsitzenden Beatrix von Storch ging es nicht besser: Ihr eiskalter Blick gefriert in seinem künstlerischem Zugriff zur starren Maske“, ergänzt die Galerie.
     Bonvie stellte seine Fotomontagen im Februar 2016 bei Facebook ein und machte sie so der breiten Öffentlichkeit zugänglich. Die Resonanz auf seinen Account liefert er gleich mit.

 

 Ergänzend zu der Ausstellung Who are your #femaleheroes? wird eine Kabinettausstellung mit fotografischen Portraits von Frauen aus den 20er- und 30er-Jahren präsentiert. Berühmte Künstler haben sie ins Bild gerückt, die „Neue Frau“ dieser Zeit in ihrer Sportlichkeit und mit kurzen Haaren. Zu ihnen zählen die russischen Konstruktivisten Gustav Klutsis (1895-1938) und Alexander Rodchenko (1891-1956), deutsche Avantgardekünstler wie August Sander (1876-1964) und Anneliese Kretschmer (1903-1987) oder die Futuristin Adele Gloria (1910-1984).

ruwoi

 

Die Ausstellung „Who are your #femaleheroes?“ wird bis zum 27. August 2016 gezeigt.
Priska Pasquer
Albertusstraße 18
50667 Köln
Tel. 0221 / 9526313
Öffnungszeiten

DI - FR 11 - 18 Uhr

SA 11 - 16 Uhr

Galerieferien bis 06.08.2016

 

 

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