rheinische ART
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rheinische ART 04/2016

Archiv 2016

BANKSY UND WARHOL

Street-Art trifft Pop-Art

 

Ein Meeting Point soll es werden, das neue Modern Contemporary Museum (MOCO) in Amsterdam. Die Eröffnungs-Exposition kombiniert Werke des wohl berühmtesten Sprayers Banksy mit denen des Pop-Art-Idols Andy Warhol. Fast 90 Arbeiten beider Protagonisten werden gezeigt. Damit ist die Schau nicht nur zwei Kunststars ersten Ranges gewidmet, sondern auch noch großzügig ausgestattet.

 

Banksy Beanfield Foto © Modern Contemporary Museum (MOCO) Amsterdam 2016. Das großformatige Werk mißt 3 x 4 Meter und war zuletzt 2009 ausgestellt worden.

 

Die Eröffnungsschau „Banksy: Laugh now“ in einem Museum ist in zweierlei Hinsicht überaus bemerkenswert.

 

     Phantom der Straße Es ist die bisher umfangreichste Ausstellung in den Niederlanden, die dem britischen Street-Art-Meister ausgerichtet wird. Banksy, so eine Art Phantom der Straße, ist mit seinen heimlich platzierten amüsanten, spöttischen und kritischen Kunstwerken im öffentlichen Raum wie eine Rakete in den Kunsthimmel geschossen. Zum zweiten: Der Künstler ohne öffentliches Gesicht, ohne Identität und ohne Vita ist offenbar jüngst mit modernen kriminaltechnischen Verfahren enttarnt worden. Vieles spricht dafür, dass der bislang mysteriöse Kunstrebell und grandiose Spraybild-Erzeuger bürgerlich Robin Gunningham heißt und 1973 in Bristol geboren wurde.

 

Banksy Corrupted Oil-Jerry Foto © Modern Contemporary Museum (MOCO) Amsterdam 2016

 

Graffiti Vor Jahren produzierte er erste Schlagzeilen. An verbotenen Orten in Bristol und London brachte er ätzend zeitkritische, oft hochpolitische, aber auch witzige Wand- und Straßenbilder an. Banksy steht damit im weitern Sinne in der Tradition eines Diego Rivera (mehr) und dessen revolutionären Mauerbildern (murales) der 20er Jahre, den New Yorker U-Bahn-Graffitis von Keith Haring (mehr) und den Protest-Spraybildern des Zürcher Harald Naegeli.

 

Banksy Love is in the air Foto © Lionel Gallery Amsterdam 2016

 

Das Phantom Banksy hat auf seine Weise so manche Hausfassade "verschönert", verzichtete auf Signatur und Autorenschaft und schuf so Kunst für alle. Später hängte der Sprayer eigene Arbeiten auch ungefragt in namhaften Museen auf. Das war eine Art Verhöhnung des klassischen Kunstbetriebs. Von derartigem Guerilla-Vorgehen waren unter anderen die Londoner Tate Modern, das New Yorker MoMA und das Metropolitan Museum of Art sowie der Louvre in Paris betroffen.

 

Andy Warhol Marilyn Foto © Modern Contemporary Museum (MOCO) Amsterdam 2016

 

Warhol  Mit der Schau der Pop-Ikone Andy Warhol unterstreicht das neue Haus in Amsterdam seine Zielrichtung. Es will nämlich ein internationales und breit gefächertes, vor allem junges Publikum ansprechen. Die Arbeiten des US-Künstlers werden unter dem Titel „Warhol: Royal“ präsentiert. Die Galeristen und MOCO-Betreiber denken daran, bis zu vier Wechselausstellungen jährlich realisieren zu können.

 

Im Visier haben sie dabei Salvador Dali, die niederländische Video- und Animationskünstlerin Irma de Vries und die amerikanische Urban-Art-Vertreterin Maya Hayuk. Ebenfalls interessant: der aus der Graffiti-Szene stammenden junge US-Künstler KAWS, der mit comicartigen Bildern und Skulpturen die Kunstwelt erobert sowie das brasilianische Street-Art-Duo Os Gȇmeos. Wie auch der Street Art-Star Banksy haben Os Gȇmeos bereits den Schritt in die etablierte Kunstwelt vollzogen.

 

Die Banksy-Ausstellung ist aber auch eine Verkaufsschau, in der Werke von ihm erworben werden können. Kunst kaufen in einem Museum? Oder möchte man hier den traditionellen Museumsbegriff revolutionieren wie die präsentierten Künstler den Kunstbegriff revolutionierten und hat ein, nennen wir es: Galeriemuseum, eröffnet? Tatsache ist: die Macher des neuen privaten Museums kennen die kommerzielle Seite der Kunst sehr wohl. Die Preise für beispielsweise zertifizierte Banksy-Unikate haben längst schwindelerregende Höhen erreicht. Der Künstler sei "im sechsstelligen Segment und in der High Society angekommen", schreibt der SPIEGEL (Nr.15 vom 9.4.2016) über die verblüffende Entwicklung des ´Kunst-Terroristen´. 
 
     Das MOCO ist nach eigenen Angaben ein Privatmuseum der niederländischen Galeristen Lionel und Kim Logchies, die in der Nieuwe Spiegelstraat 64 in Amsterdam die Lionel Gallery betreiben. Es befindet sich in exquisiter Lage am Amsterdamer Museumsplatz, geradezu eingerahmt von drei berühmten Kunst-Tempeln: dem Van Gogh-Museum, dem Rijksmuseum und dem Stedelijk Museum.

     Das Haus hat seine Räume in der beeindruckenden Stadtvilla „Alsberg", die von Architekt Eduard Cuypers entworfen wurde. Eduard ist der Cousin des weltbekannten Pierre Cuypers, der für die Gestaltung des Rijksmuseum (mehr) auf der gegenüberliegenden Seite des Museumsplatzes verantwortlich war. Seit Ende der 1990er Jahre zeigen die Logchies Kunstwerke von namhaften Kreativen aus der internationalen Kunstszene - von Pablo Picasso bis Jeff Koons und von Damian Hirst (mehr) bis Jean-Michel Basquiat.

K2M/bra

 

 Zitierquelle: Tod eines Phantoms DER SPIEGEL 15/2016 vom 9.4.2016 S. 105

Die erste umfangreiche Banksy-Ausstellung in Deutschland zeigt die Galerie Kronsbein in München ab dem 14. April 2016.  


Die Ausstellungen „Banksy: Laugh now“ ist bis zum 4. September 2016 terminiert. Die Exposition “Warhol: Royal” endet am 3. Juli 2016.
Modern Contemporary Museum (Moco)
Honthorststraat 20/ Museumplein
1071 Amsterdam
Tel. +31 (0)20 370 1997
Öffnungszeiten
MO - DO, SA, SO 10-20 Uhr (Sommer) & 10-18 Uhr (Winter)
FR 10-21Uhr

 

 

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